World Solar Challenge 2007
Die "Panasonic World Solar Challenge" (WSC) fand vom 21. bis 28. Oktober 2007 zum insgesamt neunten Mal statt. Das SolarCar-Team der Hochschule Bochum nahm an diesem Rennen mit dem neuentwickelten Solarworld No.1 teil. Das spektakuläre Design stammt von Prof. Eckard Beese. SolarWorld No.1 wird mit dem Design Award als schönstes Solarcar der Welt ausgezeichnet. Die Bochumer grenzen sich mit diesem Entwurf klar vom "Tischtennisplatten-Design" der Konkurenz ab.
Die ersten Meldungen von Down under
Die gute Nachricht vorweg: Der Sonnenrennwagen des SolarCar Teams der Hochschule Bochum ist heil im Norden von Australien angekommen. Per Luftfracht zusammen mit dem Anhänger startete SolarWorld No. 1 am 15. September zur Reise um die Welt. Ab Sydney ging es dann weiter mit dem LKW quer durch den Kontinent nach Darwin. Teamchef Ralf Zweering und Matthias Wiemers, schon vor Ort, sind begeistert von der perfekten Logistik, organisiert von Claus Körner, Manager Special Request bei der DHL Global Forwarding. Nur durch das Sponsoring des globalen Logistik-Dienstleisters konnte das Team wertvolle Wochen der Vorbereitung und des Testens in Deutschland gewinnen und SolarWorld No. 1 war in der Lage, in einem Öko-Krimi mitzuspielen. Die Berliner Produktionsgesellschaft Janus-Film dreht für SAT1 den Film „Hitzewelle“, der im Oktober ins Fernsehen kommen soll. SolarWorld No. 1 taucht in einer kurzen Szene am Anfang auf, als „Hobby“ des Hauptdarstellers.
11 Studenten des Vorab-Teams werden das Solarcar intensiv auf das Rennen vorbereiten. Dazu gehört die Straßenzulassung ebenso wie zahlreiche Arbeiten an Mechanik und Elektrik des Fahrzeuges. Vorher steht das komplette Abfahren der Rennstrecke in umgekehrter Richtung auf dem Programm. Jeder mögliche Lagerplatz wird in Augenschein genommen. Schattenspendende Bäume sind unerwünscht, denn vor jedem Etappenstart ab Sonnenaufgang bis 8 Uhr kann noch geladen werden, das gleiche gilt für den Abend ab 17 Uhr bis Sonnenuntergang. Nur wer perfekt über den Streckenverlauf informiert ist, kann für das Rennen die optimale Strategie entwickeln.
Am 3. Oktober fliegt die Hauptgruppe ab, mit im Gepäck moderne IT-Technologie aus dem Hause MAXDATA. Das Marler Unternehmen, offizieller IT-Ausstatter des SolarCar-Teams der Hochschule Bochum, stellt insgesamt 6 Notebooks zur Verfügung, davon drei Modelle MAXDATA PRO 5500 IR Ruggedized. Diese ultrastabilen Geräte sind perfekt auf den harten Einsatz im Outback abgestimmt und sorgen für die nötige Zuverlässigkeit an rennentscheidender Stelle.
Damit die Kommunikation wirklich überall auf der Strecke funktioniert, hat sich das Hochschulteam aus Deutschland die Unterstützung von CPN Satellite Services gesichert. Drei Satelliten-Telefone und zwei Satelliten-Datenübertragungseinheiten stellen den Kontakt selbst dann her, wenn die nächste Besiedlung hunderte Kilometer entfernt ist. Damit wird das Renntagebuch, das Sie bald an dieser Stelle lesen können, noch aktueller als bei früheren Wettbewerben und strategisch wichtige Wetterdaten können jederzeit übermittelt werden. Dass diese Technik natürlich auch die Sicherheit im Notfall entscheidend unterstützen kann, versteht sich von selbst.
Apropos Sicherheit: Nicht nur in technischer Hinsicht hat sich hier einiges verbessert. Mit an Bord ist in diesem Jahr der Teamarzt Dr. Ullrich Henschel aus Hamm. Selbst begeisterter Australien-Fan und Vorsitzender des Deutschen Fördervereins flydoc australia e.V., der den Royal Flying Doctor Service unterstützt, wird Dr. Henschel dem Team bei allen medizinischen Fragen während des Rennens zur Seite stehen.
Hintergründe zu einem Wettbewerb, der kein Rennen sein will
61 Teams aus 20 Ländern gehen am 21. Oktober an den Start der Panasonic World Solar Challenge. Der zwanzigste Jahrestag wird gefeiert, 1987 fand der erste Wettbewerb statt. Damals wie in diesem Jahr und bei allen anderen World Solar Challenges am Start: Detlef Schmitz aus München. In Australien kennt man ihn unter dem Namen „Suitcase Man“, denn mit zahlreichen Koffern hat Detlef sein Fahrzeug in den ersten Jahren nach down under transportiert. Der Zusammenbau der koffergroßen Teile vor Ort war entsprechend aufwändig und fehlerträchtig, aber Schmitz und sein Team haben sich nie entmutigen lassen, auch wenn sie es bisher nur einmal im Jahr 2003 bis ins Ziel geschafft haben.
Die Zeiten des Koffertransportes sind vorbei. HelioDet, so heißt der Sonnenwagen aus München, wird im Container des Bochumer SolarCar-Teams verschifft. In diesem Jahr unterstützt Thomas Linek, FH-Student aus Bochum, Detlef Schmitz sogar während des Rennens. Der Ingenieurstudent ist verantwortlich für die Batterien und das dazugehörige Managementsystem, entwickelt und gebaut an der Hochschule in Bochum.
HelioDet fährt in der Adventure Class mit. Hier gehen alle Solarfahrzeuge an den Start, die nach altem Reglement gebaut worden sind. Bis zu acht Quadratmetern Solarzellenfläche sind hier zugelassen, der Fahrer darf in seinem Mobil liegen. Die neuen Regeln gelten für die Challenge Class, nur sechs Quadratmeter zum Sammeln der Sonnenenergie sind zugelassen, eine mehr oder weniger aufrechte Sitzhaltung ist gefordert. Mit 20 weiteren Teams geht SolarWorld No.1 in dieser Klasse in den Wettbewerb. Mit der „Greenfleet Technology Class“ soll neben den Solarcars bewiesen werden, wie weit seriennahe Fahrzeuge im Bezug auf Energieeffizienz und Schadstoffausstoß heute schon sein können. Spezielle Elektro- und Verbrennerfahrzeuge werden hier im praktischen Betrieb gezeigt.
Peinlichst genau vermeidet der Veranstalter, die Regierung von South Australia, den Begriff „Rennen“ im Zusammenhang mit der World Solar Challenge. Denn ein Rennen kann und darf dieser Wettbewerb schon aus versicherungstechnischen Gründen nicht sein. Schließlich findet alles auf öffentlichen Straßen statt und es gilt die Straßenverkehrsordnung mit allen Geschwindigkeitsbeschränkungen. Das bedeutet im Norden nicht schneller als 130 km/h und im Süden ist schon bei 110 km/h Schluss.
Australische Einfuhrbestimmungen werden genau überprüft
Ein weiterer Meilenstein ist geschafft: Das Werkzeug, alles Zubehör, Heliodet, der Solarcar von Detlef Schmitz und die Campingausrüstung, in einem Container Ende Juli von Deutschland aus verschifft, sind in Darwin in der Werkstatt angekommen.
Die aufwändigen Vorbereitungen beim Verpacken haben sich gelohnt. Jedes Teil wurde penibel gereinigt, bevor es verladen wurde. Besonders bei der Campingausrüstung eine zeitraubende Angelegenheit, jeder Hering, jede Zeltstange muss absolut sauber sein. Denn in Australien wartet der Quarantäne-Inspektor! Strikte Einfuhrbestimmungen sollen verhindern, dass nichts auf den Kontinent kommt, was die empfindliche Fauna und Flora stören könnte. „…und die Einführung nichteinheimischer Tier- und Pflanzenarten haben bis jetzt das Aussterben von mindestens 27 Säugetier-, 23 Vogel- und vier Froscharten zur Folge gehabt. 380 weitere Tierarten gelten als gefährdet.“ (Quelle: Wikipedia).
Der Inspektor hat tatsächlich auf dem Zollgelände den kompletten Container aus- und wieder einladen lassen, um auch wirklich jedes Päckchen, jede Kiste und jeden Reifen in Augenschein zu nehmen. Bei tropischen Witterungsverhältnissen eine schweißtreibende Angelegenheit. Ergebnis: Keine Beanstandungen! Am Montagnachmittag war es dann soweit. Der LKW lieferte den Container direkt zur Werkstatt.
Inzwischen darf auch der neue knallgelbe Anhänger offiziell auf australischen Straßen fahren. Typisch Australien: Ein neues Nummernschild ist nicht nötig. BO-SW 110 heißt auch hier die Zulassung.
Wichtig für die Sicherheit und die Aerodynamik: Der Schließmechanismus des Sonnenwagens.
Geschäftige Betriebsamkeit: In der Werkstatt wird intensiv an Mechanik und Elektrik gearbeitet. Ein wichtiger Punkt auf der To-Do-Liste: Der Schließmechanismus muss perfektioniert werden. Ober- und Unterschale sollen im geschlossenen Zustand mit minimalem Spalt auf einander liegen. Jede noch so kleine Ritze wäre katastrophal für den Luftwiderstand und der entscheidet maßgeblich über den Energieverbrauch. Ein Abkleben der Fuge, wie noch vor zwei Jahren bei HansGo! vor jedem Etappenstart üblich, ist nach aktuellem Regelwerk nicht mehr erlaubt. Auch neu in den Vorschriften des Veranstalters: Der Fahrer muss ohne fremde Hilfe in 15 Sekunden ein- und aussteigen können. Ein speziell konstruierter, hydraulischer Zylinder unterstützt das Aufstellen und Absenken der Oberschale.
Besonders anspruchsvoll für das aerodynamische Design gestaltet sich der Bereich der Räder. Die Verkleidungen, im Solarcar-Jargon "Fairings" genannt, sollen die Reifen möglichst weit umschließen, ohne dabei Lenkung und Federung/Dämpfung zu behindern. Auch die drehenden Felgen selber können mit den Speichen unerwünschte Luftverwirbelungen erzeugen. Carbonplatten als Felgendeckel sollen das verhindern.
Am Montagmorgen wird ein Inspektor von der australischen Zulassungsbehörde erwartet, der SolarWorld No.1 abnehmen soll. Dann können die Testfahrten auf dem dafür zugelassenen Arnhem-Highway beginnen.
Australisches Straßenverkehrsamt prüft Solarcar
Montagmorgen: Besuch von Bill und Wayne. Die Inspektoren von der Zulassungsbehörde prüfen alle sicherheitsrelevanten Teile. Blinker und Bremslichter müssen funktionieren, mit einer Geschwindigkeit von 35 km/h soll das Fahrzeug innerhalb von 12, 5 Metern zum Stehen kommen. Kein Problem für SolarWorld No.1 und damit ist die Zulassung für die australischen Straßen erteilt. Das Interesse und die Neugier der beiden Prüfer gehen deutlich über das "amtliche" Maß hinaus, man zeigt sich beeindruckt von so viel Hightech made in Germany und lobt die extravagante Form. Das deutsche Solarmobil ist das vierte seiner Art, das in diesem Jahr geprüft wurde. Das Nuon- und das Twente-Team aus Holland und Umicor aus Belgien haben auch schon die Freigabe für Testfahrten im öffentlichen Straßenverkehr.
Dienstag: Die erste Testfahrt unter tropischen Bedingungen steht an. Wie im Wettbewerb später auch, startet eine Kolonne von drei Fahrzeugen auf dem dafür vorgesehenen Arnhem Highway. Die offizielle Strecke für die World Solar Challenge, der Stuart Highway, darf nach Vorschrift des Veranstalters mit Solarcars nicht mehr befahren werden. Die mit gelben Rundumleuchten ausgestatteten Begleitbusse sichern den Konvoi ab. Geübt wird der ‚Rennalltag': Startvorgang, Kommunikation über Funk, Datenübertragung aus dem Solarcar, Linksverkehr. Eine schleifende Schraube am vorderen Fahrwerk macht einen Boxenstopp am Straßenrand notwendig. Der heiße Asphalt hat den Reifen immer weiter ausgedehnt, das Schleifen war die Konsequenz. Also Reifenwechsel, eine gute Übung für das Team. An dieser Stelle zeigt sich ganz deutlich, wie wichtig diese Testfahrten unter Wettbewerbsbedingungen sind.
Extreme Temperaturen machen der Elektronik des Sonnendreirads Schwierigkeiten
Aufbruch zu einer weiteren Testfahrt am Donnerstag. Der extra für SolarWorld No.1 gebaute Hänger erleichtert den Transport ungemein. Mit hydraulischer Unterstützung kann die ganze Hängerplattform gekippt werden. Der gelbe Flitzer wird an Bord geschoben, das lästige schweißtreibende Schleppen wie noch bei HansGo! fällt weg. Nur auf dem Arnhem-Highway darf gefahren werden und der beginnt leider nicht in Darwin.
Im hinteren Begleitbus ist schon die Kommandozentrale eingebaut. Per Bluetooth-Funk werden alle technisch relevanten Daten wie Energieverbrauch, Leistung des Solargenerators und Zustand der Batterien vom Solarcar empfangen und ausgewertet. Hier entscheidet sich, welche Geschwindigkeit optimal ist, um mit der zur Verfügung stehenden Energie möglichst weit zu kommen. Das hängt natürlich auch von der durch den Solargenerator eingefangenen Energie ab und damit vom Wetter. In diesem Jahr wird es für das Bochumer Team erstmals eine eigene Wettercrew in Adelaide geben. Infos aller Wetterstationen entlang des Stuart Highways werden hier gesammelt und an das Rennteam per Sat-Telefon übermittelt.
Das Thermometer steigt auch heute wieder über 40 Grad Celsius im Schatten. Sprechfunk- und Datenübertragung von SolarWorld No.1 werden immer öfter gestört. Thermische Probleme in der Spannungsversorgung für diese Elektronikkomponenten zwingen zum Abbruch der Testfahrt. Die Anpassung der Betriebsspannung der Telemetrie-Einheit auf eine höhere Spannung und damit geringere Ströme und reduzierte Wärmeentwicklung sollen diese Schwierigkeit beseitigen.
Der Wettbewerb will kein Rennen sein. Trotzdem stellt der Veranstalter den Hidden Valley Race Track als Teststrecke für alle Solarteams zur Verfügung. So trifft man sich in der Boxengasse und sieht zum ersten Mal, was die Konkurrenz entwickelt hat. Die Spannbreite der technischen Standards reicht von der ambitionierten Seifenkiste bis hin zum Hightech Mobil mit allen technischen Finessen der Energieeffizienz. Schon an den Begleitfahrzeugen kann man sehen, mit welchen Etats die Teams ausgestattet sind.
Den Vogel in dieser Beziehung schießt auch in diesem Jahr wieder die Michigan University ab. Ein kompletter Sattelzugauflieger wurde aus den USA mitgebracht, Trailer, Garage und Werkstatt in einem. Schalter mit der Bezeichnung "Small Generator" und "Big Generator" lassen die Qualität des Ausbaus erahnen.
Sobald SolarWorld No.1 auf der Strecke auftaucht, zieht er alle Blicke auf sich. Vor dem Start gibt es aber erneut Probleme mit der Elektronik. Der Motorcontroler, der die Steuerung des Radnabenmotors übernimmt, muss ausgetauscht werden. Endlich geht es auf die Strecke. Daniel Uhlhorn sitzt am Steuer und geht die Kurven zunächst vorsichtig an. Die Rundenzeiten werden immer besser. Auf der Geraden erreicht SW No.1 erneut 110 Km/h. Das sollte reichen, um bei Überholmanövern an den bis zu 50 Meter langen Roadtrains vorbeizukommen.
Erstaunlich in diesem Jahr: Keiner beschwert sich über das Essen. "Küchenchef" Mathias Treml und seine Crew haben alle Hände voll zu tun, um fast 50 Esser satt zu bekommen und zwar so, dass es schmeckt. Die Qualität der Verpflegung hat sich herumgesprochen: Das Waikato-Team aus Neuseeland, das in derselben Werkstatt an einem Greenfleet-tauglichen Elektrofahrzeug arbeitet, hat sich bis zum Start zum regelmäßigen Mitessen angemeldet.
Morgen startet das Scruteneering, die technische Abnahme des Veranstalters. Hier wird sich zeigen, ob alle angemeldeten Solarcars das umfangreiche Regelwerk der World Solar Challenge einhalten. SolarWorld No.1 hat einen Termin für 12:30 Uhr. Ab heute dürfen Sie an dieser Stelle jeden Tag Neues von down under erwarten. Schauen Sie also regelmäßig auf diese Seiten...
Um die Sicherheit bei der technischen Ausstattung geht es vor allem bei der Abnahme der Solar-Fahrzeuge, hier Scrutineering genannt. Natürlich werden auch Länge und Breite nachgemessen. 5 Meter Länge sind erlaubt, die Breite darf nicht mehr als 1,80 Meter betragen. Das ganze findet in der Messehalle von Darwin statt. An den diversen Stationen finden sich die Fachleute für Elektrik, Fahrwerk, Batterien und Solargenerator, die alle Details begutachten. 5 Teams sind gleichzeitig vor Ort. Eine gute Gelegenheit, um die technischen Konzepte zu vergleichen.
Bei den Solarcars gehen zwei Hauptklassen an den Start: Adventure Class und Challenge Class, letztere findet sich zum ersten Mal im Regelement. Weniger Solarfläche und eine aufrechtere Sitzhaltung soll bei den Teilnehmern die Entwicklung alltagstauglicherer Fahrzeuge motivieren. Konsequent umgesetzt bei SolarWorld No.1: Der Fahrer sitzt bequem, links und rechts genügend Platz, um sich während der Fahrt die angenehmste Position zu suchen. Völlig anders die Situation bei Twente oder Michigan. Die Holländer müssen sich in ihr Mobil "hinein falten" und bei Michigan hat der Fahrer so wenig Platz für die Beine, dass die Knie fast am Gesicht anliegen. Auf die eher ironische Frage, ob denn alle als Fahrertraining einen Yogakurs besucht haben, kommt die ernste Antwort: "Nein. Es tut schon weh!" Vielleicht sollte man bei der nächsten Regeländerung nicht nur den Winkel der Rückenlehne festlegen. Die Studenten aus den USA haben auch die Reduzierung der Solarfläche geschickt umgangen. Eine hochpräzise Spiegeloptik sorgt bei einem Teil der Zellen für eine Konzentration der Sonnenstrahlen um den Faktor 10.
Stress kommt auf, als die Bochumer ihren Ein- und Ausstieg demonstrieren sollen. Dafür müssen jeweils 15 Sekunden genügen. Diese Übung haben leider nicht alle bis zur Perfektion trainiert und daher braucht es zum Teil zwei Anläufe, um annähernd in der geforderten Zeit zu bleiben.
Keine Probleme macht die mechanische und elektrische Abnahme. Die saubere Verkabelungsarbeit findet das Lob der Prüfer. Matthias Wiemers und Justus Just freuen sich über die Anerkennung.
An der letzten Station der Testreihe werden die Batterien überprüft und versiegelt. SolarWorld No.1 ist mit zwei extra angefertigten Batteriekästen ausgestattet, in denen die einzelnen Lithium-Ionen Zellen zu Packs zusammengeschaltet und sicher verpackt sind. Hervorragend gemacht, findet auch der zuständige Ingenieur. Leider kann man aber so nicht die verbauten Einzelzellen nachzählen und damit das zulässige Gesamtgewicht von 30 kg nachweisen. Es hilft nichts, die Akkupacks müssen demontiert werden. Sehr zum Bedauern des Prüfers, aber er müsse konsequent sein. Nach einer weiteren halben Stunde ist alles zur Zufriedenheit gemessen, gewogen und geprüft. Solarworld No.1 hat diesen Teil der Abnahme bestanden, am Samstag folgen der Bremstest und die Fahrstabilitätsprüfung auf der Rennstrecke im Hidden Valley.
Noch zweimal schlafen, dann geht es an die Startlinie der Panasonic World Solar Challenge vor dem Parlamentsgebäude in Darwin. Apropos schlafen, die Nächte sind kurz für die Studenten vom Team der Hochschule Bochum. Immer noch wird an SolarWorld No.1 gearbeitet, Software für die Strategie wird optimiert, Packen von Werkzeug und Ersatzteilen. Der Container ist heute Morgen abgeholt worden und schon mit nicht mehr benötigten Gepäckstücken auf dem Weg nach Adelaide. Bei einem Team von fast 50 Leuten bedeutet allein der Transport aller Koffer und Taschen eine logistische Großtat, zumindest, wenn man außerdem noch eine komplett ausgestattete Autowerkstatt mit auf den Weg durchs Outback nehmen will.
Für Richard und Nestoras gab es gestern ein gepflegtes Barbecue als Dankeschön für die Unterstützung und die Werkstatt. Beeindruckend, mit welcher Routine das Küchenteam um Mathias Treml souverän die Massen an Grillfleisch auf den Punkt gart. Damit man auch ein wenig von der lokalen Küche mitbekommt, liegt neben Huhn und Rind auch Känguru auf dem Rost.
Einziger offizieller Termin für heute ist der Empfang der Premierministerin des Northern Territory am Abend. Wegen der großen Anzahl von Teams sind nur 8 Einladungen pro Gruppe ausgesprochen worden. Wirklich traurig sind die meisten aber nicht, denn es gibt noch genug zu tun.
Testfahrten auf der Channel Island Road sollen helfen, die verschiedenen Kombinationen von Motorcontrollern und Motoren aufeinander abzustimmen. Falls auf der Strecke ein Tausch nötig sein sollte, muss alles funktionieren. Bremstests bereiten das dynamische Scrutineering vor. Die empfindlichen Solarreifen lassen leider viel Gummi auf der Straße, wenn das Rad blockiert.
Vier Fahrer stehen jetzt in der Liste des Veranstalters. Christoph Bönneken, Daniel Uhlhorn, Matthias Wilm und Christian Wulfert werden SolarWorld No.1 nach Adelaide steuern.
Letzte Meldung, 11 Uhr: SolarWorld No.1 startet morgen ab Startplatz 6!
Beim Qualifying fährt Daniel Uhlhorn eine Topzeit
8 Uhr morgens, Darwin, Hidden Valley Race Track. Das Thermometer steht schon bei 30 Grad, ein heißer Tag in jeder Hinsicht. Heute steht das Qualifying auf dem Programm und die Starter der WSC müssen beweisen, dass Bremsen und Fahrwerk den Anforderungen genügen.
Alle Boxen sind besetzt, überall wimmelt es vor Journalisten und Kameramännern, Hektik bei den Teams. Letzte Montagen, Reifenwechsel, Batterien laden, natürlich mit der Energie der Sonne. SolarWorld No.1 soll möglichst früh an den Start, damit viel Zeit bleibt um sich auf die lange Reise nach Adelaide vorzubereiten.
Besuch in der deutschen Box vom Nuna-Team. Auf die Frage, ob man etwas zeigen oder erklären solle, kommt die knappe Antwort: "Nein, wir wollen einfach nur ein schönes Auto sehen."
Zwei Boxen weiter das Kormilda College aus Australien beim Reifenwechsel. Offensichtlich haben die College-Schüler das noch nicht oft gemacht, die Alufelge wird sicher beschädigt, wenn mit derart hartem Werkzeugeinsatz weitergearbeitet wird. Raphael May und Matthias Wilm können nicht mehr zusehen, bieten Hilfe an und zeigen, wie es geht. Gemeinsam wird der Reifen fachgerecht gewechselt.
Um kurz nach 9 fährt Daniel Uhlhorn aus der Boxengasse zum Warm up für die schnelle Runde. Energieeffiziente Langstreckenfahrzeuge mit nur 3 Rädern sind eigentlich für Rennstrecken, bei denen hohe Kurvengeschwindigkeiten wünschenswert wären, nicht gemacht. Die Fahrwerksgeometrie neigt prinzipiell zum Kippen. Das MIT-Team hat das vor zwei Jahren gezeigt, als sich deren Fahrzeug in einer Kurve überschlug. Zum Glück ist damals dem Fahrer nichts passiert.
Die Devise lautet also: Schnell und sicher fahren. Der Topfavorit Nuna IV hat mit 2 Minuten und 10 Sekunden eine sehr gute Zeit vorgelegt. Die Studenten aus Bochum feuern Daniel Uhlhorn lautstark an, als er auf der Zielgerade an ihnen vorbeischießt. 2 Minuten 31, immerhin fast 10 Sekunden schneller als HansGo! vor zwei Jahren.
Der Teamchef Ralf Zweering hat ein breites Grinsen im Gesicht, als auch Stabilitäts- und Bremstest ohne Probleme über die Bühne gehen. Donnernder Applaus, als sich die Oberschale in der Box öffnet. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg nach Adelaide ist gemacht. Die genaue Startaufstellung wird noch auf sich warten lassen, denn schließlich werden über 60 Fahrzeuge heute getestet. Um 10:30 Uhr verlässt das Team das Hidden Valley. Perfektes Timing um den Start morgen um 8 vorzubereiten.
Spitzenteam Michigan nach Unfall ausgeschieden
Noch ist es dunkel vor dem Parlamentsgebäude von Darwin. SolarWorld No.1 nimmt noch vor 6 Uhr als erster seine Startposition ein. Schnell steigt die Sonne, mehr und mehr Solarcars rollen auf den Platz. Die frühe Uhrzeit schreckt die Einwohner von Darwin nicht ab, den Start der PWSC live zu erleben. Auf den vorderen Rängen der Startaufstellung das japanische Tiga-Team, Umicor aus Belgien, aus Australien Aurora 101. Auf Platz 5 ein weiterer Top-Favorit Nuna. Nervöse Hektik rund um das holländische Fahrzeug, irgendetwas scheint mit der Technik nicht zu stimmen. Jetzt müsste Nuna eigentlich losrollen, aber nichts passiert. Fehlstart, dass bedeutet laut Reglement: Ganz hinten anstellen auf den letzten Startplatz.
Auch die Holländer haben Probleme mit dem Motorcontroller, der in aller Eile getauscht wird. SolarWorld No.1 startet problemlos auf die 3000-km-Tour nach Adelaide. Noch in Darwin erwischt es Michigan. "Continuum" fährt auf das eigene Begleitfahrzeug auf und scheidet beschädigt aus. Um 8 Uhr 30 außerplanmäßiger Stopp für die Bochumer. Der Drehteller am Vorderrad, der die Öffnung der Lenkung aerodynamisch verkleidet, hat sich losgerappelt. Die Reparatur dauert fast 20 Minuten. Auf der Straße ziehen einige Konkurrenten vorbei, unter anderem auch Nuna, die das Feld von hinten aufrollen.
SW No.1 ist wieder unterwegs. Mit 85 km/h wird Solarcar für Solarcar überholt. Den ersten Mediastopp erreicht der gelbe Renner auf Position 5 in seiner Klasse. Eine halbe Stunde in brütender Hitze, der Fahrer wird gewechselt. Christoph Bönneken steigt nach 4 Stunden aus, Matthias Wilm setzt sich ans Steuer. Weiter mit 80 km/h.
Schon bald sehen wir die gelben Blinklichter der Twente-Begleitfahrzeug. Twente 1 fährt mit Geschwindigkeiten zwischen 70 und 80. Überholen oder nicht, das ist hier die Frage. Ein nervenaufreibendes Aufschließen, Ansetzen zum Überholen und wieder Abbrechen beginnt. Es macht energetisch keinen Sinn, mit hoher Geschwindigkeit vorbeizuziehen. Also bleibt SW No.1 zunächst hinter Twente. Links und rechts der Straße immer wieder schwarze Flecken in der Landschaft, die von Buschbränden zeugen, dazwischen Termitenhügel. Das Stanford-Car taucht am Horizont auf, nur 50 km/h schnell. Jetzt ist die Chance da! An Twente und Stanford vorbei, endlich wieder freie Fahrt. Am Ende des Tages auf Position 4 in der Challenge Class, ein viel versprechender Anfang.
Um 5 Uhr schallt das "Treml"phon durch das Lager zum Wecken. Mathias Treml bittet zum Frühstück. Um sechs geht die Sonne auf, Ladezeit für SW No.1.
Johannes Krampe gibt heute den "Schattenmann". Jeder wird angeraunzt, der auch nur annähernd Gefahr läuft, die Solarzellen zu verdecken. Sonnenstrahlen sind ein teures Gut in diesen Tagen.
8:28 Uhr Kontrollstopp am Dunmarra Road House. Christian Wulfert übergibt an Daniel Uhlhorn das Lenkrad. Twente trifft 26 Minuten später ein, eine knappe halbe Stunde darauf folgt Southern Aurora, ein Team, das von Platz 24 gestartet ist.
Gleichmäßige Fahrt am Vormittag mit 80 km/h. Reger Funkverkehr auf Kanal 27, der Frequenz des Bochumer Studententeams. Die verschiedenen Begleitfahrzeuge lassen sich zurückfallen oder fahren vor, um die Konkurrenten auszuspähen. 50 Kilometer voraus Phoenix aus Taiwan mit 80 - 90 km/h.
Nächster Kontrollstopp in Tennant Creek. 5 Minuten aufgeholt auf Phoenix.
Am Nachmittag steigt der Berichterstatter in den Telemetrie-Bus, die Kommandozentrale des Unternehmens "SolarWorld No.1 bei der PWSC". 39 Grad im Schatten, nur 14 % relative Luftfeuchte zeigt die Wetterstation an. Zum Glück gibt es Klimaanlagen. 4 Laptops laufen und unterstützen die Planung für den Wettbewerb. Der unter Linux laufende Server empfängt via Hochleistungs-Bluetooth alle relevanten Daten des Solarcars. Via SMS auf das Satellitentelefon werden aus Adelaide und vom 100 Kilometer vorausfahrenden PKW "Wetter fern" die aktuellen Wetterdaten übertragen. Zusammen mit der Wetterstation an Bord ergibt sich daraus ein klares Bild der zu erwartenden Sonneneinstrahlung. Ein Visualisierungsrechner bringt alle Energiedaten übersichtlich auf den Schirm und natürlich werden die Temperaturen der Batterien protokolliert. Ein Strategieprogramm auf Rechner Nr. 3 kalkuliert daraus die ideale Reisegeschwindigkeit.
Deutlich bilanzieren sich die jetzt wieder dichter werdenden Wolken. Auf 100 Watt sinkt die Leistung des Solargenerators ab. Die Energie muss jetzt aus den Batterien kommen. Über 1200 km hat SW No.1 schon hinter sich gebracht. Neue Infos von den hinteren Spähern: Verfolger Twente und Southern Aurora liegen jetzt über eine Stunde hinter dem gelben Flitzer.
Um 16 Uhr beginnen die Berechnungen für den Rastplatz. Stehen bleiben muss man um 17 Uhr, 10 Minuten darf man überziehen. Ein guter Lagerplatz zeichnet sich durch perfekte Sonneneinstrahlung morgens und abends aus und Zelte für 50 Leute müssen hinpassen. Über Funk kommt von vorne die Info: Phoenix fährt unter 50 km/h und ist keine 20 Kilometer entfernt. Das angepeilte Lager wird mit 70 km/h erreicht. Nur keine Energie verschwenden! Auf den letzten Kilometern tauchen Blinklichter am Straßenrand auf. Phoenix hat schon angehalten, wahrscheinlich mit leeren Batterien. Um 17:05 Uhr erreicht SolarWorld No.1 bei dichter Bewölkung den Übernachtungsplatz. Punktlandung, drei Minuten später als geplant.
Kurz nachdem das (gestrige) Tagebuch geschlossen war und die Crew bei Nudeln und Tomatensauce zu Tisch sitzt, bricht völlig unvermittelt das Chaos aus. Ein Sturm fegt über das Lager, die Luft ist rot vor Staub und Sand. Schreie gellen über den Platz, das Panel muss festgehalten werden. Die Zeltstadt ist in kürzester Zeit verwüstet. Studenten rennen durch die Steppe, um wegfliegenden Teilen hinter her zu jagen. Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei. Es ist dunkel geworden, so kann man die rote Puderschicht, die sich auf alles gelegt hat, erst am nächsten Morgen sehen.
Der Solarcar hat die Nacht im dicht verschlossenen Hänger gut überstanden. Heute Morgen hängen dichte Wolken am Himmel, einzelne Regentropfen fallen. SolarWorld No.1 wird mit reichlich Folie und Tesaband regensicher gemacht. Kurz nach dem Start schließt Phoenix auf, überholt aber nicht. Gemeinsam rollt man mit 40 km/h Alice Springs entgegen. "Wetter nah" meldet leichten Regen. Die Wolken werden immer dichter, die Geschwindigkeit muss auf 30 km/h reduziert werden. Im Radio überträgt der örtliche Sender die aktuellen Ergebnisse der PWSC. Das japanische Tiga-Team war schon gestern um 16:30 Uhr in Alice, gefolgt von Nuna um 8:23 Uhr am Morgen. Unicore aus Belgien traf um 9:45 Uhr ein, Aurora aus Australien um 10:07 Uhr, Apollo aus Taiwan um 10:44 Uhr.
Kräftiger Regen prasselt auf die Scheiben. Trotzdem kann SW No.1 weiterfahren. Ein Scheibenwischer wäre allerdings schön. Aber wer kann damit rechnen? Regen mitten in Australien zu dieser Jahreszeit. Langsam wird der Himmel lichter, "Wetter nah" meldet die ersten blauen Lücken. Beschleunigen auf 50, dann auf 70, schließlich auf 100 km/h. Die Hügelkette von Alice Springs taucht am Horizont auf. Hier stoppt der ganze Solarcar-Tross heute um etwas Leben in das verschlafene Nest im Herzen von Australien zu bringen. Die Hälfte der Strecke ist geschafft.
SolarWorld No.1 steht auf Platz 6 der Gesamtwertung, Platz 4 in der Challenge Class.
Start für SW No.1 heute um 10 Uhr. Der Veranstalter sortiert das Feld neu, die Adventure Class darf erst ab 12 Uhr losfahren, die Challenge Class-Fahrzeuge starten ab 8 Uhr. Nuna zuerst, dann Umicore um 9:22 Uhr, gefolgt von Aurora um 9:44 Uhr. Diese Zeiten entsprechen auch den Ankunftszeiten vom Vortag. Um das Feld enger zu staffeln, darf SW No.1 schon um zehn über die Startlinie, danach Twente und Phoenix mit jeweils 10 Minuten Abstand. Das gibt natürlich nicht die jeweiligen Ankunftszeiten wieder. Bochum war um 14:15 Uhr in Alice, Twente um 15:21 Uhr und Phoenix um15:49 Uhr. Wer genauer über die Zeiten aller Teams informiert sein möchte, dem sei die Webseite der PWSC empfohlen.
Gestern gab es noch hohen Besuch der Royal Flying Doctors beim Bochumer Team. Die Leitung der Basis Alice Springs kam zu Besuch. Der Base Manager Darren Schiller und Grant Wham, Manager des Visitor Centers nahmen eine Spende entgegen, die der Teamarzt Dr. Henschel mit seinem Verein für die Unterstützung der RFDS in Deutschland gesammelt hatte.
Hektische Abfahrt mit randvollen Batterien. Die Strategie für den Tag lautet: Je nach Wind 80 km/h und nicht verrückt machen lassen von überholenden Teams. Neueste Infos zum Michigan-Team berichten von der Reparatur des Fahrzeuges und einer unglaublichen Aufholjagd. Obwohl die Öffnungszeiten von zwei Kontrollstopps verpasst wurden - eigentlich ein klares Kriterium für das Ausscheiden aus dem Wettbewerb - hat der "Clerk of the Course" das amerikanische Fahrzeug wieder zugelassen. Michigan fährt in der Challenge Class wie SW No.1. Wenn die angegebenen Zeiten nur annährend stimmen, muss dieses Team jetzt wieder zu den Konkurrenten gezählt werden.
13:50 Uhr: Die Grenze nach Süd-Australien wird passiert, 1786 Kilometer sind gefahren, Tempo 81 ist angesagt. Die heutige Etappe ist lang, bis zum nächsten Medienstopp sind es über 500 Kilometer. Kein Problem für den Sonnenwagen, aber die Brennstoffe der Begleitfahrzeuge könnten knapp werden. Insbesondere für die beiden Fahrzeuge, die vor und hinter dem Solarcar fahren, wäre ein Trockenfahren fatal, denn dann muss der ganze Tross anhalten und wertvolle Zeit gingen verloren.
Die weit vorfahrenden Support-Busse melden einen liegen gebliebenen Camper mit deutscher Besatzung am Straßenrand, der sich im tiefen Sand festgefahren hat. Die Film- und Fotocrew, die das deutsche Team mit einem Geländewagen ständig begleitet, nimmt sich der Gestrandeten an und schleppt den Camper frei. Die Geretteten bieten ein Bier zum Dank an, dass dankend abgelehnt wird. Stattdessen wird eine Spende für die Royal Flying Doctors vorgeschlagen, was gerne akzeptiert wird.
16:15 Uhr: Der Kontrollstopp Cadney Homestead kommt näher, die Tanknadel des hinteren, "Tele" genannten Begleitfahrzeuges sinkt bedrohlich. Mit dem letzten Tropfen Sprit rollt das Team auf den Rastplatz, der auch das Nachtquartier sein wird. Platz 4 in der Challenge Class auch heute, aber Michigan hat sein Nachtlager nur 48 Kilometer entfernt aufgeschlagen.
Abfahrt vom Road House um 8:30 Uhr. Gut 10 Minuten später laufen Twente, Phoenix und Tiga im Minutenabstand ein. Um 8:32 Uhr erscheint Michigan auf der Bildfläche. Große Spachtelflächen zeugen von den umfangreichen Reparaturarbeiten an dem Fahrzeug aus den USA. Die Crew steht offensichtlich unter Hochspannung. Gerüchte aus den anderen Teams erzählen, dass Michigan versucht, sich die Reparaturzeit vom Sonntag von der Wettbewerbszeit abziehen zu lassen. Wenn das vom Veranstalter akzeptiert wird, kann das Bochumer Team den 4. Platz abschreiben!
Weite Abraumhalden der Opalschürfer von Coober Pedy gleißen im Sonnenlicht. Schilder warnen vor leichtsinnigen Wanderungen abseits des Highways. Tatsächlich sind immer wieder ungesicherte Löcher im Boden zu sehen, die verlassene Grabungen markieren. SolarWorld No.1 passiert diese Mondlandschaft mit 83 km/h. Der Himmel strahlt blau, weit am südlichen Horizont erscheint es diesig. Hinter Coober Pedy eine endlose Steppe soweit das Auge reicht. Kein Baum, vereinzelt ein Strauch und ein paar Büsche. Noch 150 km bis Glendambo. Der nächste Kontrollstopp ist die letzte Station im Outback bei Streckenkilometer 2.403.
Transporter 1 meldet ein Emu, 100 m von der Straße entfernt - ein lebendes wohlgemerkt. Die Anzahl von toten Tieren ("road-killed"), die das Team während der Reise sieht, übersteigt die Zahl der lebenden bei weitem! Abgesehen von Krähen und Adlern, die die überfahrenen Kängeruhs langsam aber sicher von der Straße holen.
13:08 Uhr: Kontrollstopp Glendambo wird erreicht. 13:25 Uhr: Michigan kommt an. Bis 13:50 Uhr zur Abfahrt von "Nied for speed", dem Allzweckfahrzeug des SolarWorld No.1-Teams, erscheint kein weiterer Sonnenwagen. Der Abstand zu Phoenix und Twente hat sich also vergrößert. "Nied for speed" - benannt nach seinem Fahrer, Thomas Nied-Menninger - wechselt ständig die Positionen im Tross und fängt die Bilder und Geschichten ein, die Sie hier lesen können. Zusammen mit allen anderen Begleitfahrzeugen wird so vor und nach SolarWorld No.1 ein Beobachtungsfenster von über 80 km überwacht. Eine Funkkette meldet entgegenkommende Roadtrains und gewährleistet sichere Überholmanöver.
Große Salzseen auf beiden Seiten des Stuart-Highways lockern das Landschaftsbild auf. Noch 140 km bis Port Augusta, es geht auf halb 4 zu. Die ersten Späher von Michigan tauchen auf und hängen sich an das Trio von SolarCar und zwei Begleitfahrzeugen. Von hinten wird eine Geschwindigkeit von 95 km/h für das amerikanische Sonnenauto gemeldet! Unsere Zielplanung heute: Port Augusta, der letzte Kontrollstopp vor dem Ziel, soll heute noch erreicht werden. Daher Reisegeschwindigkeit hoch auf 85 km/h. Nachdem die erste Etappe Matthias Wilm absolviert hat, sitzt jetzt Christian Wulfert am Steuer. Wegen böiger Seitenwinde hat der Fahrer gut zu tun, um SolarWorld No.1 in der Spur zu halten. Der Dauerfahrrekord wird von Christoph Bönneken gehalten, der gestern fast sieben Stunden am Steuer saß und über 500 km gefahren hat.
16:15 Uhr: Michigan schließt zum SolarCar auf. 16:23 Uhr: ein Reifenwechsel macht alle Pläne zunichte, Michigan zieht vorbei. Tausch des vorderen Pneus in rekordverdächtigen 5 Minuten. Zurück auf die Straße. In Windeseile berechnet das Strategieteam das neue Tagesziel bei Streckenkilometer 2.699. Wenn alles gut geht und die Sonne morgen wieder scheint, wird SW No.1 ab 13 Uhr auf dem Victoria Square in Adelaide erwartet. Der Wetterbericht redet allerdings von Wolken...
Christian Wulfert steigt zur letzten Etappe in den gelben Flitzer ein. Knapp 300 Kilometer bis Adelaide sind noch zu fahren. Nach dem Kontrollstopp in Port Augusta steigt die Trossgeschwindigkeit auf 95 km/h. Ein Road Train fährt mit nahezu demselben Tempo voraus. Überholen oder nicht? In 10 Kilometern wird die Straße zweispurig, das könnte die Chance sein. Ausgerechnet jetzt kommt eine Steigung! Trotzdem Blinker rechts und Vollgas. Geschafft! Weiter mit 95 km/h dem Ziel entgegen.
Der Verkehr wird zunehmend dichter. Immer wieder müssen langsame Camper überholt werden. Spannend wird es, wenn dann auch noch ein weiterer Road Train alle Rückspiegel und die Heckscheibe ausfüllt und damit klar macht, dass er vorbei möchte. Die Landschaft wird zunehmend geprägt von weiten Feldern und sanften Hügeln. Auf der rechten Seite ist immer wieder das Meer zu sehen. Schilder am Straßenrand bieten Oliven und Austern an. Die Zivilisation hat das Team der Hochschule Bochumer wieder.
100 Kilometer vor Adelaide eine einspurige Baustelle. Begleitfahrzeug "Support" handelt mit dem Bauarbeiter, der die lebende Ampel darstellt, aus, dass SolarWorld No.1 ungehindert durchfahren kann.
Die Telemetrie zeigt eine hervorragende Energiebilanz, also Tempo hoch auf 100 km/h. Der Rückenwind bläst den Sonnenwagen aus Bochum dem Ziel entgegen. Das letzte Blatt des 50 Seiten starken Roadbooks wird aufgeschlagen. Vor 2 Jahren war an gleicher Stelle die Lage deutlich angespannter. Damals sank die Batteriespannung von HansGo! bedrohlich tief ab und nur mit knapper Not wurde Adelaide erreicht.
40 Kilometer vor der Zeitmesslinie vor den Toren von Adelaide liegt nur ein leichtes Kribbeln der Vorfreude in der Luft. Um 11:52 Uhr geht es über die Linie. Alle liegen sich in den Armen, La-Ola -Wellen branden durch das deutsche Team, die ein oder andere Freudenträne wird vergossen. Kurz danach kommt Apollo an, ein Fahrzeug aus der Adventure Class. Donnernder Applaus natürlich auch für die Kollegen aus Taiwan. Einen ganzen Kontinent mit einem Solarcar zu durchqueren, ist schließlich keine Kleinigkeit.
Christoph Bönneken wurde aus den vier Fahrern ausgelost, um bis zum Victoria Square zu fahren. Hier wartet das offizielle Empfangskomitee, unter ihnen Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender des Hauptsponsors SolarWorld AG.
Die Einfahrt auf dem Victoria Square wird zum rauschenden Empfang. Die Studierenden stimmen Jubelgesänge an, Sekt spritzt. Man spürt die Sympathie ganz deutlich, die den Bochumern entgegenschlägt. Im Ziel auf Platz 4 in der Challenge Class: Ein grandioser Erfolg für die kleine, aber feine Hochschule Bochum, die in diesem Wettbewerb mit den großen, internationalen Elite-Universitäten konkurriert. 41 Stunden reine Fahrzeit war SolarWorld No.1 unterwegs, dass bedeutet einen Schnitt von 73 km/h auf den knapp 3000 Kilometern von Darwin nach Adelaide. Nach vorläufiger Wertung hat Verfolger Michigan 46 Stunden gebraucht, denn der Halt in Alice Springs für SolarWorld No.1, den Michigan nicht gemacht hat, wird entsprechend verrechnet.
Hier endet dieses Tagebuch. Viele Geschichten wären noch zu erzählen vom Teamgeist der Bochumer, vom Film- und Fototeam, das SolarWorld No.1 ständig begleitet hat und immer hilfreich zur Seite stand, von Malte Heynen, der zum dritten Mal mittendrin dabei war und dessen Bericht schon im November bei Galileo auf PRO7 zu sehen sein wird und von den vielen begeisterten Australierinnen und Australiern, die bei jeder Gelegenheit Unterstützung angeboten haben.
Ein herzlicher Dank geht an alle Sponsoren und Freunde, ohne die dieses Unternehmen nicht möglich gewesen wären. Bleiben Sie uns gewogen!
WSC verleiht den Design Award an das Bochumer Fahrzeug
Die World Solar Challenge ging für das Team der Hochschule Bochum mit einer besonderen Ehrung zu Ende. Für die überragende und innovative Form des deutschen Sonnenwagens wurde der erstmals ausgelobte Design Award vergeben. Veranstaltungsdirektor Chris Selwood hatte schon vorher in diversen Statements betont, dass sich die Verantwortlichen genau diese Entwicklung erhofft hatten, als sie die neuen Regeln für die Challenge Class entwickelt haben. SolarWorld No.1 habe in herausragender Weise bewiesen, dass der Weg zum alltagstauglichen Solarauto möglich sei.
Immer wieder war auch von anderen Teams und Zuschauern während des Wettbewerbes zu hören, dass SolarWorld No.1 mit seiner Formgebung weit über dem gesamten Feld der startenden Solarwagen steht. In den letzten Tagen standen zahlreiche sachkundige Fans um das ausgestellte Fahrzeug und bewunderten die vorbildhafte Ingenieurarbeit aus Bochum.
Das Herz des Nuna-Professors schlägt für SolarWorld No.1
Besonders begeistert war Prof. Dr. Wubo Ockels vom niederländischen Siegerteam Nuon. Angenehm überrascht von der bequemen Sitzhaltung ließ sich Ockels alle Details genau erklären und lobte die zukunftsweisenden Entwicklungsansätze.
Verantwortlich für die äußere Form zeigt sich Prof. Dr. Eckard Beese aus dem Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau der Hochschule Bochum. Grundansatz für die Überlegungen Beeses war eine theoretische Arbeit von Alberto Morelli vom Politecnico di Torino (Italia). Mit aufwendigen Rechnersimulationen wurde die Formvorgabe an die Bedürfnisse eines Wettbewerbssolarfahrzeuges angepasst. Die kurvenreiche Hülle stellte besondere Anforderungen an die Fertigung, die das Bochumer Studententeam mit großem persönlichem Einsatz meisterte.