World Solar Challenge 2017

Die Regeln für die "Cruiser-Klasse", in der die Bochumer fahren, haben sich in diesem Jahr radikal geändert: Die Geschwindigkeit entscheidet in keiner Weise über Sieg oder Niederlage. Vorgegeben ist lediglich ein Zeitfenster, in dem Adelaide erreicht werden muss und zwar am Freitag, 13. Oktober, zwischen 11 und 14 Uhr Ortszeit. Die Anzahl der Personen, die transportiert wurden und die verbrauchte Energie (gemessen in der Anzahl der über das Stromnetz befüllten Ladungen der Batteriekapazität) bilden die Grundlage der Wertung für die Platzierung. Eine Praktikabilitätsprüfung mit Einparktests, Stauraumcheck etc. und eine Jurorenbewertung, bei der Autoprofis entscheiden können, welches Solarcar sie kaufen würden, findet am Samstag, den 14. Oktober statt.

Tagebucheinträge

2. Oktober 2017: Angekommen in Darwin

Letzte Verbesserungen am blue.Cruiser sind heute dran und auch die Konkurrenz ist in Darwin angekommen

Es fühlt sich an wie ein Schlag mit einem nassen, heißen Handtuch, wenn man nach dem Flug zum ersten Mal das Klima von Darwin, der nördlichsten Metropole von Australien, am eigenen Körper erfährt. Die Temperatur liegt tagsüber bei mehr als 35 Grad, gepaart mit einer Luftfeuchtigkeit im Bereich von 80%. Ein Klimacocktail, der jede hektische Bewegung mit einem Schweißausbruch bestraft. Der Autor dieser Zeilen, der ab jetzt die Berichterstattung für die Abteilung News auf den Webseiten übernimmt, sollte eigentlich bei seinem 8. Aufenthalt hier nicht mehr überrascht sein. Wie heftig es sich wirklich anfüllt, hat man aber offensichtlich nach 2 Jahren erfolgreich verdrängt.

Der erste Termin für das Team steht heute um neun Uhr am Morgen auf dem Programm. Gestern Abend ist man angekommen, die Werkstatt in einer Schule im Stadtteil Nightcliff wurde eingerichtet. Jetzt stehen die Prüfer der nordaustralischen Straßenzulassungsbehörde am deutschen SolarCar und wollen sehen, ob man diesen Prototypen für Testfahrten hier vor Ort auf die öffentliche Straße lassen darf. Diverse Punkte werden in Augenschein genommen, die Abstandssensoren fallen positiv auf. Einige sehr offiziell aussehende Formulare werden angekreuzt und abgehakt, dann darf der Türkisblaue aus Deutschland down under fahren.

Während Teamchef Max Ringel die Prüfer bedient, kann der Rest der Studierenden frühstücken. Cerealien und Toast bietet das „Buffet“, aber auch die Pizzareste von gestern werden nicht verschmäht.

In der Werkstatt geht es heute an die letzten Arbeiten vor dem Rennen. Bei den Regenfahrten der letzten Tage sind noch einige undichte Stellen aufgefallen, vor allem im Bereich der Tür, aber auch die Radkästen sollen noch wasserabweisender gestaltet werden.

Ein Ausflug zum Hidden Valley vor den Toren der Stadt führt zum Race Track. Hier findet am kommenden Samstag das dynamische Scrutineering statt, bei dem die Autos zeigen müssen, ob die Fahrstabilität verkehrssicher ist. In diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Testprogramm eine Acht, die abzufahren ist. Hier wird Yago Elbrecht als Schiedsrichter auf die korrekte Spurwahl achten. Alten Freunden des Bochumer SolarCar-Teams dürfte der Name bekannt vorkommen. Yago gehörte zum Weltumrunder-Team, das mit dem SolarWorld GT fast 30.000 Kilometer zurückgelegt hat und damit im Guinness-Buch der Weltrekorde steht.

Viele Teams haben hier in den Boxen eine Werkstatt gefunden und so kann man ganz einfach die Konkurrenz ablaufen und in Augenschein nehmen. Es wird schnell klar, dass erneut ein Impuls aus Bochum bei vielen neuen Modellen zu sehen ist: Design spielt definitiv in diesem Jahr eine größere Rolle. In der Cruiser-Klasse finden sich vermehrt Fahrzeuge, die wirklich gut aussehen und nicht aus Deutschland kommen.

Zurück in der Werkstatt kann man Daniel Rauch als Führer durch die Werkstatt erleben. Er erklärt Grundschülern, was so besonders am thyssenkrupp blue.cruiser ist.

Vor der Werkstatt steht großes Reinemachen auf der Tagesordnung. Die Begleitfahrzeuge werden gewaschen und natürlich bekommt auch der Innenraum eine pflegende Generalüberholung. Man könnte meinen, es wäre Samstag und man sei noch in Deutschland.

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3. Oktober 2017: Ruhe vor dem Sturm

Das Team gönnt sich heute einen freien Tag, um die körpereigenen Akkus wieder aufzuladen

Anstrengende Tage stehen bevor, viele Studierende kommen an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit und das Klima tut sein Übriges dazu. Also gibt es heute eine Auszeit für alle. Ausflüge, Ausruhen, ab in den Pool - je nach Lust und Laune. Schon morgen heißt es wieder früh aufstehen, denn eine erneute Testfahrt steht auf dem Programm. Die Cox Peninsula Road ist für solche Fahrten freigegeben, eine Landstraße auf der gleichnamigen Halbinsel, eine Autostunde entfernt von Darwin. Fast kein Verkehr, aber es wird von wilden Pferden berichtet, die hier spontan auftauchen können. Wir werden sehen…

Heute startet das "Static Scrutineering", die Bochumer müssen erst am Donnerstag antreten. Vorab auf jeden Fall eine gute Gelegenheit, die Konkurrenz in Augenschein zu nehmen. Mit Media-Ausweis darf man ganz nah an die Solarcars heran und kann im Detail begutachten, wie gut die Fertigung gelungen ist. Ein breite Spanne ist zu sehen: Einerseits mehr als Daumenbreite Spaltmaße und exzessive Verwendung von Klebeband und Silikon, andererseits perfektes Oberflächenfinish bei Sichtcarbon und Fahrwerksteilen. Hier stehen noch Solarzellen ab, weil sich die Verklebung gelöst hat, dort elegant mehrdimensional gebogenen Solargeneratoren, die für sich allein schon ein Kunstwerk darstellen könnten.

Besonders beeindruckend, wie sich manche Teams weiterentwickelt haben. Zum Beispiel die Studierenden aus Łódź (Polen): Vor 2 Jahren brachten sie einen sehr robusten, aber schweren Cruiser im Stil des Eindhovener Busses an den Start, der im Detail auch bei der Fertigungsqualität nicht vollständig überzeugen konnte. Jetzt präsentieren sie eine perfekt gebaute Karosse mit 370 kg Gesamtgewicht, im Cruiser-Vergleich ein echtes Leichtgewicht, 40 kg allein wiegt das Batteriepaket. Man darf spekulieren, wie oft die Polen laden wollen. Mehr als einmal auf der Strecke wahrscheinlich nicht.

Ähnliche Fortschritte zeigen die Kollegen aus Sydney vom Sunswift-Team. Mit viel Phantasie konnte man beim letzten Mal erkennen, wie das Auto hätte werden können. In diesem Jahr glänzt eine polierte Carbon-Oberfläche, im Innenraum leuchtet ein elegantes Fahrerdisplay.

Dies sind nur zwei Beispiele aus dem Starterfeld der Cruiser-Klasse, die deutlich machen, dass der Designtitel in diesem Jahr hart umkämpft sein wird.

Im Foyer des Convention Centers, in dem in diesem Jahr das Scrutineering stattfindet, steht Chris Selwood, der Chef der Bridgestone World Solar Challenge, vor der Kamera und gibt ein Interview für das von den Bochumern engagierte Kamerateam. Eine halbe Stunde war geplant, eine Stunde nimmt sich Chris Zeit und beantwortet alle Fragen rund um den Wettbewerb.  Wir dürfen gespannt sein auf die Doku, die hier entsteht. Im Januar 2018 will das Incenio-Team den Film fertig geschnitten haben. Dann soll es eine Kinovorführung geben. Wir werden rechtzeitig dazu einladen.


4. Oktober 2017: Testen, testen, testen ...

Der thyssenkrupp blue.cruiser fährt auf der Cox Peninsula Road, die Spitzenchallenger müssen zum Scrutineering

Punkt 8 Uhr setzt sich der Konvoi in Gang. Die Simulation des Rennalltags steht heute auf der Agenda des Bochumer Teams. Erst das Lead, dann der Solarwagen, dann das Chase mit dem Observer. Welcher Observer? Dafür wurde Peter Neumann verpflichtet, Professor für Konstruktionstechnik und langjähriger Projektunterstützer, von Anfang an dabei. Er fährt in diesem Jahr zum ersten Mal bei der WSC mit und kann an diesem Tag eine wichtige Rolle übernehmen. Der Platz des unabhängigen Schiedsrichters findet sich bei jedem Team auf dem Beifahrersitz des Chase. Er muss alle Regelverstöße wie zu schnelles Fahren oder gefährliches Überholen aufschreiben, darf dem Team aber keine Tipps geben. Er muss verpflegt werden und auch ansonsten müssen die Studierenden sich um ihn kümmern.

Zur gleichen Zeit werden im Convention Center von Darwin die Top-Challenger zur Begutachtung vorgeführt. Man kann zur Sinnhaftigkeit dieser Fahrzeugklasse im Wettbewerb stehen wie man will: Hier sieht man perfekte Ingenieurskunst bei allen Teams. Die Regeln haben sich geändert, die Fläche der Solarzellen wurde nochmals verkleinert. Gallium-Arsenid-Zellen dürfen 3,56 qm Fläche einnehmen, Silizium 4 qm, spezielle hocheffektive Mehrschicht-Zellen sind begrenzt auf 2,64 qm.

Je nach Wahl der Zellen ergeben sich so unterschiedlich Aerodynamische Designs, die sich in diesem Jahr so deutlich voneinander unterscheiden wie selten zuvor.

Da gibt es lange, flache, monolithische Rennpfeile wie die von Michigan/USA oder Tokai/Japan. Auf der anderen Seite die Katamarane wie der des amtierenden Weltmeisters Nuna/Holland oder auch der des deutschen Teams in dieser Klasse aus Aachen. Daneben finden sich noch Tropfendesigns mit aufgesetzter sehr dünner Solarfläche. Kokaguin aus Japan gehört zu dieser Gruppe. Das Katamarandesign hat sich bewährt, bei allen anderen Konstruktionen darf man auf die Effizienz, vor allem aber auf die Seitenwindempfindlichkeit gespannt sein. Der Seitenwind im Süden von Australien war schon öfter Ursache für Unfälle im Wettbewerb.

Endgültig zu Ende ist die WSC für die Studierenden aus Cambridge. Bei Testfahrten am vergangenen Wochenende in der Nähe von Coober Pedy kam es zu einem Unfall, bei dem die Fahrerin leicht verletzt wurde. Es wird von einem Nasenbeinbruch und Hautabschürfungen berichtet. Das Fahrzeug kann nicht mehr rechtzeitig repariert werden. Schon das zweite Mal bei fünf Teilnahmen insgesamt muss das englische Team der Elite-Universität kurz vor dem Rennen die Teilnahme absagen.

Keine guten Nachrichten kommen auch von der Testfahrt der Bochumer Studierenden. Nach einer Stunde Fahrt bei steigender Geschwindigkeit bis 75 km/h steigt zunächst einer und nach kurzer Zeit noch ein zweiter Motorcontroller aus. Es riecht nach zu viel Strom und bei näherer Analyse stellt sich heraus, dass mehrere Leistungselektronik-Bauteile im Inneren sichtbar beschädigt sind. Der blue.cruiser muss auf den Trailer. Es geht zurück in die Werkstatt. Jetzt muss schnell eine Lösung gefunden werden. Die Ersatzmotorcontroller sind noch beim australischen Hersteller, der sie eigentlich schon lange hätte zurückliefern müssen. Also muss auf jeden Fall hier noch mal Druck gemacht werden. Eine weitere Möglichkeit fällt Teamchef Max Ringel ein. So traurig es ist, aber man könnte Cambridge jetzt fragen, deren Controller zu leihen. Derweilen diskutiert die Elektroniktruppe konzentriert und intensiv, was diesen Schaden verursacht haben könnte. Haben die Controller doch Wasser abbekommen bei der letzten Regenfahrt? Gab es eine ungewöhnliche Belastung durch die Fahrsituation? Ist die Temperatur zu hoch gewesen? Punkt für Punkt wird sorgfältig analysiert. Die Zeit drängt, spätestens am Samstag zum Scrutineering muss der blue.cruiser fahrbereit sein.

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5. Oktober 2017: Er fährt wieder

Eine harte Nachtschicht bringt den blue.cruiser wieder "auf Spur" - rechtzeitig zur Inspektion

Die gute Nachricht vorweg: Der Sonnenwagen aus Bochum rollt wieder aus eigenem Antrieb. In einer Nachtschicht hat das Elektrik-Team die Controller des englischen Teams aus Cambridge eingebaut und in einer Testfahrt auf der Cox Peninsula ausprobiert. Eine knappe Stunde war man unterwegs, bisher sieht alles gut aus.

Gegen Mittag steht das Scrutineering an, die Inspektion durch die Experten des Veranstalters. Alle Studierenden aus Bochum sind dabei und ein donnernder Applaus ertönt, als der thyssenkrupp blue.cruiser in die Halle fährt. Laute Musik kommt aus den Boxen, als Janin Reinarz die Tür öffnet und fragt, wo sie parken soll.

Die erste Station soll klären, wo die vorgeschriebene Fläche für die Aufkleber des Veranstalters ist. Schon hier gibt es eine längere Diskussion, ob die vorgesehene Frontfläche dafür passend ist. Dann geht es auf die Waage. 490 kg bringt der Viersitzer aus Bochum zur Anzeige. Damit gehört er zu den schwereren Vertretern in der Cruiser-Klasse. Die Eindhovener und auch die Polen sind 100 kg leichter. An der nächsten Station wartet ein alter Bekannter aus Deutschland als Prüfer. Oliver Gochermann, der bisher immer die Solarzellen für Bochum geliefert hat, testet mit einer Schablone, ob der Fahrerplatz die vorgeschriebene Geometrie hat. Einem Pferd in der Form nicht unähnlich, trägt sie den Namen "Horst the horse". Den Schluss dieser Station bildet der Ausstiegstest. Alle vier Passagiere müssen in 15 Sekunden das Fahrzeug verlassen haben. Gestartet wird in angeschnallter Position mit geschlossenen Türen. Der blue.cruiser hat nur zwei davon, daher erscheint der Test nicht ganz unproblematisch. 3, 2, 1, los! Die Türen fliegen auf, Fahrer und Beifahrer springen raus, die Vordersitze nach vorne schieben, jetzt können die Hinterbänkler aussteigen. 7,5 Sekunden zeigt die Stoppuhr, da hätte man sogar die Türen noch wieder schließen können.

Licht und Sicht heißt die nächste Prüfung. Hat der Fahrer oder die Fahrerin den Überblick? Funktionieren alle Lichter? Sogar die Blinkfrequenz der Richtungsanzeiger wird gemessen und siehe da, das Bochumer Auto lässt sich zu viel Zeit. Kein ernstes Problem, denn das steuert ein Stück Software, die leicht geändert werden kann, was Benedict Colomo dann demonstriert.

Länger dauert es bei der Abnahme von Fahrwerk und strukturellem Aufbau. Die Kopffreiheit wird geprüft, die Konstruktion der Dreieckslenker genau unter die Lupe genommen. Ein Punkt, der noch geklärt werden muss, betrifft die Lenkung. Hier sind die Experten von der Lage der Sollbruchstelle nicht überzeugt - diese soll verhindern, dass die Lenkstange beim Frontaufprall den Fahrer verletzt. 

Weiter geht es zur Elektrik-Station. Dr. John Storey, ein Veteran der WSC, der seit 30 Jahren bei allen bisherigen Wettbewerben dabei ist, vergleicht, ob die Schaltpläne, die im Vorhinein eingereicht wurden, mit dem übereinstimmen, was tatsächlich gebaut wurde. Er findet keinerlei Mängel, ist vielmehr begeistert von einigen Schaltungskonzepten der Bochumer.

Es geht auf 17 Uhr zu. Eigentlich steht jetzt die Abnahme der Batterie an. Deren Demontage, um die Zellen, wie gefordert, zählen zu können, dauert jedoch sicher mehr als 45 Minuten. Also vertagt man sich auf den nächsten Morgen um 8 Uhr. Bis dahin bleibt auch die Chance, noch ein paar andere offene Punkte zu klären und die geforderten Erklärungen dafür zu liefern.

Wenn das morgen geschafft ist, soll es nochmal auf die Cox Peninsula gehen. Eine weitere Testfahrt soll zeigen, ob wirklich alles stabil funktioniert. Um 16 Uhr gibt es einen Termin im Hidden Valley. Eine 8-Figur muss in weniger als 18 Sekunden durchfahren werden. Es bleibt spannend.

 

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6. Oktober 2017: Der Prüfung zweiter Teil

Die Batterien müssen vorgezeigt werden und die Mängel von gestern beseitigt werden

Vorhang auf zum zweiten Teil der Inspektion, hier Static Scrutineering genannt. Es fehlen noch ein paar grüne Punkte im Abnahmebuch und die müssen heute unbedingt verklebt werden. Die meiste Zeit braucht die Abnahme der Batterie und das damit verbundene Aus- und Einbauen. Hier muss extrem konzentriert gearbeitet werden, denn mit Gleichspannung deutlich über 100 Volt ist nicht zu spaßen. Spezielles isoliertes Werkzeug und entsprechende Handschuhe kommen zum Einsatz. Die Schutzbrillen werden aufgesetzt. Stück für Stück wird die Batterie zerlegt, denn zum Zählen der Batteriezellen muss die gesamte Elektronik und die darunterliegende Trägerplatte ausgebaut werden. Vorher wird natürlich vorschriftsmäßig Spannungsfrei geschaltet und gegen „wiedereinschalten“ gesichert.

In der Zwischenzeit versuchen die Mechaniker zu klären, was noch an der Lenkung geändert werden muss, damit der Prüfer seinen grünen Punkt verteilt. Eine Stahlplatte muss zwischen Lenkstange und

Lenkrad eingebaut werden, damit sichergestellt ist, dass sich die Stange im Schadensfall nicht durch das Lenkrad bohrt und den Fahrer verletzt.

Aufwendig gestaltet sich außerdem auch die Positionierung des Trackers, den der Veranstalter in jedes Auto einbaut, um den Verlauf der Fahrt zu kontrollieren. Eine Lösung wird erdacht, die leider die Beifahrerseite der vorderen Innenverkleidung verunstaltet.

Die Batteriezellen sind gezählt, die Lenkung korrigiert, der Tracker hat seinen Platz gefunden. Fast alle Punkte zeigen einen grünen Kleber. Nur die Teamregistrierung ist noch nicht abgeschlossen. Der Präsident der Hochschule Bochum kommt heute am Nachmittag in Darwin an und kann dann erst offiziell ins Team aufgenommen werden. Bis zur Hälfte der Strecke in Alice Springs will er dabei sein und am eigenen Leib erfahren, was es heißt, Solarcarianer zu sein.

Schneller als erwartet steht der Termin für die Stabilitätsprüfung im Hidden Valley an. Heute noch um 15 Uhr startet die Fahrt durch die Pylonenacht. Alle vier Sitzplätze müssen besetzt sein, 18 Sekunden darf man maximal für die Achterbahn brauchen. Fabian Jung sitzt am Steuer und fährt immer schneller durch den Parcour. Offensichtlich macht die Kurvenhatz im blue.cruiser richtig Spaß. 15,18 Sekunden stehen am Ende für die schnellste Acht auf der Uhr.

Eine kurze Pause, dann geht es gleich weiter auf die eigentliche Rennstrecke. Ein bisschen wenigsten will Fabian die Strecke kennenlernen, auf der er morgen früh die schnelle Runde fahren soll.

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7. Oktober 2017: Fastest Cruiser in Town

Die Stimmung bei den Bochumern erscheint ziemlich gedrückt an diesem Morgen vor dem dynamischen Scrutineering und Qualifying auf der Rennstrecke im Hidden Valley am Rande von Darwin. Gestern bei den letzten Testrunden auf der Strecke hat sich erneut ein Der Bochumer Sonnenwagen fährt in seiner Klasse die schnellste Runde auf der Rennstrecke im Hidden Valley

Motorcontroller verabschiedet. Schafft der blue.cruiser überhaupt die Strecke? Die Anspannung und Sorge kann man in den Gesichtszügen der Studierenden ablesen und auch der Autor dieser Zeilen hat schlecht geschlafen in der letzten Nacht.

Zwei laufende Motoren reichen für den Race Track und man muss ja auch nur zwei Runden fahren und danach noch Stabilitäts- und Bremstest bestehen. Wenn das geschafft ist, darf man mitfahren bei der Bridgestone World Solar Challenge 2017.

Die Top-Teams gehen nach dem Willen des Veranstalters ganz zum Schluss an den Start. So soll das Interesse und die Spannung hochgehalten werden. Der Startplatz für Bochum steigert den sowieso schon hohen Adrenalinpegel bei allen Involvierten. Ganz zum Schluss soll der thyssenkrupp blue.cruiser zeigen, was er kann. So richtig hat man sich mit dieser Favoritenrolle angesichts der zahlreichen Probleme noch nicht angefreundet.

Fahren wird - wie gestern - Fabian Jung. Das Auto muss voll besetzt sein, das war im letzten Wettbewerb vor zwei Jahren noch anders. Die ersten Rundenzeiten bei Cruisern und Challengern zeigen, dass dieser „Ballast“ alle Cruiser langsamer macht. Vor zwei Jahren waren die Eindhovener die schnellsten in beiden Klassen mit 1:54 min. Jetzt fahren die Cruiser eher Zeiten im Bereich von 2:30 min. Die schnellsten Challenger, besetzt nur mit Fahrer, sind nicht viel mehr als zwei Minuten unterwegs. Das Aachener Team legt mit 2:15.9 min eine Superzeit vor, Platz 5 in der Challenger-Klasse.

Der blue.cruiser fliegt durch die Kurven, Fabian findet die Ideallinie und hält den Wagen perfekt auf der Strecke. Kein Reifenquietschen, aber es ist deutlich zu hören, dass die Kurvengeschwindigkeiten sehr hoch sind. Am Ende stoppt die Uhr bei 2:16.8. Das bedeutet Platz 1 in der Cruiser-Klasse! Begeisterung in der Boxengasse, die Spannung löst sich, donnernder Applaus dröhnt über die Rennstrecke. Fastest Cruiser in Town!

Morgen geht es auf den Weg nach Adelaide. Dann wird sich zeigen, ob der thyssenkrupp blue.cruiser nicht nur schnell, sondern auch effektiv und zuverlässig sein kann. Daumen drücken kann nicht schaden.

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8. Oktober 2017: Los geht’s!

Die Sonne steht noch nicht am Himmel, da herrscht schon reges Treiben vor dem Parlamentsgebäude. Über 40 Solarcar-Teams treffen die letzten Vorbereitungen für die große Reise nach Süden. Nuon praktiziert einen besonders geräuschvollen Radwechsel, der Akkuschlagschrauber rattert extrem laut. Immerhin trägt der Bediener professionellen Schallschutz, die anderen Zuhörer halten sich erschreckt die Ohren zu.

Letzte Checks am blue.cruiser: Alles wird penibel auf Listen penibel abgehakt. Dann geht es endlich los! Zuerst geht die Challenger-Klasse auf die Strecke, dann folgt die Cruiser-Truppe. Alle 4 Plätze sind besetzt im Bochumer Sonnenwagen. Die Tourismus-Ministerin winkt die Flagge, der blue.cruiser macht sich als erster seiner Klasse auf den Weg.

Bei Kilometer 5 tönt der Funk: „Links anhalten, sofort links anhalten!“ Wieder ist ein Motorcontroller ausgefallen, auch die Sicherung der Batterie hat ausgelöst, ein Folgeeffekt des kurzschließenden Motorcontrollers. Die Reparatur kostet eine gute Stunde. Nur zwei Motoren bleiben in Betrieb. Ab jetzt wird nur der Fahrer im Auto bleiben, um jegliche Überlast vom Antriebsstrang wegzunehmen. Mit 85 km/h geht es zurück auf den Highway.

Die Bochumer kämpfen nicht allein mit der Technik. Diverse Solarcars finden sich im Laufe der der nächsten 200 km am Straßenrand. Posten mit gelben Flaggen sichern die Pannen ab. Nicola aus Thailand und TAFE aus Adelaide wurden schon getrailert, können also offensichtlich nicht mehr selber fahren. Sie sind damit aus der Wertung gefallen. 

Nach 322 Kilometern erreicht das Bochumer Solarauto ohne weitere Probleme den ersten Kontrollstopp bei Katherine. Als neue Regeln in diesem Jahr gilt: Erst wenn alle Insassen das Fahrzeug verlassen haben, beginnt die Pausenzeit von einer halben Stunde. Gar nichts darf verändert oder kontrolliert werden, aber natürlich wacht die Telemetrie über alle relevanten Parameter. Weiter geht es mit Stefan Bischoff am Steuer und auf dem Beifahrersitz nimmt Marc Dörner Platz. Um kurz vor drei verlässt der Tross den Haltepunkt. 2 Stunden bleiben noch bis zum Halt wie im Reglement vorgeschrieben. Über 500 km stehen am Ende auf dem Tageskilometerzähler. Das reicht für den Schnitt nicht, wenn man in knapp 6 Tagen um spätestens 14 Uhr Adelaide erreichen will. Aber angesichts der Zwangspause am Morgen kann das Team wirklich stolz sein, soweit gekommen zu sein. Fast alle anderen Cruiser-Freunde finden sich in einem Radius von 20 km um den Lagerplatz der Bochumer. Nur der Eindhovener Wagen scheint noch weiter vorne unterwegs zu sein.

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9. Oktober 2017: Endlich läuft's

Ein Drittel der Strecke liegt hinter dem deutschen Team aus Bochum

Der Lagerplatz für die letzte Nacht kann für WSC-Verhältnisse durchaus als luxuriös bezeichnen: Larrimah heißt der Ort, zum hier gelegenen Hotel gehört ein Campingplatz, auf dem außer den Bochumer Team noch zwei weitere Solarcars zu finden sind. Die Telekommunikationsanbieter ignorieren diesen Platz, also muss das Tagebuch mit Bildern per Satelliten-Modem nach Deutschland übertragen werden. In der Nacht gegen 23 Uhr gibt es noch eine kleine Auseinandersetzung mit dem Campingplatzwart, der „erstaunlicherweise“ nicht akzeptieren will, dass das Solarcar mit einem mobilen Stromgenerator aufgeladen wird. Also zieht die Ladetruppe in die nahegelegene Wildnis, eine Känguru-Herde schaut zu beim nächtlichen Treiben.

Daly Waters wird als nächster Kontrollstopp am Vormittag erreicht. Das Feld liegt noch eng beieinander, dementsprechend voll ist es hier. Nur die ersten Challenger fahren schon wieder Richtung Adelaide, Nuon führt vor Tokai.

Ab jetzt werden wieder alle 4 Plätze im blue.cruiser besetzt. 400 Kilometer müssen jetzt ohne Unterbrechung bis Tennant Creek gefahren werden. Kurz nach 3 Uhr am Nachmittag erreicht der Konvoi die Stadt.

Knapp 1.000 km sind nun geschafft, immerhin ein Drittel der Strecke. 1.075 heißt die Zahl am Ende des Tages auf dem Rennkilometerzähler. Morgen geht es gleich als erstes durch die einzigartige Kulisse der Devils Marbels, riesige nahezu kugelrunde Steine in diversen Rottönen, ein mystischer Ort für die Ureinwohner Australiens.

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10. Oktober 2017: Über die Hälfte

Der thyssenkrupp blue.cruiser führt das Feld der Cruiser an!

Der Berichterstatter muss heute deutlich vor dem Sonnenwagen auf die Strecke. Der Leihwagen zeigt im Display inzwischen diverse gelbe und eine blinkende rote Warnleuchte an. Nach einem Werkstattbesuch gestern in Elliot stellt sich beim Auslesen des Fehlercodes ein Schaden im Automatik-Getriebe heraus, der die Fahreigenschaften zumindest insoweit verändert, als dass der Motor mehr als 18 l auf 100 km säuft. Reparieren kann der freundliche Mechaniker das aber hier nicht. Also geht es nach Rücksprache mit dem Verleiher weiter nach Alice Springs, wo der Wagen getauscht werden soll. Der dortige Stationmanager verflucht seine Kollegen in Darwin, die das Fahrzeug seiner Ansicht nach aufgrund des technischen Zustands gar nicht hätten abgeben dürfen. Er hat zum Glück ein Ersatzfahrzeug im Angebot. Also alles umladen und dann geht es zum Kontrollstopp.

Laut Live-Karte der WSC führt der blue.cruiser das Cruiser-Feld an, gefolgt von Eindhoven. Alice Springs bedeutet: Die Hälfe der Strecke ist geschafft! Diverse Teams, auch aus der Challenger-Klasse wurden überholt. Das hebt die Stimmung ungemein, auch wenn es für die finale Platzierung im Klassement völlig unerheblich ist, an welcher Position man in Adelaide ankommt, Hauptsache es passiert zwischen 11 und 14 Uhr am Freitag.

Die Abfahrt am Kontrollstopp gestaltet sich etwas schwierig. Mit drei Personen an Bord rollt der Sonnenwagen nicht an, es fehlt scheinbar an Drehmoment. Die beiden Passagiere steigen schnell aus, jetzt klappt der Start.

Bei Kilometer 1.639 km stoppt der blue.cruiser um kurz vor fünf mit leerer Batterie mitten im Outback. Der Tagesschnitt stimmt jetzt. So kommen die Bochumer rechtzeitig in Adelaide an. Die Wertungstabelle des Veranstalters zeigt von dem Duzend gestartete Cruiser nur noch acht an. Alle anderen haben wahrscheinlich getrailert und sind deswegen aus dem Rennen. Der Himmel zeigt Bewölkung, es hat heute im Verlauf des Tages auch geregnet. So stellt man sich die rote Mitte von Australien eigentlich nicht vor.

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11. Oktober 2017: Donnerwetter

Regen und Sturm fegen über das Nachtlager des deutschen Teams

Mitten in der Nacht, die Uhr zeigt 2, weckt ein leichtes Prasseln die Buschcamper aus Bochum. Regen im Red Center von Australien! In aller Eile wird der Regenschutz verbessert, soweit es geht. Das Dachzelt bekommt ein Regendach, gar nicht so einfach anzubringen, denn der Wind wird immer stärker und mit ihm auch der Guss von oben. Gerade ins schützende Zelt geschlüpft, geht der Sturm richtig los. Blitze am Horizont erhellen den Himmel, die Regenplane knattert laut bei jeder Windböe.  An Schlafen ist kaum zu denken.

Erst zum Morgengrauen flaut der Wind wieder ab, einer leichter Regen bleibt. Heute gibt es zum ersten Mal heißen Kaffee zum Frühstück, wie im Western über dem Lagerfeuer gekocht. Nicht alle sind trocken durch die Nacht gekommen. Zudem zeigt das Thermometer unter 20 Grad Celsius, der eine oder die andere friert tatsächlich.

Punkt acht fährt Stefan Bischoff alleine im Solarcar los. Erst ab dem nächsten Kontrollstopp in Kulgera sollen für die längste Etappe der Strecke bis Coober Pedy 4 Studierende einsteigen. Ob dazu das Drehmoment beim Anfahren reicht?

Die eigentlich vorgesehene Ausfahrt des Kontrollstopps ist überflutet, der Kontrollstoppmanager stimmt zu, dass die Abfahrt auf demselben Weg wie die Zufahrt erfolgen soll. Ein Problem bleibt der kurze, aber kräftige Anstieg zum Stuart Highway hin.

Eine Anlaufstrecke mit entsprechendem Wendekreis wird genau ausgearbeitet und mit Pylonen und Teammitglieder abgesichert. Fabian Jung startet souverän und nimmt Schwung. Anfeuernde "Go!Go!Go!"-Rufe schallen über den Platz. Erstaunlich selbstverständlich rollt der blue.cruiser die Auffahrt zum Highway hoch. Begeisterter Applaus begleitet den erfolgreichen Start.

Auf den Webseiten der BWSC kann man nahezu live verfolgen, wo die Cruiserteams fahren und wie sich der Punktestand nach Scoringformel entwickelt. Danach führen die Eindhovener nahezu uneinholbar mit weitem Abstand, danach drei weitere Teams, die eng beieinanderliegen, darunter auch das deutsche Team. Minesotta und Apollo müssen sich aber sputen, wenn sie noch rechtzeitig in Adelaide ankommen und damit in der Wertung bleiben wollen.

Vorbei an der bizarren Landschaft der Opalminen-Abraumhalden erreicht der blue.cruiser um 4 Uhr nachmittags Coober Pedy. Auch von hier soll es mit vier Passagieren weitergehen.

Eine steife Brise weht über dem Platz. Roter Staub liegt in der Luft. Vor der Abfahrt muss noch ein Reifen gewechselt werden, aber natürlich nicht während der 30-minütigen Zwangspause. Laute Kommandos begleiten die Aktion, Aufbocken, alter Reifen runter, neuer Pneu drauf, alles das dauert nur wenige Minuten, dann klettern die 4 Passagiere an Bord und die letzte halbe Fahrstunde des Tages beginnt.

Um 5 ist die Batterie leer, mitten im Nirgendwo, in jede Richtung freie Sicht bis zum Horizont. Ein einzelner Busch steht in der kargen Landschaft, vermutlich der einzige Rückzugsort für diesen Abend...

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12. Oktober 2017: Endspurt

Die Bochumer wollen als erstes Cruiser-Team in Adelaide ankommen

Die Kleiderwahl des Teams passt sich der Temperatur an und so sieht man an diesem Morgen viele Softshell-Jacken und Hoodies im Lager der Bochumer. Den Platz teilt man sich mit den Sunswift-Studierenden, für die der Wettbewerb wegen eines Fahrwerkschadens schon früh zu Ende war. Sie trailern ihr Solarcar mit dem schönen Namen Violett nach Adelaide.

Als nächster und vorletzter Kontrollstopp liegt Glendambo an der Strecke bei Kilometer 2.432. Wieder sitzen vier Studierende an Bord und dementsprechend spannend gestaltet sich die Auffahrt auf den Stuart Highway. Mit entsprechendem Anlauf geht alles gut, der Sonnenwagen aus dem Ruhrgebiet rollt weiter Richtung Adelaide. Gegen Mittag wird der Pflichthalt erreicht. Auch hier ist alles mit Pfützen übersät. Nur mit Mühe findet sich eine trockene Fahrspur.

Abfahrt wieder mit 4 Personen. Jetzt geht vorbei am Lake Hart. Der Salzsee erstrahlt in gleißendem Weiß. Fotografen und Kameraleute des Teams haben sich rechtzeitig positioniert. Ein fast außerirdisch wirkender Bildhintergrund!

Kurz danach das Kommando über Funk: "Reifen platt, links ran!" Der Wechsel klappt zügig. Weiter geht es durch die letzten hundert Kilometer Steppe. Der Verkehr wird dichter. Die erste Lichthupe von hinten, weil der Tross "nur" 80 fährt, man ist offensichtlich zurück in der zivilisierten Welt.

Port Augusta wollen die Bochumer noch erreichen, am liebsten noch ein paar Kilometer mehr. Auf der Live-Trackerkarte ist zu sehen, dass die Eindhovener aufholen wollen. Sie führen zwar im eigentlichen Klassement nach der Scoringformel, haben über 1.400 Personenkilometer mehr bei wesentlich geringerem Energieverbrauch, aber offensichtlich wollen sie auch die ersten in Adelaide sein. In Port Augusta kommen sie 25 Minuten nach den Deutschen an. Der blue.cruiser verlässt gegen 16:20 Uhr Rennzeit/Darwin-Zeit die Tankstelle, die als Kontrollstopp dient. Die Eindhovener schauen sorgenvoll durch die Seitenscheibe von Stella Vie. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Kurz danach kommt die Meldung über Twitter, dass sie heute nicht mehr von Port Augusta losfahren, obwohl noch 15 Minuten Tagesfahrzeit für sie übrig sind. Ein Problem mit der Mittelkonsole, das noch geklärt werden muss, bevor sie nach Adelaide fahren - so schreiben sie beim Kurznachrichtendienst.

Morgen muss der Victoria-Square in Adelaide erreicht werden. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Bochumer als erster die Ziellinie überqueren. Weiter Daumen drücken!

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13. Oktober 2017: Freitag, der dreizehnte...

Das Rennen ist erst zu Ende, wenn es zu Ende ist

Die Nacht brachte das Thermometer in die 10-Grad-Region. Von kühler Stimmung kann aber keine Rede sein im Bochumer Lager. Die Spannung so kurz vor dem Ziel spürt man bei jedem. Das Rennteam muss heute früher los, denn zwischen Schlafplatz und Startlinie des Solarcars liegen ein paar Kilometer. 

Der Wetterbericht kündigt für den späten Vormittag Regen an. Die Batterie ist wieder vollgeladen, also geht es mit 90 km/h auf die Straße nach Adelaide. Eine Wasserschlacht, die außerhalb des Springbrunnens auf dem Victoria-Square stattfindet, will man unbedingt vermeiden. Links und rechts der Strecke prägen weite Kornfelder die Landschaft. Noch leuchten Sonnenstrahlen über die Ähren, es zieht sich aber immer mehr zu.

Die Kollegen aus Eindhoven haben das Problem mit Mittelkonsole und Lenkung offensichtlich in den Griff bekommen und verfolgen die Bochumer mit etwa 40 Kilometern Abstand. Noch 80 km bis zur Ziellinie. Der vom Veranstalter zugewiesene Funkkanal füllt sich zunehmend mit australischen Funksprüchen. Manchmal taucht das Wort "Solarcar" in dem breiten Sprachfluss auf, mehr ist kaum zu verstehen bis auf ein Wort mit f, dessen vollständige Verschriftlichung sich in diesen Zeilen verbietet.

Zeit für eine vorläufige Bilanz für das Bochumer Team: Wie erwartet, findet auch der thyssenkrupp blue.cruiser mit seinem spektakulären Design den Schlüssel, um Emotionen bei allen zu wecken, die ihn sehen. Technik und Wetter stellten die Studierenden vor unglaubliche Herausforderungen. Selten war ein Solarcar so knapp davor, den Wettbewerb ohne Wertung beenden zu müssen. Mut, Ausdauer und Teamgeist zeichnen diese Studierenden aus. Diese "Tugenden" haben sie durch den roten Kontinent gebracht. Große Sympathie begegnet den Deutschen bei anderen Teams. Offenheit und Hilfsbereitschaft zeichnen diese World Solar Challenge aus. Michigan vertauscht Diesel und Benzin beim Tanken, die Bochumer helfen beim Abpumpen. Ohne die Controller aus Cambridge hätte Bochum gar nicht erst starten können. Ein Bohrschrauber fehlt zum Nachbessern bei der Abnahme? Kein Problem, eine Leihgabe aus Schweden hilft weiter.

Die Straße wird vierspurig. Unangenehme Erinnerungen werden bei denen wach, die vor 2 Jahren hier mit dabei waren. Der SunRiser musste in dichtem Verkehr mit leerer Batterie stehen bleiben und zum Laden in die Wiesenböschung fahren. Das kann heute nicht passieren, 40 Kilometer vor dem Ziel.

Die Wolkendecke lässt nur noch wenig Energie von der Sonnen durch. Am Horizont scheint Regen zu fallen. Reicht die Zeit, um trocken anzukommen?

Irgendwie spannend muss es am Ende wohl immer sein. Die Hände werden jedenfalls schon mal feucht. Die ersten Tropfen treffen die Windschutzscheibe. Der Scheibenwischer beim blue.cruiser ist aus aerodynamischen Gründen abgebaut. Unkritisch an dieser Stelle, denn es bleibt bei wenigen Tropfen.

 

Der Victoria-Square kommt in greifbare Nähe. 2 Kilometer vorher ist ein Haltepunkt eingerichtet. Hier müssen alle Begleitfahrzeuge abgestellt werden. Die Teammitglieder sollen in einen Bus umsteigen. Das Solarcar soll in Begleitung von Marshall-Fahrzeugen den Berg zur finalen Ziellinie auf dem Siegesplatz allein fahren. Einige steile Anstiege sind bis dahin noch zu absolvieren. Wenige hundert Meter vom Haltepunkt passiert es: Wieder steigt ein Motorcontroller endgültig aus, mit einem allein fährt der blue.cruiser nicht mehr an, er braucht schiebende Unterstützung. So geht es natürlich auch den letzten Anstieg zur Ziellinie nicht mehr hoch.

Also wird das Solarcar per Trailer die letzten 2 Kilometer gebracht. So kurz vor dem Ziel, eine bittere Erfahrung für das Team. Trotzdem lässt man sich die Stimmung nicht vermiesen und feiert den Zieleinlauf nach Bochumer Tradition laut und heftig. Und natürlich darf auch ein Burn-out nicht fehlen, diesmal aber mit Unterlage, damit der rote Empfangsteppich an der Ziellinie kein Loch bekommt.

Der Ankunftsritus verlangt jetzt ein kollektives Bad im Springbrunnen des Platzes. Mit großem Geschrei und Wasserspielzeugen, die Matthias Wiemers besorgt hat, geht es ins Wasser. Feiern können die Bochumer und sie haben trotz des Dramas am Schluss auch allen Grund dazu. Drei Teams mit Bochum aus der Cruiser-Klasse und 12 Teams aus der Challenger-Klasse haben die Distanz über 3000 Kilometer in der vorgesehenen Zeit gemeistert, 30 Solarcars sind aus der Wertung ausgeschieden. Noch steht der blue.cruiser auf Platz 2 der Scoring-Wertung. Ob die nicht selbst gefahrenen kurzen Strecken Konsequenzen haben werden, bleibt abzuwarten. Morgen startet die Praktikabilitätsprüfung. Wieviele Punkte man dabei ohne funktionierenden Antrieb machen kann, wird sich zeigen.

Noch ist der Wettbewerb nicht zu Ende. Dieser Freitag, der dreizehnte, wird aber in Erinnerung bleiben.

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14. Oktober 2017: It's Showtime

Die Bochumer liefern eine perfekte Vorstellung bei der Praktikabilitätsprüfung

Strahlend blauer Himmel über Adelaide, alle dunklen Wolken von gestern sind weggewischt. In mehreren offiziellen Statements des Veranstalters wird das deutsche Team aus dem Ruhrgebiet auf Rang 2 der Cruiser-Wertung geführt und nach der heutigen Prüfung wird sich daran aller Voraussicht nach auch nichts ändern.

Zu perfekt war die Show, die die Studierenden mit dem blue.cruiser geliefert haben. Die Elektriker haben am Morgen einen funktionierenden Motorcontroller eingebaut, also fährt der Sonnenwagen jetzt wieder aus eigener Kraft. Wichtig für die kommenden Aufgaben, denn es soll gewendet und in eine Parklücke eingeparkt werden.

Aber zuvor muss das Auto der Expertenjury präsentiert werden. In Form eines kurzen Einakters mit zwei Schauspielern präsentieren Ricardo Martinez und Robin Reinhardt die Vorzüge des thyssenkrupp blue.cruiser. Ein Schwerpunktthema des Erklärstückes bildet das Thema Nachhaltigkeit, denn hier hat der blue.cruiser auch im Vergleich zu den anderen Solarcars aus aller Welt echte Alleinstellungsmerkmale. Ananasleder und Baumwollgewebe ersetzten wenig nachhaltige Werkstoffe wie Leder oder Kohlenfaser zumindest teilweise. Diverse Stahlteile werden statt Aluminium verbaut. Das spart Energie bei der Herstellung der Rohstoffe. Am Ende des Schauspiels wird der Jury die gerade fertig gewordene Studie des Solarcar-Teams zum Thema Nachhaltigkeit beim Bau von Solarcars überreicht. In Form eines sogenannten Life Cycle Assessments wird untersucht, welche CO2-Bilanz sich aus der Produktion und dem Fahren eines Solarcars ergibt. Verglichen werden die letzten beiden Fahrzeuge aus der Bochumer Manufaktur. Sicher wäre das auch eine interessante Untersuchung für Fahrzeuge aus der aktuell kaufbaren Modellpalette.

Natürlich will die Jury auch über alle anderen Features des blue.cruisers informiert werden. Einparkhilfe, Rückfahrkameras, Sitzheizung und vieles mehr beeindruckt die Experten. Abgelesene Bemerkung der einzigen Frau in der Jury: Sexy Exterior!

Zum Schluss geht es zur praktischen Prüfung. Wenden und Parken sind für Fabian Jung kein Problem. Spannender gestaltet sich da schon die Prüfung der Staukapazitäten. Die Teststücke: Ein Kindersitz, ein Kinderwagen und ein Fahrrad. Nein, kein Modell zum Klappen, ein ganz normales Damenfahrrad gilt es zu verstauen! Der Kindersitz passt mit zwei, dreimal probieren nach hinten. Der Kinderwagen füllt den hinteren Kofferraum, aber der Deckel geht problemlos zu. Jetzt das Fahrrad. Erster Versuch durch die Beifahrertür. Keine Chance! Aber man kann ja das Dach abnehmen. Claas Menne übernimmt zusammen mit Janin Reinarz den Stauvorgang. Immer wieder vorsichtig von oben probieren, zuerst mit dem Hinterrad zuerst, ohne Erfolg. Dann mit dem Vorderrad voran, die Dichtung am Dachrand stört noch, aber die ist ja leicht demontierbar. Tossender Applaus von der Menschenmenge, die sich inzwischen um den blue.cruiser versammelt hat, als das Zweirad seinen Platz gefunden hat und das Dach wieder aufliegt. Jetzt noch Fahrerin und Beifahrerin platzieren und in die Kameras lächeln. Volle Punktzahl bei der Stauprüfung!

Morgen am Nachmittag gibt es ein letztes Mal Solarcars zu sehen. Mit einer Parade verlassen die Sonnenwagen den Victoria Square und fahren quer durch die Stadt zum Verladeplatz. Am Abend folgt die Preisverleihung. Neben der eigentlichen Platzierung werden noch diverse Sonderpreise und Ehrungen bekannt gegeben. Erst dann steht fest, ob die Bochumer nach 4 Jahren wieder Vizeweltmeister sind. Mehr als wahrscheinlich nach der heutigen Show!


15. Oktober 2017: Phönix aus der Asche

Das Bochumer SolarCar-Team wird mit dem thyssenkrupp blue.cruiser Vizeweltmeister bei der Bridgestone World Solar Challenge 2017.

Das hätten viele Fans, aber auch Teammitglieder nicht vermutet, als der blue.cruiser schon kurz nach dem Start mit Motorcontroller-Schaden liegen blieb. Jetzt ist es amtlich: Das Bochumer Team ist Vizeweltmeister in der Cruiser-Klasse bei der Weltmeisterschaft der Solarmobile.

Zwei Punkte standen für den Sonntag noch auf dem Programm: Die Parade der Solarmobile quer durch Adelaide und die Awards Ceremony im Convention Center.

Immer wieder ein beeindruckendes Bild, wenn sich die Zukunft der individuellen Mobilität in Form von über 40 Solar-betriebenen Fahrzeugen auf den Straßen von Adelaide manifestiert. Alle Formen und Farben bilden einen bunten Reigen weltweiter Ingenieurskunst. Ein bunter Strauß von Visionen, mehr oder weniger realistisch und alltagsnah, fährt in 5 Minuten an den begeisterten Passanten vorbei. Hier fällt der Bochumer Beitrag auf, weil er so normal, wie ein „richtiges“ und dazu noch besonders schickes Auto aussieht. Die letzten Kilometer auf australischem Asphalt, morgen geht es in den Container. Anfang des nächsten Jahres soll er wieder deutschen Boden erreichen.

Um 18:30 Uhr startet die Preisverleihungszeremonie. Im großen Saal des Convention Centers versammeln sich über 1.000 Solarcarianer aus aller Welt. Diverse Reden werden gehalten, die Sponsoren kommen zu Wort. Ein kurzes Video fasst das Rennen in bewegten Bildern zusammen. Je nachdem welches Team gerade zu sehen ist, branden Jubelschreie durch den Saal. Dann werden die endgültigen Platzierungen bekannt gegeben.

Wie erwartet, geht die Vizeweltmeisterschaft der Solarcars in der Cruiser-Klasse 2017 nach Bochum. Mit 88 kWh wurden im Mittel 2,6 Personen über die 3.000 Kilometer lange Strecke transportiert. Der Weltmeister aus Eindhoven schafft mit 46 kWh 3,4 Menschen über dieselbe Strecke. In der Praktikabilität liegen die beiden Teams aber eng beieinander. Eindhoven bekommt 20 Punkte, Bochum 19.

Gewonnen haben aber letztlich alle Teams, die an diesem Wettbewerb teilgenommen haben.

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