Life Cycle Engineering in Ghana

Das von Prof. Dr.-Ing. Semih Severengiz geleitete Labor für Nachhaltigkeit in der Technik der Hochschule Bochum erforscht und erprobt im Projekt „Mobilität über den Lebenszyklus gedacht (MoNaL)" nachhaltige Mobilitätskonzepte für Subsahara-Afrika. Das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderte Projekt wird im Rahmen der „Exportinitative Umwelttechnologien" in Ghana durchgeführt, wobei die Erkenntnisse für die gesamte Subsahara-Region grundsätzlich übertragbar sind. Wissenschaftliche Ergebnisse aus dem Pilotprojekt wurden nun auf der 29. CIRP-Konferenz zum Life Cycle Engineering in Leuven, Belgien, vorgestellt.

Die LCE2022 war die 29. Ausgabe der globalen Konferenzreihe zum Thema Life Cycle Engineering, die unter der Schirmherrschaft der Internationalen Akademie für Produktionstechnik CIRP organisiert wurde. Experten aus Industrie und Wissenschaft trafen sich, um darüber zu diskutieren, wie die Nachhaltigkeit in allen Phasen des Lebenszyklus verbessert werden kann. Zu den angestrebten Anwendungsbereichen gehören unter anderem die Bereiche Fertigung, Elektronik, Energiesysteme, Verkehr und Mobilität sowie Gesundheitssysteme. Im Folgenden wird ein Überblick über die veröffentlichten Beiträge gegeben.

Auf der Konferenz wurden drei Paper im Zusammenhang mit E-Mobilität in Ghana vorgestellt:

Das erste Paper wurde vom Autor Fred Adjei präsentiert und thematisierte die soziale Akzeptanz und die sozioökonomischen Auswirkungen von elektrisch betriebener Mikromobilität, in Form von Sharing mit Light Electric Vehicles wie e-Mopeds. Mithilfe des Dreieck-Ansatzes zur sozialen Akzeptanz, der das Akzeptanzsubjekt, das Akzeptanzobjekt und den Akzeptanzkontext umfasst, wurden über einen Fragebogen das Verkehrsverhalten und die gesellschaftlichen Werte untersucht. Es hat sich gezeigt, dass insbesondere Faktoren wie Sicherheit, Anschaffungskosten und Umweltverträglichkeit die soziale Akzeptanz von E-Fahrzeugen wesentlich mitbestimmen. Als weitere bedeutende Faktoren wurden der Preis, Zeitersparnis und die Vielfalt des Angebots der Fahrzeuge genannt. Zudem ergab sich ein großes Interesse nach e-Mopeds, da die Mehrzahl der Teilnehmenden bereits ein Motorrad nutzen. Die weiteren Ergebnisse finden Sie hier: Electrically powered micro mobility vehicles in Ghana: transition process with focus on social acceptance, https://doi.org/10.1016/j.procir.2022.02.127.Hier finden Sie die Präsentation.

In dem zweiten Paper präsentiert von Nora Schelte, wurde der Fokus auf die Stromversorgung in Ghana gelegt, die auch Voraussetzung für die E-Mobilität ist. Da ein erheblicher Anteil der Bevölkerung keinen Zugang zum Strom hat, wurde als Lösung ein solares Mini-Grid untersucht. Dieses könne den wachsenden Energiebedarf decken und einen umweltfreundlichen Zugang zu Energie in abgelegenen Regionen ermöglichen. Anhand des Fallbeispiels Don Bosco Mini Grid in Tema wurden Optimierungspotenziale mit einem generischen, Excel-basiertes LCA-Modell analysiert. Alle weiteren Informationen finden Sie hier: A generic GHG-LCA model of a smart mini grid for decision making using the example of the Don Bosco mini grid in Tema, Ghana,https://doi.org/10.1016/j.procir.2022.02.12.  Die Präsentation finden Sie hier.

Das dritte von Jaron Schünemann vorgestellte Paper umfasste eine Lebenszyklusanalyse von E-Cargo-Bikes zum Gütertransport in Städten in Afrika. Elektrifizierte Lastenfahrräder gelten als eine platzsparende und umweltfreundliche Alternative für die Auslieferung von Paketen, Lebensmitteln und anderen Gütern. Es wurde gezeigt, dass die Treibhausgasemissionen über den Lebenszyklus deutlich geringer sind, wenn die Batterien mit Solarenergie betrieben werden. Die Einbeziehung von solarbetriebenen E-Lastenrädern in den Modal Split des Güterverkehrs in der Region Accra würde zu Treibhausgasemissionseinsparungen von 4-8 % führen. Die Hintergründe können Sie hier nachlesen: Life Cycle Assessment on Electric Cargo Bikes for the Use-Case of Urban Freight Transportation in Ghana, https://doi.org/10.1016/j.procir.2022.02.120. Die Präsentation könne Sie hier einsehen.

Die Konferenz bot einen produktiven Austausch zu neusten Entwicklungen innerhalb der Forschung im Bereich Life Cycle Engineering mit interessanten Fachvorträgen und vielen Gelegenheiten zum inhaltlichen Austausch auf einem hohen fachlichen Niveau. Die Qualität der Beiträge, der Austausch mit den Forschenden und das Rahmenprogramm trugen zu einer starken Vernetzung und einem ergiebigen Erfahrungsaustausch bei.