Zum ersten Mal wurden jetzt Nachhaltigkeitspreise für herausragende Bachelor- und Masterarbeiten verliehen. Preisstifter ist der VfL Bochum 1848. Diese ganz besondere Premiere für die Hochschule Bochum war Höhepunkt der diesjährigen Vergabe der Deutschlandstipendien am 10. Dezember in der BlueBox. Personalchefin Mareike Wortmann und Matthias Mühlen, Leiter Nachhaltigkeit / CSR beim VfL Bochum 1848, hielten gemeinsam die Laudation für die beiden Preise, die von nun an jährlich verliehen werden sollen und mit jeweils 1.000 Euro dotiert sind.
Als beste Bachelorarbeit mit Nachhaltigkeitsbezug wurde die Thesis „Untersuchungen zum Einsparpotenzial von Beton in Stahlbetonfundamentplatten mit optimierten Hohlkörpern“ von Sara Schulz ausgezeichnet. Sie wurde von Prof. Dr. Andrej Albert und Thilo Schmidt betreut.
Im Hochbau werden jährlich rund 1,4 Milliarden Tonnen Zement allein für Decken und Fundamente benötigt – das entspricht etwa 55 % des globalen Zementverbrauchs. Diese immense Menge trägt erheblich zu den weltweit anfallenden 830 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen durch den Hochbau bei. Ein in den letzten Jahren immer weiter entwickelter Ansatz zur Reduzierung dieser Belastung ist der Einsatz von Hohlkörpern in den Deckenplatten an den Stellen eines Tragwerks, an denen Beton für die Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit nur eine untergeordnete Rolle spielt, sie reduzieren Gewicht und senken Materialkosten.
In ihrer Abschlussarbeit entwickelte Sara Schulz eine Methode zur automatisierten Anordnung solcher Hohlkörper in Stahlbetonplatten, die sowohl variable Plattengeometrien als auch unterschiedliche Belastungsszenarien berücksichtigt. Die Firma Unidome, ein führender Anbieter von Hohlkörpersystemen und Kooperationspartner der Hochschule Bochum, hat bereits Interesse bekundet, diesen Ansatz in zukünftigen Bauprojekten umzusetzen.
Die mit dem Nachhaltigkeitspreis 2024 ausgezeichnete Masterarbeit „Anwendung einer multikriteriellen Entscheidungsanalyse bei der GIS-gestützten Ermittlung von Flächenpotentialen für erneuerbare Energien am Beispiel der Regionalplanung“ von Inga Ben-Abda entwickelt eine Methode, die Planungsbehörden bei der Identifizierung geeigneter Flächen für erneuerbare Energien unterstützt. Durch die Kombination von GIS-Analysen (GIS = Geoinformationssysteme) und einer multikriteriellen Entscheidungsanalyse (MCDA = Multi-Criteria Decision Analysis) können Flächen systematisch bewertet und schneller ausgewiesen werden. Der Fokus liegt auf der Regionalplanung, insbesondere für die Umsetzung des Wind-an-Land-Gesetzes.
Die MCDA bewertet und priorisiert verschiedene Kriterien, um die besten Flächen für Technologien wie Windkraft, Photovoltaik oder Biomasse zu identifizieren. Anforderungen wie Abstandsregeln, Bodenqualität oder Umweltschutz können je nach Technologie als Entscheidungskriterien integriert und gewichtet werden. Die Entscheidungsanalyse kann direkt in der Regionalplanung angewandt werden.
Gerade wegen der häufig politisch umstritten diskutierten Entscheidungen bei diesem Thema besticht der Ansatz von Inga Ben-Abda durch Effizienz: Die Methode spart Zeit und strukturiert den Planungsprozess, was eine objektivere Entscheidungsfindung ermöglicht. Die Masterarbeit wurde von Prof. Dr. Dietmar Weigt betreut.
Mareike Wortmann und Matthias Mühlen beglückwünschten die Preisträgerinnen im Namen des VfL Bochum 1848 herzlich zu ihren herausragenden Arbeiten und einem jeweils beeindruckenden Studienabschluss. Sie betonten, dass sie sich die Entscheidung für die ausgezeichneten Arbeiten nicht leicht gemacht hätten. „Wir mussten unter einer Vielzahl herausragender Arbeiten diejenigen heraussuchen, die noch einmal besonders herausstechen“, erläuterte Nachhaltigkeitsmanager Mühlen. „Der Nachhaltigkeits- und Praxisbezug sowie die Relevanz der Arbeit als auch das Empfehlungsschreiben und Gutachten standen bei der Bewertung im Vordergrund. Aber auch die gesamte Studienleistung und der persönliche Werdegang sind in die Bewertung eingeflossen. Und die Preisträgerinnen konnten sich am Ende durch Feinheiten durchsetzen. Chapeau!“