Von der IT-Sicherheit zur Mechatronik und zur Elektrotechnik

Von Maxi Braun

Sieger der Simulink Student Challenge Felix Schneider hat schon Pläne für seine Master-Thesis

Ob das mit dem Wettbewerb was wird, da war Felix Schneider, Elektrotechnik-Student im zweiten Master-Semester, anfangs skeptisch. Die Idee, an der Simulink Student Challenge teilzunehmen, hatte sein Professor Arno Bergmann. Die Frage, welches Projekt in Form eines Videos für den jährlichen Wettbewerb der US-amerikanischen Firma MathWorks eingereicht werden sollte, stellte sich aber nicht. Das konnte nur seine Bachelorarbeit „Modellbasierte Entwicklung einer FPGA-Logik für Echtzeit-Bildverarbeitung“ sein, für die er die Software Simulink bereits genutzt hatte.

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Die Arbeit wurde von der Deutschen Gesellschaft für Mechatronik im Mai 2019 als herausragende Abschlussarbeit im Bereich Mechatronik ausgezeichnet. Mithilfe des Medienzentrums der Hochschule Bochum unter Leitung von Stefan Spychalski entstand das Video, in dem Felix Schneider diese modellbasierte Software für den hochpräzisen optischen Längen- und Geschwindigkeitssensor VADER (Velocimeter using Advances Digital Filters) erklärt. Wer das Video sieht, erwartet bei einer persönlichen Begegnung einen schnell denkenden und vor allem sehr schnell sprechenden Menschen.

Stattdessen sitzt an einem grauen Nachmittag ein zurückhaltender und bescheiden wirkender junger Mann vor seinem Versuchsaufbau und wählt seine Worte mit Bedacht. „Ich wusste anfangs nicht, ob wir das hier in so kurzer Zeit verständlich rüberbringen können“, begründet er seine anfängliche Skepsis. Zunächst rechnet er sich deswegen auch keine großen Chancen bei der renommierten Challenge aus, auch aufgrund der starken Konkurrenz. Darunter beispielsweise eine Gruppe von Doktoranden der TU Dresden, die die Challenge bereits 2018 gewonnen hat und auch 2019 teilnimmt.

Hochschulpräsident Prof. Dr. Jürgen Bock (li.) und Prof. Dr. Arno Bergmann (re.) gratulieren Felix Schneider.

Erst als Felix das fertige Video sieht, wird er optimistischer und hält es für möglich, zumindest einen der ersten drei Plätze zu belegen. Nach der Einreichung Mitte Dezember 2019 wächst mit dem Optimismus auch die Nervosität, denn es heißt zunächst: Abwarten. Erst vier Wochen später kommt die E-Mail von MathWorks aus den USA mit der Nachricht, dass er Gewinner der Challenge ist. „Ich glaube, die Jury hat am Ende überzeugt, dass das, was vorab mit Simulink modelliert wurde, auch im späteren Modellaufbau funktioniert hat“, erklärt er.

Ein so erfolgreicher Student war Felix Schneider nicht immer, für das Programmieren begeistert er sich aber schon in seiner Jugend in Mannheim. Als 12-Jähriger fragt er seinen Vater – ein Jurist, der keine Ahnung von IT hat – wie eigentlich ein Computer funktioniert. Die Antwort stellt ihn nicht zufrieden und er beginnt selbst, sich damit zu beschäftigen. Er lernt zu programmieren, experimentiert mit Delphi und vernetzt sich mit Gleichgesinnten im Netz. Nach dem Abitur 2011 ist daher klar: Es geht von Mannheim an die Ruhr-Universität Bochum, damals die renommierteste Hochschule, die IT-Sicherheit als Studiengang anbietet. Es ist genau die Zeit, in der auch Firmen und Betriebe das Thema für sich entdecken, studierte Expert*innen gibt es damals aber kaum. Ohne Abschluss, aber mit autodidaktisch erworbenen Fachkenntnissen, arbeitet Felix Schneider freiberuflich neben dem Studium. Er deckt Sicherheitslücken in Software auf, programmiert auf Auftrag und verdient gut. „Ein schönes Studentenleben mit Partys war da auf jeden Fall drin. Ich habe das IT-Studium deswegen vielleicht auch nicht ganz so ernst genommen“, gibt er verlegen lächelnd zu.

Irgendwann will er sich breiter aufstellen, bricht das Erststudium an der RUB ab, sucht nach Alternativen. „Elektrotechnik oder Maschinenbau allein – das schien mir zu eng. Mechatronik dagegen vereint für mich das Beste aus beiden Welten“, begründet er seine Entscheidung. Den Studiengang gibt es in der Umgebung nur an der Hochschule Bochum, er bewirbt sich und wird angenommen. Zunächst ist er auch dort ein durchschnittlicher Student. Erst Arno Bergmann, Professor im Fachbereich Elektrotechnik und Informatik, weckt seinen Ehrgeiz, fordert und fördert ihn. „Seine Fächer gelten als besonders schwierig, aber durch diese Herausforderung wurden meine Noten kontinuierlich besser und ich zu einem sehr guten Mechatronik-Studenten“.

Nach dem Bachelor-Abschluss in Mechatronik möchte er sich auf Elektrotechnik spezialisieren und schreibt sich in den entsprechenden Master ein. Wie es jetzt weitergeht, weiß Felix Schneider noch nicht genau. Die 1.000 Dollar Preisgeld wird er vermutlich in ein neues Messgerät investieren, mit dem er Zuhause experimentiert. Wissenschaftlich versucht er sich noch breiter aufzustellen, belegt Vorlesungen zu Schaltungsdesign an der FH Dortmund, wo er auch als wissenschaftliche Hilfskraft arbeitet. Sein Schwerpunkt liegt weiterhin im Model-Based-Design. Noch ein Semester, dann schreibt er seine Masterarbeit, danach kommt, wenn es klappt, die Promotion. Im Rahmen des Masterstudiums entwickelt er auch das Projekt VADER weiter, mit dem er die Simulink Student Challenge gewonnen hat. „Ich arbeite an einem Algorithmus, aber das ist sozusagen noch geheim. Ich will darüber lieber nicht sprechen, sonst klaut mir noch einer die Idee“, verrät er nur halb scherzend. Dann hätte er auch nichts dagegen, in Bochum zu bleiben: „Was integriertes Schaltungsdesign betrifft, ist das Ruhrgebiet sehr gut aufgestellt und ich fühle mich an der Hochschule sehr wohl.“

Prof. Dr.-Ing. Arno Bergmann
Fachbereich Elektrotechnik und Informatik

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