World Solar Challenge 2013
Am 6. Oktober startete die "World Solar Challenge 2013", die inoffizielle Weltmeisterschaft solar betriebener Fahrzeuge in Australien.
Das SolarCar-Team der Hochschule Bochum nahm an diesem Rennen mit dem neu entwickelten PowerCore SunCruiser teil.
Die Entwicklungen der Bochumer SolarCar-Schmiede der letzten Jahre haben die Veranstalter veranlasst, erstmals eine weitere Wettbewerbsklasse einzurichten, die "Cruiser Class". Das Ziel der Fahrzeuge, die in dieser Klasse starten dürfen, ist es, die Straßenzulassung im Herkunftsland zu erlangen, also alltagstaugliche Fahrzeuge zu entwickeln.
Tagebucheinträge
Knapp zwei Jahre ist es her, da stand der Weltumrunder SolarWorld GT hier vor dem weltberühmten Opernhaus. Jetzt sind die ersten Teammitglieder aus Deutschland angekommen, um den PowerCore SunCruiser in Empfang zu nehmen, der hier per Flugzeug angeliefert wurde. Der Rest der Ausrüstung wartet im Hafen, der Container ist noch nicht freigegeben.
So bleibt Zeit, die Mietwagen für die Reise nach Darwin vorzubereiten und alte Freunde zu treffen wie zum Beispiel Roslyn Jan, langjährige Observerin bei der World Solar Challenge und vor zwei Jahren auch Solarcar-Fahrerin bei der letzten Etappe der Weltumrundung. Und natürlich Chris Selwood, der Chef der WSC, den man beim Rollout des neuen Modells SolAce der University of Western Sydney trifft. SolAce fährt in der Challenge-Klasse für Fahrzeuge im Tischtennisplatten-Design und ist somit keine Konkurrenz für den PowerCore SunCruiser.
Endlich steht der Container zum Auspacken bereit. Die Hafenarbeiter unterstützen bei der schweißtreibenden Handarbeit mit ihren Gabelstaplern. Es wird spannend: Der Inspektor des Department of Agriculture, Fishery and Forestry, kurz DAFF, überprüft sorgfältig, aber zügig, ob das Equipment frei von organischen Materialien wie Gräsern oder Erde ist. Australien hat mit fremder Fauna und Flora aus Übersee diverse schlechte Erfahrungen gemacht, deswegen fällt diese Untersuchung sehr gewissenhaft aus. Die Bochumer profitieren von der Erfahrung der Teams in den Vorjahren und können sauberes Material vorweisen. Sogar die Zelte mit den Heringen sind frei von Dreck.
Die Mietwagen werden beladen, die Anhänger bepackt. Gegen Mittag geht es auf den Weg nach Darwin. 4.000 Kilometer müssen abgespult werden. Das erste Nachtlager wird auf einem Campingplatz in Goulburn aufgeschlagen. Die Belohnung für die Anstrengungen des Tages: Die ersten lebenden Kängurus werden gesichtet, dabei ein Muttertier mit Jungem im Beutel!
Die ersten 5.000 Kilometer hat das Vorabteam im Linksverkehr von Australien absolviert. Von Sydney ging es westwärts nach Port Augusta und von da an auf dem Stuart Highway gen Norden. Ein Schlenker zum Uluru musste sein. Die World Solar Challenge führt leider nicht an diesem eindrucksvollen Felsen und Heiligtum der Ureinwohner vorbei.
Endlich im Norden angekommen, führt der erste Weg zu langjährigen Freunden des deutschen Team: Greta und Richard Summerauer. Mit einer deftigen österreichischen Suppe begrüßen die beiden die Studierenden aus Deutschland. Wie in den Jahren zuvor auch, hat Richard mit seinen zahlreichen Kontakten in der Stadt eine Werkstatt für das Bochumer Team besorgt, die bis Anfang Oktober zur Verfügung steht. Hier wird nun der gelbe Anhänger mit dem PowerCore SunCruiser geparkt und alles vorbereitet für das Hauptteam, das morgen erwartet wird. Wohnen werden die Studenten wie vor zwei Jahren im "Lee Point Village Resort", ein Campingplatz, auf dem feste Hütten gebucht sind, die immerhin eine Klimaanlage haben. Die Duschen und Toiletten sind „zentral“ angeordnet und können diesen Standard leider nicht bieten…
Gegen 2.30 Uhr in der Nacht trifft das Hauptteam mit 2 Frauen(!) und 13 Männern am Flughafen in Darwin ein. Abgeholt von Melvin Otte und Pascal Beer, geht es in die Unterkunft am Lee Point. Geschlafen wird nicht oder nur kurz, um schnell den Jetlag zu überwinden und sich an die australische Zeit zu gewöhnen. Um neun Uhr trifft sich das Team in der Werkstatt, um diese für die kommenden Arbeiten am Auto vorzubereiten. PowerCore SunCruiser wird in die Halle gerollt und alle benötigten Materialien und Werkzeuge bereitgestellt. So kann es dann am nächsten Morgen an die Arbeit gehen.
Die Fachteams setzen sich zusammen, um die Vorgehensweise und die anliegenden Aufgaben für die nächste Zeit zu besprechen. Gegen 13 Uhr trifft auch Mechanik-Teamleiter Dennis Brand am Flughafen in Darwin ein und stößt bald zum Team.
Am Abend eröffnet der neue Teamkoch Max Ehl die Feldküche für diesen Australienaufenthalt des Teams. Der Hunger ist groß und so bleibt kein Tropfen Soße und keine Nudel übrig. Heute Abend geht es für die meisten wahrscheinlich recht früh ins Bett, um den durch die Reise verlorenen Schlaf aufzuholen. Aber nicht ohne sich vorher nochmal im Pool schnell abzukühlen...
Nachdem die Werkstatt für die Bedürfnisse aller Arbeitsgruppen entsprechend vorbereitet wurde, beginnen nun die Arbeiten an PowerCore SunCruiser, um nächste Woche die Straßenabnahme erfolgreich zu bestehen und dann Testfahrten unter realen australischen Bedingungen durchführen zu können.
Dazu werden heute vom mechanischen Team die Schnellverschlüsse an den Radkästen fertiggestellt, die zur schnellen Montage und Demontage der Räder wichtig sind. Lukas Blömer hat außerdem ein neues Armaturenbrett eingebaut. Bastian Glimpel hat damit angefangen, den Sturz am vorderen Fahrwerk einzustellen. Die Rückwand der Fahrgastzelle wurde angepasst und wird in den nächsten Tagen eingebaut.
Das Elektrikteam hat an der Modulbox weitergearbeitet. Zudem wurden die QUIT-Module getestet, die dafür da sind, den elektrischen Leistungsstromkreis zu steuern und zu überwachen. Zum Leistungsstromkreis zählen u. a. die Radnabenmotoren und die Ladung der Batterien. Diese wurden heute weiter verdrahtet und das Batteriemanagementprogramm optimiert.
Die Strategie hat den Aufbau der Wetterstation, der Positionsbestimmungs(GPS)- und der Kommunikationseinheit zur Überwachung des SolarCars fertiggestellt. Das Zusammenspiel aller Komponenten wird durch Sebastian Weigel erfolgreich im Dauereinsatz erprobt.
Das Orga-Team sorgt bei allen Arbeiten für eine reibungslose Logistik und kümmert sich um den Einkauf.
Am Sonntag schauten gleich zwei andere Teams in der Werkstatt von Peter Mousellis in der Symiri Road vorbei, die dem SolarCar-Team der Hochschule Bochum zur Verfügung gestellt wird, um am Sonnenwagen zu arbeiten.
Zuerst traff eine Delegation des Punch Powertrain Teams aus Belgien ein, das zuvor telefonisch angefragt hatte, ob sie sich den Kompressor des Teams für einen halben Tag ausleihen können. In der Werkstatt angekommen, waren die drei fasziniert vom neuen PowerCore SunCruiser. Im Gespräch mit Matthias Wiemers und Benjamin Geiger, Mitglied des Motorenteams, wurden alle wichtigen technischen Fragen beantwortet. Dabei bestaunten sie auch den selbstentwickelten Radnabenmotor mit Elektroband von ThyssenKrupp. Zum Abschied verzierten die Bochumer noch den Geländewagen der Belgier. Der Autoname ,,Cruiser“ wurde kurzerhand zu ,,PowerCore SunCruiser“ erweitert.
Die zweiten Gäste an diesem Tag waren das niederländische Team aus Eindhoven, die mit einem großen Bus und Auto ankamen, um alle Teammitglieder transportieren zu können. Das gesamte Team umringte den PowerCore SunCruiser und untersuchte neugierig jeden Winkel des SolarCars. Ihre Tradition, Teamfotos zu machen, setzten sie auch beim Bochumer Team fort und so entstand das Bild mit beiden Teams.
Am Wochenende wurde natürlich weitergearbeitet. Marcel Ahlgrimm baute die hintere Bremse ein und montierte die Auslenkmechanik am Radkasten. Das Elektrikteam, bestehend aus Teamchef Jan Hintz, André Buß, Alexander Schröder, Markus Wein, Marco Hellebrandt, Martin Helmes und Max Ehl komplettierten die Fahrzeugelektrik, sodass bald eine Inbetriebnahme der Elektronik ansteht.
Die Organisation trat mit anderen Teams in Kontakt und arrangierte ein Barbecue mit dem belgischen Team, dem englischen Team aus Cambridge und dem niederländischen Team aus Eindhoven. Für die Bochumer ist es eine gute Möglichkeit, andere Autos zu sehen und Teams aus anderen Ländern kennenzulernen.
Außerdem wurde die GoPro Hero3, ein Sponsoring für das Team, aufgestellt, um Zeitrafferaufnahmen vom Bau des PowerCore SunCruisers zu machen. Erste Ergebnisse sehen vielversprechend aus.
Jedes SolarCar-Team, das vor dem eigentlichen Wettbewerb Testfahrten machen will, muss sein Fahrzeug den australischen Behörden vorstellen, um eine entsprechende Zulassung zu bekommen. Der Termin dafür ist gemacht, also laufen die letzten Vorbereitungen, um den PowerCore SunCruiser straßenfertig zu machen. Alle sicherheitsrelevanten Bauteile und Funktionen werden bei der Inbetriebnahme getestet, so z.B. die Not-Aus-Schalter außen und innen. Diese Tests laufen nach klar strukturierten Vorgaben ab, die entsprechenden Kommandos erinnern ein bisschen an das Checkup im Flugzeugcockpit.
Dann ist es soweit: Der PowerCore SunCruiser rollt aus der Halle und dreht zum ersten Mal selbstständig eine Runde auf dem Hof vor der Werkstatt. Der Fahrer Martin Helmes bemerkt dabei ein Klackern am hinteren, rechten Rad. Das Mechanikteam mit Dennis Brand, Lukas Blömer, Marcel Ahlgrimm, Kristina Borchardt, Bastian Glimpel und Jens Majosthusmann behebt das Problem im Handumdrehen.
Am Mittag kommen drei Prüfer der australischen Straßenzulassungsbehörde vorbei, die den PowerCore SunCruiser auf seine Fähigkeit testen, sicher im Straßenverkehr teilzunehmen. Die drei sind schlichtweg begeistert von dem Sonnenflitzer „made in Germany“. Der PowerCore SunCruiser besteht alle Test erfolgreich und kann nun auf Testfahrt in‘s Outback. Natürlich wurde dieser kleine Etappenerfolg auch ein wenig gefeiert. Matthias Wiemers spendiert dem SolarCar-Team Kuchen, der gemeinsam vor der Werkstatt vernascht wird.
Am nächsten Tag Aufbruch zur ersten Testfahrt. Der Veranstalter verbietet vor dem Wettbewerb Fahrten auf dem Stuart Highway, der eigentlichen Route des WSC. Probefahrten sollen auf einer Straße ca. 60 Kilometer südlich von Darwin gemacht werden. So geht es per Trailer auf die Cox Peninsula Road zum Litchfield Pub, auf dessen Parkplatz die ersten „Trockenübungen“ gemacht werden. Das Solarcar wird während des Rennens immer von zwei Begleitfahrzeugen eingerahmt, das „Lead“ übernimmt dabei als Führungsfahrzeug die Navigation, im nachfolgenden „Chase“ ist die komplette Telemetrie installiert, die alle relevanten Daten des Sonnenwagens empfängt und visualisiert. Hier wird entschieden, wie schnell gefahren werden kann, abhängig von der Energiebilanz und der zu erwartenden Sonneneinstrahlung. Wie man sich mit einem solchen Tross von drei Fahrzeugen sicher und effizient in den Straßenverkehr eingliedert, was bei Überhohlmanövern zu tun ist, wovor der Solarcar-Fahrer zu warnen ist - all das muss geübt werden. Auf dem Parkplatz zieht der PowerCore SunCruiser wieder viele neugierige Blicke auf sich. Passanten lassen sich von Teammitgliedern das solare Auto erklären.
Am Mittwochabend ist es dann soweit. Das Team besucht wie zuvor verabredet das belgische Team Punch Powertrain an der High School in Darwin und bestaunt den schnellen belgischen Flitzer, der in der Challenge Class an den Start gehen wird. Bei Gegrilltem und gekühlten Getränken kamen dann bald alle miteinander ins Gespräch, in dem so manche Tipps zwischen beiden Teams ausgetauscht wurden. Man ist sich schnell einig: Die jeweilige Rennklasse will man gewinnen und gemeinsam als Sieger in Adelaide feiern.
Nach der ersten Testfahrt am Mittwoch rollte der PowerCore SunCruiser am Freitag bei strahlendem Sonnenschein und flirrender Hitze- im SolarCar wurden Temperaturen jenseits von 50 Grad gemessen- rund 200 Kilometer durch das Outback vom Litchfield Pub aus die Cox Pensinsula Road gen Meer. Es war die erste richtige Fahrt auf einer australischen Straße für den Fahrer Marcel Ahlgrimm.
Begleitet wird der kleine Sonnenwagen dabei von Lead, Chase und Trailer-Fahrzeug. Diese Kolonne transportiert das ganze Team und sorgt für die Sicherheit des SolarCar-Fahrers, falls ein schnelleres Fahrzeug den relativ langsamen PowerCore SunCruiser überholt. Dieser ist aufgrund seiner geringen Größe für die Fahrer von Road Trains, wie die bis zu 4 Anhänger umfassenden LKWs hier genannt werden, schnell zu übersehen. Im Tross rahmen deshalb das Lead- und das Chase-Fahrzeug das SolarCar ein. Der Trailer fährt dann mit einigem Abstand am Ende und zieht den Anhänger, in dem der PowerCore SunCruiser zur und von der Teststrecke transportiert wird.
Die wohlverdiente Mittagspause genoss das ganze Team am Meer, wo sich alle mit Sandwiches und anderen Leckereien stärkten, bevor es wieder bis zum Sonnenuntergang auf die Straße ging.
Am Samstag bleibt der Sonnenwagen für weitere Verbesserungsarbeiten wieder in der Werkstatt an der Symiri Road 29. Erst am Sonntag geht es wieder auf die Straße, um vor dem Rennen möglichst viele Testkilometer gefahren zu haben.
Während für das Hauptteam heute Vormittag eine weitere Testfahrt anstand, durfte sich der Rest des Teams, der heute Nacht um 2 Uhr in Darwin landete, von der langen Reise erschöpft, erst mal mit den örtlichen Bedingungen vertraut machen und sich an das Klima gewöhnen. Außerdem unterstützten sie die Organisation beim Einkauf für das nun 31-köpfige Team.
Mit dem Landen dieser vier jungen Männer und einer jungen Dame ist das Team nun so gut wie vollständig. Christian Weckermann aus dem Strategieteam wird morgen Darwin erreichen und macht damit dann das SolarCar-Team fast komplett.
Nach der gestrigen Testfahrt ging es auch heute wieder auf die Straße. Insgesamt legte der PowerCore SunCruiser in den letzten zwei Tagen 425 Kilometer auf der Cox Peninsula Road zurück. Dabei gelingen die Abläufe während der Testfahrt immer besser. Beim Mechanik- & Elektronikcheck hat das Team nun mehr Routine und die Überprüfungen laufen darum flüssiger. Muss der SunCruiser wegen eines Fehlers am Straßenrand anhalten, läuft jedes Teammitglied sofort auf den zugewiesenen Platz an den Fahrzeugen und stellt somit für die am Auto arbeitenden Personen einen sicheren Arbeitsplatz her.
Gestern hatte Kristina Borchardt als Fahrerin des PowerCore SunCruisers ihr Debüt auf der australischen Straße gegeben. Nach der Fahrt berichtet sie, dass es eine ganz neue Erfahrung war, mit dem Sonnenwagen im australischen Outback zu fahren und dass manche Dinge schwieriger waren, als zuvor gedacht. So sei es gar nicht so einfach, das SolarCar immer in der Mitte der Spur zu halten und die Hitze und die schnurgeraden Straßen würden die Konzentrationsfähigkeit verringern. Es sei allerdings ein sehr gutes Training für das kommende Rennen, bei dem der Fahrer bis zu 5 Stunden ununterbrochen am Steuer des solaren Fahrzeugs sitzt. Auch für den zweiten Fahrer, Martin Helmes, war das Fahren auf der australischen Straße gänzlich neu. Der Elektriker fuhr den PowerCore SunCruiser heute Vormittag während der Testfahrt.
Die Organisation hat das Team heute beim Race Track im Hidden Valley angemeldet und die Box begutachtet, in der das SolarCar stehen wird, wenn es nach einer Testfahrt für die Rennstrecke bearbeitet werden muss. Mehrere Teams aus der ganzen Welt haben im Hidden Valley ihre Boxen schon bezogen. So trafen Matthias Wiemers, Pascal Beer und Judith Claassen Teams aus der Türkei, Chile und China. Die Nachbarboxen werden wohl von den anderen europäischen Teilnehmern belegt werden, wie Wendy Matthews von der Organisation der Bridgestone World Solar Challenge 2013 den Bochumern erzählte.
Nachdem der PowerCore SunCruiser per Trailer zum Nightcliff Tyres Service gebracht wurde, um dort die Spur der Vorderreifen mithilfe eines Achsvermessungssystems einzustellen, brach die Truppe gegen späten Vormittag Richtung Teststrecke auf.
Dort angekommen wurden die routinemäßigen Checks durchgeführt. Dabei traten einige Fehler zu Tage, die aber noch auf dem Parkplatz des Litchfield Pubs bei flirrender Hitze vom Team gelöst wurden. Dort traf man auch das kanadische Team ,,Blue Sky Solar“ mit ihrem Solarcar, mit dem sie in der Challenge Class starten werden. Die Zeit zwischen den Checks wurde genutzt, um sich über das Fahrzeug zu informieren.
Das Problem des instabil funktionierenden Solararrays konnte auch behoben werden. Die Mitglieder des Elektrikteams hatten ordentlich zu tüfteln, stellten aber wieder einmal ihre Fähigkeit unter Beweis, hartnäckig, konzentriert und zügig an der Lösungsfindung zu arbeiten.
Die letzten zweieinhalb Wochen ununterbrochene Arbeit in der Werkstatt und auf den Testfahrten wird morgen mit einem freien Tag belohnt. Melvin Otte ist sich sicher, dass die kleine Auszeit dem Team wieder neue Kraft, Energie und Konzentrationsfähigkeit bringt, damit die nächsten Optimierungen erfolgreich umgesetzt werden können. Dann hat das Team auch endlich mal Zeit, etwas von der Umgebung um Darwin zu sehen, denn es geht für alle zuerst in den Litchfield Park, in dem an zwei Wasserfällen Halt gemacht wird. Danach trifft das Team am Lake Alexander am East Point wieder andere Teams für ein geselliges Barbeque. Mit dabei sind diesmal die Teams aus Twente, Cambridge, Eindhoven und Sydney.
Gestern war es dann endlich soweit. Das SolarCar Team der Hochschule Bochum bereitete am Abend zuvor alles auf die Rennsimulation vor, die am Sonntag und Montag stattfinden würde.
Während der Rennsimulation startet der PowerCore SunCruiser wie im Rennen früh morgens um 8 Uhr und fährt dann den ganzen Tag durch, bis um 17 Uhr das Team einen Platz zum Campen suchen muss. Vor dem eigentlichen Rennbeginn ist es - nach WSC-Reglement - nur erlaubt auf der Cox Peninsula Road zu fahren, deshalb bewegen sich Fahrzeuge und Teams immer nur auf dieser Straße rauf und runter. Dabei wird eine Strecke zurückgelegt, die der Distanz der ersten Rennetappe entspricht. Dabei übt nicht nur das Rennteam unter nahezu realen Bedingungen, sondern auch das Supportteam, das die Versorgung mit Kraftstoff und Nahrungsmitteln für's Rennteam übernimmt.
Auf der Teststrecke ist aber nicht nur der PowerCore SunCruiser unterwegs, das Team trifft auch immer wieder andere Teams, die auf der Cox Peninsula Road fleißig testen. So braust der Punch PowerTrain der Belgier und das Auto des Teams aus Hongkong an den Bochumern vorbei.
Um 17 Uhr ist der lange Renntag zu Ende. Das Supportteam beginnt sofort mit dem Kochen für's Abendessen, bei dem es Spaghetti mit zweierlei Soßen gibt. Zeitgleich bauen sie mit Unterstützung aus dem Rennteam alle Zelte auf, damit jeder nach dem Essen direkt ins Bett schlüpfen kann. Denn am nächsten Morgen klingelt der Wecker schon um kurz vor halb sechs, damit der PowerCore SunCruiser in Betrieb genommen werden kann, bevor die Sonne aufgeht. Denn ab dann will man mit den aufgestellten Solarpanels Energie in die Batterien speisen.
Morgen geht es dann zur Registrierung des gesamten Teams das erste Mal zum Race Track am Hidden Valley. Dort wird das Team dann auch vom australischen Fernsehsender ABC gefilmt, die an ihre Story von vor zwei Jahren anknüpfen wollen, in der sie den Vorgänger des SunCruisers, den SolarWorld GT, vorgestellt hatten.
Zuvor eine Anmerkung in eigener Sache: Einige Medien berichteten von einem Start des Wettbewerbes am letzten Sonntag. Das ist falsch. Das eigentliche Rennen beginnt erst am Sonntag, den 6. Oktober 2013. Um 8:30 Uhr Ortszeit Darwin startet die Cruiser-Klasse, in der auch das Bochumer Sonnenauto mitfahren wird. Grund für das Missverständnis war eine Presseinfo von uns, die mit dem Datumsbegriff "kommender Sonntag" zu früh den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat... Wir bitten um Entschuldigung.
Stefan Spychalski, Autor dieser Zeilen, ist inzwischen selber vor Ort und kann sich jetzt ein genaues Bild machen, was das Team der Bochumer Studierenden hier vor Ort leistet. Hoch professionell und mit vollem körperlichem Einsatz laufen die letzten Vorbereitungen vor dem Start. Bei knapp 35 Grad im Schatten und tropisch hoher Luftfeuchtigkeit eine wahrlich schweißtreibende Angelegenheit!
Nach einem Werkstatttag gestern stand heute eine erneute Testfahrt auf dem Programm. Tests mit drei Personen an Bord des PowerCore SunCruiser und Fahrten mit Geschwindigkeiten jenseits der 80 km/h sollen die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugkonzeptes ausloten. Immer wieder beeindrucken die Stopps. Jeder weiß, was zu tun ist. Vor dem ersten und hinter dem letzten Fahrzeug postiert sich je ein Student mit Fahne und Pylone zur Absicherung und Markierung der Gefahrenstelle. Alle Teammitglieder tragen Warnwesten. Knappe Kommandos machen klar, worum es geht.
Auf der Rückfahrt Zwischenstopp beim Hidden Valley Race Track. Hier übt die Konkurrenz auf dem Rennparcours für die beste Rundenzeit, denn die bestimmt die Startreihenfolge am Sonntag. Gemessen wird diese Zeit am Samstag beim dynamischen Scrutineering.
Zuvor müssen aber alle Teams, die teilnehmen wollen, den statischen Teil dieser Technikabnahme des Veranstalters bestehen.
Für die Top-Starter der Challenge-Klasse fand dieser Termin heute statt. Nuna7 aus Holland, Tokai aus Japan - Sieger der letzten WSCs - und auch Michigan aus den USA gehören in diese Kategorie. Immer noch treten mehr als 30 Solarrenn-Mannschaften in dieser Klasse der fahrenden Tischtennisplatten an, obwohl der Veranstalter mit der Cruiser-Klasse ein deutlich überzeugenderes Konzept des Wettbewerbs vorgestellt hat. Hier gehen lediglich 9 Fahrzeuge an den Start.
Für den PowerCore SunCruiser gibt es mindestens zwei ernst zu nehmende Konkurrenten um den Sieg in dieser Klasse: 'Sunswift eVe' (University of New South Wales, Sydney, Australien) und 'Schulich Delta' (University of Calgary, Kanada). Morgen steht die "TÜV"-Abnahme für die Cruiser-Klasse an, eine gute Möglichkeit, die Konkurrenz im Detail in Augenschein zu nehmen.
PowerCore SunCruiser überzeugt das Scrutineering-Team der WSC
Statische Abnahmeprüfung des Veranstalters im Foskey-Pavilion, Darwin. Ohne diese Freigabe darf kein Solarfahrzeug am Wettbewerb teilnehmen. Getestet und gemessen werden alle sicherheits- und wettbewerbsrelevanten Parameter der Sonnenwagen: Länge, Breite und Höhe, Augenhöhe des Fahrers, Sicht nach vorne und hinten, Ein- und Ausstiegsgeschwindigkeit, Funktion der Hupe etc. Experten wie z.B. der emeritierte Professor Dr. John Storey nehmen das elektrische System genau in Augenschein und lassen sich detailliert erklären, wie die Sicherheitsabschaltung funktioniert und testen dann auch selber die einzelnen Knöpfe. Dr. Storey ist sichtlich zufrieden mit dem PowerCore SunCruiser und wünscht dem Team in fast akzentfreiem Deutsch viel Glück für den Wettbewerb.
Feuchte Hände gibt es noch einmal bei der Abnahme der Beleuchtung. Da die Rückleuchten eine Eigenkonstruktion der Bochumer Studierenden sind, fehlt hier ein entsprechendes Prüfabzeichen. Nach ausführlicher Diskussion mit dem Chief-Scrutineer Paul Gwand erkennt dieser aber anhand der deutschen Zulassung und den Prüfunterlagen der DEKRA, dass alles seine Richtigkeit hat und erteilt der Rückleuchteneinheit seinen Segen.
Mit dem PowerCore SunCruiser werden auch die anderen Cruiser-Klasse-Fahrzeuge abgenommen. Deutlich erkennt man unterschiedliche Designphilosophien und Fertigungsstandards. Aus Eindhoven kommt ein familientaugliches Solarcar mit 4 Sitzplätzen. Die Hülle wirkt etwas kastenförmig, trotzdem überzeugt das Finish der Familienkutsche. Sehr rudimentär wirkt ein Solarmobil aus Japan mit dem Namen GOKO. Hier fehlen noch etliche Scheiben in der Karosse und auch der Rest des Wagens erscheint eher unfertig. Äußerlich perfekt dagegen rollt eVe vom Sunswift-Team in die Halle. Wenn dieser Renner ähnlich sportlich unterwegs ist wie er aussieht, bedeutet er eine ernst zu nehmende Konkurrenz wie auch Schulich Delta und Daedalus. Letzteres Fahrzeug hat aber Probleme bei der Abnahme der Elektrik. Insbesondere das Ladegerät des Teams weist schwere Sicherheitsmängel bei der Verkabelung auf. Die Herrschaften aus Minnesota müssen also noch einmal wiederkommen, wenn sie nachgebessert haben.
Für die Bochumer läuft jetzt alles reibungslos. Bei der Batterieabnahme löst die deutsche Konstruktion helle Begeisterungsstürme bei Dr. Rand aus, der hier verantwortlich zeichnet. Er habe allerdings von dem deutschen Team nach den Erfahrungen der letzten Jahre auch nicht weniger erwartet, so sein Kommentar.
Man merkt allen Prüfern die Begeisterung für den PowerCore SunCruiser an. Nur diplomatische Gründe verhindern enthusiastischere Äußerungen. Die anderen Teams sollen nicht verärgert werden. Nach allen Prüfungen setzen sich trotz allem Paul Gwand und Chief-Safety-Officer Peter Schloithe auf die beiden Beifahrersitze und lassen sich ausführlich alle technischen Details erklären. Vor allem Peter, ein langjähriger Freund und Fan des deutschen Teams, hält sich nicht länger zurück und lobt mit glänzenden Augen die Autobaukunst im Speziellen aus Bochum und im Allgemeinen aus Deutschland. Made in Germany, wieder einmal...
Bis zum letzten Tag testet das PowerCore SunCruiser-Team den Energieverbrauch
Noch 2 Tage bis zum Rennstart, morgen finden das dynamische Scrutineering und die Fahrt zur schnellsten Runde auf dem Hidden Valley Racetrack statt. Zunächst stand Rundentraining auf der Rennstrecke auf dem Plan. Noch wichtiger als gute Rundenzeiten und damit die beste Startposition sind aber möglichst exakte Verbrauchswerte des Sonnenwagens. Denn nur damit kann man präzise berechnen, was bei gegebener Energie aus den Batterien und dem Solargenerator die optimale Geschwindigkeit ist, um mit leeren Energiespeichern beim nächsten Ladestopp anzukommen. Also geht es noch mal raus auf die Cox Peninsula Road, denn durch neue Reifen und abmontierte Seitenkameras hat sich der Wagen noch einmal erheblich energetisch verbessert. Beim Scrutineering gestern ergab sich, dass die zentrale Rückfahrkamera einen derart weiten Blickwinkel hat, dass die strömungsungünstigen elektrischen Ersatzseitenspiegel für die Erfüllung des Reglements nicht mehr nötig sind. Auch die neue Reifencharge ist erst sehr kurzfristig geliefert worden, sodass auch in dieser Hinsicht brauchbare Messwerte fehlen. Mit Hilfe der Telemetrie und des komplexen Strategiesystems werden jetzt also noch einmal neue Verbrauchswerte für die verschiedenen Geschwindigkeiten bestimmt, um im Wettbewerb dann die richtige Entscheidung zu treffen.
Auf dem Racetrack herrscht derweil geschäftiges Treiben. Viele suchen die perfekte Linie auf der Rennbahn, in den Boxen wird geschraubt und gemessen. Sunswift, die Konkurrenz aus Sydney, scheint ernsthafte Probleme mit den Motoransteuergeräten zu haben. Nach einem rasanten Start und schnellen Kurven schleicht der schwarz-gelbe Renner jetzt über die Bahn und kommt immer wieder zum Stehen. Auch der zweite Versuch nach einem Boxenstopp verläuft nicht wesentlich besser. Ganz anders beim holländischen Team aus Eindhoven. Der Familiensonnenwagen straft sein Aussehen Lügen und rast die Zielgerade entlang. Mit dieser Spitzengeschwindigkeit kann er auch die flachen Flundern aus der Challenge-Klasse beeindrucken.
Erstaunlich viele Solarcars sind weit davon entfernt, überhaupt fahrbereit zu sein. In Einzelteile zerlegt, sieht man sie in den Boxen stehen, umringt von verzweifelt aussehenden jungen Menschen, die offensichtlich auch wenig geschlafen haben. So viele Teilnehmer wie noch nie sind am Start. Dementsprechend reichen die Garagen an der Boxengasse nicht aus. Einige Teams müssen mit Zelten auf dem Parkplatz vorlieb nehmen, so auch die Deutschen.
Heute am späten Nachmittag soll es noch ein Fotoshooting für alle Teams auf dem Race Track geben. Möglicherweise bleibt dann auch noch Zeit für ein paar schnelle Runden für den blauen Flitzer aus Bochum.
PowerCore SunCruiser fährt trotzt eines Drehers in der letzten Kurve eine hervorragende Qualifying-Zeit
Da ist wohl allen im Team das Herz in die Hose gerutscht. Bis zur letzten scharfen Kurve ein perfekter Lauf für Marcel Ahlgrimm am Steuer des deutschen Sonnenrenners. Ein Tick zu schnell, das Heck bricht aus und der Wagen kommt nach einer Drehung von gut 90 Grad noch auf der Fahrbahn zum Stehen. Kurze Schrecksekunde, dann gibt Marcel wieder Gas bzw. Strom und zieht auf die Zielgerade. 2:20:01 - eine unglaubliche Zeit trotz des Patzers am Schluss. Das reicht für Platz drei an Startlinie morgen. Auf die Pole-Position fährt Eindhoven mit dem Familiensonnenwagen. Mit 2:05:01 auch insgesamt die zweitbeste Zeit für die Holländer über das gesamte Starterfeld. (Reihenfolge Cruiser-Classs: Eindhoven 2:05:01 / Daedalus 2:12:89 / PowerCore SunCruiser 2:20:01 / Sunswift eVe 2:31:52).
Zum Qualifying auf dem Hidden Valley Race Track präsentieren sich alle Fahrzeuge in perfektem Outfit. Beeindruckend vor allem die Solarcar-Enthusiasten, deren Budget offensichtlich um Zehnerpotenzen unter denen der Topteams liegen und die trotzdem ihre Fahrzeuge rechtzeitig fertig bekommen. So z.B. die GOKO-Highschool, von der man sich beim statischen Scrutineering noch nicht vorstellen konnte, dass sie an den Start gehen darf. Jetzt fährt das geräumige Solarcar aus Japan eine Zeit unter drei Minuten und darf morgen auf die Reise nach Adelaide.
In den Boxen ist gut erkennbar, wie groß der Etat der einzelnen Teams ist. Wie schon in den letzten Wettbewerben schießt hier Michigan eindeutig den Vogel ab. Ein Sattelzugauflieger mit perfekt eingerichteter Werkstatt wurde aus den USA nach Australien geschafft, um den optimalen Support zu gewährleisten.
Für die Studierenden aus Bochum heißt es heute Nachmittag packen und aufräumen. Morgen ab 6:00 Uhr positionieren sich die Sonnenwagen an der Startlinie vor dem Parlamentsgebäude des Nothern Territory, um 8:30 Uhr startet die Cruiser-Klasse als erstes gefolgt von der Challenge-Klasse. 3.000 Kilometer liegen vor ihnen. Für die Cruiser-Klasse gibt es drei Zwischenstopps mit Übernachtung auf der Strecke, die festgelegt sind. Hier können die Batterien über Nacht wieder vollgeladen werden. Die Etappe bis zum ersten Ladepunkt in Tennant Creek ist mit knapp 1.000 Kilometern nur in zwei Tagen zu schaffen. Wer Tennant Creek bis Montagabend nicht erreicht, muss dorthin trailern und landet damit automatisch in der Platzierung hinter allen Sonnenwagen, die nur mit elektrischer Energie gefahren sind. Schon sehr früh wird man sehen, welches Team die richtige Strategie hat und die optimale Geschwindigkeit wählt.
Ohne Probleme fährt der PowerCore SunCruiser die ersten 570 Kilometer der WSC
Start der WSC 2013 vor dem Parlamentsgebäude des Northern Territory. Ab 6 Uhr morgens kommen die Teams und positionieren ihre Solarcars entsprechend der gestern ausgefahrenen Startaufstellung. Der PowerCore SunCruiser geht als dritter Wagen insgesamt auf die Strecke. Der Event-Direktor Chris Selwood betont in seiner Rede zum Start die stilgebende Bedeutung der Bochumer für die neue Cruiser-Klasse und wünscht eine gute Reise.
Alle sind völlig entspannt am Start, Teamchef Melvin Otte gibt aber auch ein klein bisschen Aufregung zu. Gefahren wir das deutsche Solarcar auf der ersten Etappe von Marcel Ahlgrimm, der sich immer noch etwas ärgert über seinen Dreher gestern.
Die Startflagge schickt den blauen Renner auf die Reise, erstaunlich problemlos im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Noch in der Stadt bleibt Daedalus (University of Minnesota) am Straßenrand liegen. Der SunCruiser rutscht auf Platz 2. "Stella" vom Solar Team Eindhoven (Eindhoven University of Technology) fährt mit zwei Personen besetzt mit gut 75 km/h vorne weg, die Bochumer folgen ohne Beifahrer mit 70 km/h. Bis zum ersten Kontrollstopp ergibt sich so ein zeitlicher Abstand von 13 Minuten. Die ersten 300 Kilometer sind geprägt von ständigen Überholmanövern der Challenge-Klasse. Dazwischen immer wieder Roadtrains, die bergab mit gut 110 km/h vorbei ziehen. Der deutsche Konvoi bleibt bei den energetisch günstigen 70 km/h.
Ab Katherine steigt Kristina Borchart hinters Steuer. Der Himmel im Westen ist dunkel vom Rauch der Buschfeuer. Die Sonne scheint flacher, da schließt Daedalus aus Minnesota auf und überholt. Sie müssen erneut stoppen, wir ziehen vorbei. Abermals kann uns Daedalus überholen. Der Abstand auf Stella (Eindhoven) sinkt auf 2 Minuten. Beide Konkurrenten sind aber mit zwei Personen unterwegs. Der Tag morgen wird zeigen, ob diese Rechnung aufgeht. Bisher erweist sich der PowerCore SunCruiser als extrem zuverlässig. Viele seiner Vorgänger hatten schon am ersten Tag deutlich mehr Pannen und Probleme.
Auch der zweite Tag läuft sehr gut für den Sonnenwagen aus Bochum
Um 5:30 Uhr dudelt eine sanfte Handymelodie im Zelt und macht deutlich, dass die Sonne bald aufgehen wird. Dann muss der PowerCore SunCruiser natürlich bereit sein zum Laden und so schält sich die Ladecrew aus den Schlafsäcken, um alles dafür klar zu machen. Heute soll Tennant Creek erreicht werden, mit einem halbstündigen Kontrollstopp in Dunmarra. Damit wäre das erste Drittel der Strecke geschafft.
Schon 80 Kilometer nach dem Nachtlagerplatz erreichen die Deutschen das Roadhouse. Zuvor wurde aber noch Daedalus überholt, der heute mit nur 60 km/h unterwegs ist, dafür aber immer noch mit zwei Personen an Bord.
Die Formel, mit der der Sieger in der Cruiser-Klasse bestimmt wird, hat 4 Komponenten: Neben der reinen Zeit, die für die 3.000 Kilometer benötigt werden, zählt auch die Anzahl der Personen, die pro Kilometer befördert werden und ob an den drei Ladestationen des Veranstalters tatsächlich die Akkus aus dem Netz aufgefüllt werden oder nicht. Das Ganze wird dann noch jeweils bezogen auf den Besten in der jeweiligen Teilwertung. Als letzter Term findet sich eine Wertung zur "Alltagstauglichkeit", die von einer Fachjury vergeben wird. Die Position auf der Strecke sagt also nicht sehr viel aus zum Platz im Wettbewerb.
Nachdem Kristina Borchart noch bis zum Kontrollstopp gefahren ist, sitzt jetzt Martin Helmes im Cockpit. Kurz nach der Abfahrt zieht Stella mit ca. 75 km/h vorbei, der PowerCore SunCruiser fährt 4 km/h weniger. Ein später vom Kontrollstopp abgefahrenes Supportfahrzeug berichtet, dass Daedalus wieder technische Probleme hat und seine halbe Stunde Stoppzeit deutlich überzogen hat und nun gut 25 Minuten hinter den Bochumern herfährt.
Der Himmel bleibt strahlend blau, die Sonne brennt bei satten 38 Grad Celsius. Der Energiebilanz hilft das unerwartet, also die Geschwindigkeit hoch auf 80 und dann auf 85 km/h. In 100 Kilometern erreichen wir Tennant Creek, dann sollten die Akkus leer sein. Stella aus Holland kann oder will diese Reisegeschwindigkeit nicht mithalten und wird überholt. Geplante Ankunftszeit am Ladestopp: 14:10 Uhr. Die Bochumer kommen genau eine Minute früher an.
Eindhoven fährt von Tennant Creek nach Alice Springs mit 4 Personen und 120 Km/h
Frisch geduscht geht es heute Morgen an den Start. Die Nacht haben wir auf dem Campingplatz in Tennant Creek verbracht. Leider störte ein Kühlaggregat auf dem Nachbargrundstück, das alle fünf Minuten für fünf Minuten mit großem Getöse ansprang und den Schlaf empfindlich unterbrach.
Alle sind etwas nervös an diesem Morgen, denn das Startfeld geht neutralisiert auf die Strecke nach Alice Springs, Startplatz ist die aktuelle Position im Rennen: Bochum vor Eindhoven vor Sydney. Nur diese drei haben in der Cruiser-Klasse noch nicht getrailert und damit eine Chance auf den Sieg.
An diesem Tag soll der PowerCore SunCruiser seine Transportkapazität unter Beweis stellen: André Buß fährt, auf den Beifahrerplätzen Kristina Borchardt und Rene Glitza. 92 lautet das Ergebnis der Rechnung der Strategen zur geplanten Renngeschwindigkeit. Die Holländer kontern: 4 Personen haben in "Stella" Platz genommen!
Start um Punkt 8, im Minutenabstand folgen die Teams der Cruiser-Klasse. Sehr bald wird klar: Eindhoven will nicht nur bei den Personenkilometern punkten. Sie ziehen am blauen Sonnenwagen vorbei und beschleunigen auf fast 120 km/h! Am Kontrollstopp 'Ti Tree' beträgt der Vorsprung schon 20 Minuten. eVe aus Sydney von Sunswift fährt ebenfalls schneller als gestern. Nur 3 Minuten nach den Deutschen rollen sie auf den Parkstreifen des Roadhouse, allerdings ohne Beifahrer.
Wenn der Wettbewerb so weiter läuft und "Stella" aus den Niederlanden zuverlässig bleibt, ist der Sieg in der Cruiser-Klasse vergeben und auch Platz 2 bleibt für das Bochumer keine sichere Bank. Sunswift schließt nach dem Stopp am Roadhouse mit 105 km/h von hinten auf und will überholen. Bochum fährt inzwischen mit 95 km/h. Nach den üblichen Formalitäten und Freigaben über Funk setzt sich der gelb-schwarze Solarsportwagen vor den PowerCore SunCruiser und zieht mit 117 km/h Richtung Alice Springs davon.
Eindhoven kommt um 13:44 Uhr in Alice an, gefolgt von Sunswift um 14:01 Uhr. Die Bochumer erreichen den entsprechenden Kontrollstopp erst um 14:13 Uhr
Morgen geht es in die Opalstadt Coober Pedy, eine Strecke von 684 Kilometern ist zu bewältigen. Die Spitzengeschwindigkeiten dürften bei dieser Streckenlänge wieder sinken. Jetzt können sich die Bochumer auf dem gut ausgestatteten Campingplatz erholen. Er liegt am Rande der Outback-Metropole und verspricht mit dem umliegenden Buschland eine geruhsame Nacht. Die Küchencrew um Alina Reinbold und Felix Sieberg hat das Abendessen für 18 Uhr angekündigt. Nach den Tortellini in Schinken-Sahne-Sauce gestern, die nicht nur bei der Observerin helle Begeisterung ausgelöst haben, verspricht das angekündigte Hähnchen weitere Gaumenfreuden.
Der PowerCore SunCruiser fährt mit 3 Personen 100 km/h
Abfahrt heute schon um 7 Uhr, gefahren werden darf bis 18 Uhr, der Länge der Etappe nach Coober Pedy geschuldet. Keiner der drei Top-Teams wird diese Zeitvorgabe wohl ausreizen müssen. Überraschenderweise tauchte gestern gegen 17:30 Uhr Daedalus wieder auf der Bildfläche auf und wird in der Wertung als nicht-getrailertes Team geführt.
Die Anzahl der Plätze in den Sonnenwagen wird wieder genauso vergeben wie gestern. Holland hat 4 Personen an Bord, Australien nur den Fahrer und für Deutschland fährt Martin Helmes mit den Beifahrern Kristina Borchardt und Rene Glitza. Als Startgeschwindigkeit wird 84 km/h angesagt. Die Temperaturen sind in der Nacht unter die 20-Grad-Marke gefallen, um halb acht morgens zeigt das Bordthermometer des Media-PKW aber schon wieder 26 Grad. Die Sonne gibt ihr Bestes, Energie satt vom klarblauen Himmel.
Ab 8 Uhr kommen die Nachzügler aus der Challenge-Klasse zurück auf den Highway. Da die im Schnitt aber nur mit 70 km/h unterwegs sind, werden diverse Überholmanöver nötig. Da die Strecke nach Alice zunächst erstaunlich bergig und kurvig ist, gestalten sich diese Aktionen langwierig.
Kontrollstopp Kulgera: Sunswift hat Eindhoven überholt. Die hektische holländische Diskussion auf dem entsprechenden Funkkanal hatte schon vorher angedeutet, dass es bei "Stella" technische Probleme gibt. Nach der halben Stunde Zwangspause, in der nicht repariert werden darf, fährt das Familien-Solarcar dann nur wenige Meter, um sofort wieder zu stoppen und zu schrauben. Sowohl an einem der vorderen Räder wird gearbeitet als auch an der Elektronik im Kofferraum.
Nach knapp 10 Minuten geht der niederländische Viersitzer wieder auf den Stuart Highway, noch vor den Bochumern. Die fahren mit 95 km/h nach Süd-Australien ein. André Buß sitzt jetzt am Steuer, die Beifahrer haben nicht gewechselt. Rene Glitza, der Schüler im Bochumer SolarCar-Team, erzählt begeistert, dass er neben dem Fahrer sogar etwas Schlaf nachholen konnte.
Die Sonne liefert weiter reichlich Treibstoff, also wird der Tempomat auf 100 km/h eingestellt. Die Landschaft öffnet sich, die Fahrbahndecke am Horizont flimmert vor Hitze. Die vier erscheint als erst Ziffer auf dem Thermometer. 12 Uhr mittags mitten in Australien.
Noch 180 Kilometer bis Coober Pedy. Das holländische Team taucht vor dem SunCruiser-Konvoi auf, jetzt nur noch mit 85 km/h auf der Straße unterwegs. Schnelle Kommandos über Funk klären die Überholsituation, der PowerCore SunCruiser zieht an Stella vorbei. Am Ende sind es 14 Minuten Vorsprung, die das Bochumer Studierenden-Team gegenüber den Kollegen aus Eindhoven von der dortigen TU herausfahren kann. Sunswift war aber schon fast eine Stunde eher da. Es wird wieder spannend in der Cruiser-Klasse. Holland führt in Sachen Personenkilometer, die Australier liegen in der reinen Zeitwertung vorne und wir können in allen Disziplinen punkten.
Der Quartiermeister Pascal Beer hat für die heutige Nacht etwas ganz besonderes gebucht: Ein Hostel unter der Erde in einer ehemaligen Opalmine! Die Nacht verspricht angenehm kühl zu werden.
Leichte Variation beim neutralisierten Start in Coober Pedy: Sunswift vor Bochum vor Eindhoven, die Australier sportlich wie immer nur mit dem Fahrer im Wagen, die Deutschen setzen Marcel Ahlgrimm ans Steuer, begleitet von Rene Glitza und Martin Helmes. Holland geht heute mit nur zwei Personen ins Rennen und fährt unter 70 km/h, wie sich schnell nach dem Start im Minutenabstand zeigt.
Morgen soll Adelaide erreicht werden, idealerweise noch vor 12 Uhr. Der Wetterbericht spricht - zum ersten Mal bei dieser WSC - von "Wolken und Regenschauern". Das könnte den Energieertrag kräftig verhageln.
Zunächst mit über 80 gestartet, läuft der Konvoi nach 10 Minuten auf Sunswift auf. Die Entscheidung fällt gegen ein energieraubendes Überholmanöver. Mit 76 km/h folgen die Bochumer dem Team aus Sydney. Der Himmel bewölkt sich zusehens, je näher der Kontrollpunkt Glendambo kommt. Sunswift landet hier eine Minute vor dem PowerCore SunCruiser, Eindhoven folgt mit 13 Minuten Verspätung.
Der bedeckte Himmel zwingt den Solargenerator auf ein Drittel seiner Maximalleistung. Auf dem Weg nach Port Augusta werden die Cruiser alle langsamer und fallen unter 70 km/h. An Salzseen vorbei geht es in eine Steppenlandschaft ohne jede Büsche und Bäume. Der Blick streift kilometerweit ohne Ankerpunkt. Der Wind bläst mit 50 Kilometer pro Stunde aus Südwesten. Marcel Ahlgrimm hat auf den Beifahrerplatz gewechselt, Rene Glitza will gar nicht mehr aussteigen und am Steuer kämpft jetzt André Buß mit den heftigen Windböen, die besonders dann am Sonnenwagen zerren, wenn ein Roadtrain vorbeizieht. Selten erscheinen ein paar blaue Farbtupfer am Himmel, im Westen kündigen dunkle Wolken Regen an.
Gut zwei Stunden vor Ende des Renntages fängt es tatsächlich an zu regnen. Die Geschwindigkeit wird auf 55 km/h herabgesetzt. Ziel für heute ist der Kontrollstopp in der Stadt Port Augusta. Mit fallender Geschwindigkeit, jetzt schon unter 50 km/h, ist das nur äußerst knapp zu schaffen. Kurz vor der Stadt hört die wilde Landschaft auf, das Outback-Abenteuer liegt hinter den Bochumer Studierenden. Endlich funktionieren die Handys wieder. Zurück in der zivilisierten Welt. Um 17:10 Uhr fahren die Bochumer auf die Tankstelle in Port Augusta, die den Kontrollstopp markiert. Jede weitere Minute später wäre mit je einer Strafminute quittiert worden. Punktlandung also.
Schon bevor feststeht, wer auf welcher Position über die Ziellinie in Adelaide geht und wer auf welchem Platz in der Wertung landet, kann man heute schon eine vorläufige Abschlussbilanz dieser WSC ziehen:
- Die Einführung der Cruiser-Klasse bringt die Solarcar-Szene in eine neue Dimension. Fahrzeuge, die aus der Ferne, und beim PowerCore SunCruiser auch aus kurzer Distanz, wie ganz normale PKW aussehen, bringen Fahrer und bis zu drei Beifahrer elektromobil mit Solarunterstützung über mehrere tausend Kilometer durch einen ganzen Kontinent. Reichweiten von über 500 Kilometer und mehr bei Geschwindigkeiten um die 100 km/h ohne Nachladen sind dabei die Regel.
- Noch nie bei einer WSC fuhr ein Sonnenwagen aus Bochum so zuverlässig, problemlos und sicher über den Stuart Highway. Noch nie war ein deutsches Team unter den ersten drei bei der Weltmeisterschaft der Solarmobile.
Morgen sind noch 300 Kilometer zu absolvieren. Die Batterien sind heute schon sehr strapaziert worden. Bleibt zu hoffen, dass der Wetterbericht stimmt und die Sonne morgen die Energie für die Fahrt über die Ziellinie bringt.
PowerCore SunCruiser erreicht ohne eine Panne nach 3.000 Kilometern das Ziel in Adelaide
Nach einer kurzen Nacht auf einem Campingplatz in Port Augusta steht das Team kurz vor Sonnenaufgang schon wieder am Kontrollstopp, um solar zu laden. Das ist bitter nötig, denn das schlechte Wetter hat den Füllstand der Batterien bedrohlich tief sinken lassen. Auch mit der Energie dieser Ladephase wird die Einfahrt in die Metropole Südaustraliens ein Geduldsspiel, denn viel mehr als 50 km/h sind trotz der kräftigen Sonnenstrahlen nicht möglich. 300 Kilometer müssen heute insgesamt gefahren werden, die Zeitmesslinie liegt allerdings 30 Kilometer vorher an der Stadtgrenze von Adelaide. Eindhoven wird 11 Minuten nach Bochum am Kontrollstopp registriert und fährt jetzt mit 60 km/h und zwei Leuten an Bord knapp hinter dem PowerCore SunCruiser und überholt schließlich. Der deutsche Sonnenwagen wird heute von André Buß gefahren, diesmal allein im Cockpit. Der Verkehr nimmt spürbar zu, der Highway zweigt immer öfter ab in Ortschaften die die Vorsilbe "Port" führten. Das Meer ist offensichtlich nicht mehr weit. Die Route führt durch große Getreidefelder. Noch 60 Kilometer bis zum Ende der Zeitmessung.
Wenn nichts Dramatisches mehr passiert, wird es wohl die dritte Position im Zieleinlauf werden. Angesichts der Personenkilometer der Eindhovener und der deutlich höheren Geschwindigkeit und Gesamtzeit des Teams aus Sydney wird es wohl auch der Platz 3 im Gesamtfeld der Cruiserklasse werden. Das letzte Wort ist hier aber noch nicht gesprochen. Die Berechnungsformel für den Sieg über alles ist kompliziert und wer von den dreien in den Augen der Fachjury das Fahrzeug mit der größten Alltagstauglichkeit vorgestellt hat, bleibt bisher unklar. Völlig eindeutig fällt aber die Bewertung für die Leistung der Studierenden aus Bochum aus. Die angehenden Ingenieurinnen, Ingenieure und Betriebswirte haben gezeigt, wie praxisnah sei ausgebildet werden. Ihr Engagement bei der Konstruktion und beim Bau des PowerCore SunCruiser beweist einmal mehr, wie stark ein solches Projekt motivieren kann. Wer erleben durfte, wie souverän und gleichzeitig sozialkompetent das Abenteuer World Solar Challenge gemeistert wurde, sieht junge Menschen, die wichtige Lektionen, nicht nur des Berufslebens, schon früh erfolgreich gelernt haben.
Der Rückblick auf die letzten sechs Tage fällt unspektakulär aus: Keine Bilder von hektisch reparierenden Menschen am Straßenrand wie in all den Jahren zuvor. Gut geplante und deswegen entspannte Starts am Morgen, ein perfektes Supportteam, das immer wieder für leckeres Essen sorgte und gemütliche Quartiere organisiert hat.
Die WSC hat sich geändert, nicht nur durch die Cruiser-Klasse. Das Outback ist weniger einsam als früher. Entlang des Stuart-Highways klappt an vielen Stellen der Handyempfang. Nur eine Übernachtung in der Wildnis gab es diesmal. Eindeutig zu wenig, findet der Autor dieser Zeilen.
Die letzten Fahrten der Bochumer Teams waren sicher aufregender und spannender als der diesjährige Wettbewerb. Kein Fahrzeug aus Deutschland war aber je erfolgreicher als der PowerCore SunCruiser!
Der PowerCore SunCruiser beim Alltagstauglichkeitstest der WSC
Leicht übermüdet nach den gestrigen Feierlichkeiten stehen die Bochumer Studierenden heute auf dem Hindenmarsh Square, der als Ersatz für den sonst üblichen Ausstellungsplatz Victoria Square dienen muss, da dieser gerade vollständig neu gestaltet wird. Viele Australier, aber auch Mitglieder aus anderen Teams nutzen die Chance, um sich den deutschen Sonnenwagen aus der Nähe anzusehen. Schließlich gibt es hier auf dem Platz wenige Solarcars, in die man sich sogar hineinsetzen darf. Jung und Alt nehmen die Gelegenheit wahr, den Platz und die Bequemlichkeit, die der PowerCore SunCruiser bietet, selber zu testen. Oft gehörte Bemerkung: "Der hat ja innen viel mehr Platz als man von außen glaubt."
Um 14 Uhr hat der Veranstalter eine Fachjury von Autojournalisten und anderen Experten bestellt, die die Alltagstauglichkeit der Cruiser-Klasse bewerten sollen. Das ganze startet mit einem Einparktest, den der blaue Sonnensportwagen mit kleinen Korrekturzügen mit Erfolg abwickelt. Als nächstes gilt es, möglichst viele Koffer im Gepäckfach unterzubringen. Hier können die Eindhovener natürlich punkten, aber auch in das deutsche Gepäckfach passt einen Menge: 8 von 10 möglichen Punkten in dieser Disziplin. Am Rande sei erwähnt, dass alle Tests und Bewertungskriterien erst 5 Minuten vor Beginn der Prüfung bekannt gegeben wurden. Zum Schluss gilt es einen umfangreiche Fragenkatalog zu beantworten: Kann man das Auto abschließen? Kann man die Scheiben öffnen? Gibt es einen Becherhalter? Wie fühlt sich das Lenkrad an? Bei den meisten der Fragen tragen die Tester eine 10 für den PowerCore SunCruiser ein. Erst morgen Abend wird bekannt gegeben, wer in Bezug auf die Alltagstauglichkeit vorne liegt. Die könnte unter Umständen mitentscheiden, ob die Bochumer doch noch auf Platz 2 vorrücken.
Mit über 8.000 gefahrenen Personenkilometern liegen die Holländer klar vorne und dürften auch beim Alltagstest gut abgeschnitten haben. Nach Berechnungen des deutschen Teams ist der Abstand zu Sunswift aber äußerst knapp. Der PowerCore SunCruiser kann immerhin fast 6.500 Personenkilometer vorweisen im Gegensatz zu den Australiern, die immer ohne Beifahrer unterwegs waren und daher nur auf rund 3.000 Personenkilometer kommen. Es bleibt auch nach dem eigentlichen Rennen bis zum Schluss spannend in der Cruiser-Klasse. Morgen mehr dazu an dieser Stelle, wenn die endgültigen Ergebnisse im Rahmen der Awards Night bekannt gegeben worden sind.
eVe von Sunswift bleibt während der Parade mit Motorausfall stehen
Ein letztes Mal präsentieren die Solarcar-Teams aus aller Welt ihre technischen Wunderwerke der Öffentlichkeit in Adelaide. Den Abschluss bildet die große Parade aller Fahrzeuge, die quer durch die Innenstadt führen soll. Über die North Terrace geht es über die zentrale King-William-Street am Victoria Square vorbei in den Süden der Stadt, wo auf einem Parkplatz, auf dem die Begleitfahrzeuge schon geparkt sind, alles endet.
Schon am Start fällt das Solarcar von Cambridge aus und kann nicht mitfahren. Am Victoria Square ein weitere Ausfall: eVe von Sunswift aus Adelaide bleibt stehen und lässt sich offensichtlich nicht mehr bewegen. Auch das Anschieben der Kollegen aus dem folgenden Eindhovener Sonnenwagen hilft nicht. Chief Safety Officer Peter Sloithe nimmt das Fahrzeug aus der Parade und winkt die anderen Teams vorbei.
Alle anderen Teams kommen am vorgesehenen Ende der Tour an und nicht nur die Bochumer beginnen mit dem großen Einpacken. Morgen soll der Container bereitgestellt werden, in den dann das Solarcar, im Trailer verspannt, verstaut wird.
Heute Abend bildet die Awards Night den Abschluss der World Solar Challenge. Besonders die Cruiser-Klasse ist gespannt, wie hier die ersten drei Plätze vergeben werden. In wenigen Stunden lesen Sie hier mehr dazu.
PowerCore SunCruiser erhält die Belobigung der Fachjury im Alltagstest
Ein denkwürdiger Abend für das deutsche Team, diese Awards Night:
- Bleibt es bei Platz drei oder ist doch mehr drin?
- Vielleicht der Technical Innovation Award für den Motor? Nein, er geht an das belgische Team für deren Batterieüberwachung.
Dann ruft Chris Selwood die Cruiser-Klasse auf und bittet Bochum auf die Bühne für die "Cruiser Class Judgment Commendation". Keiner der Deutschen kann diesen Begriff so richtig übersetzen. Es muss sich wohl um den Preis für die Alltagstauglichkeit handeln. Begeisterung will sich aber nicht so richtig breit machen, denn man versteht auch nicht, was Chris mit dem Wort "Runner-up" genau meint.
Erst nach der Preisvergabezeremonie wird klar, was Runner-up wirklich bedeutet: Die Hochschule Bochum ist Vizeweltmeister bei der World Solar Challenge 2013! Der PowerCore SunCruiser hat in der Cruiser-Klasse den zweiten Platz belegt. Das Ergebnis ist denkbar knapp. Die Holländer liegen klar mit 97,5% vorne, Bochum folgt mit 93,9, auf Platz drei Sunswift aus Sydney mit 92,3 %.
Vor allem der Alltagstest in Verbindung mit den Personenkilometern hat die Bochumer trotz ihrer schlechteren Gesamtzeit in der Wertung nach oben steigen lassen. Die Fachjury hat sich bei der Frage, welches Fahrzeug sie aus der Cruiser-Klasse am liebsten kaufen würden, klar für das deutsche Auto entschieden. Auch an anderen Stellen konnte der PowerCore SunCruiser klar punkten und damit den 2. Platz erreichen.
Die Studierenden sind überglücklich mit diesem unerwarteten Vizeweltmeistertitel und haben ihre Englisch-Kenntnisse um den wunderbaren Begriff "Runner-up" erweitert.
Dieses Tagebuch endet hier und entlässt das Bochumer Team in den wohlverdienten privaten Urlaub. Morgen und übermorgen muss noch der Container gepackt werden, dann wird down under auf eigene Faust erkundet.