Dieser Auftakt sorgte für Aufbruchstimmung: Mit dem Startschuss für „THALESruhr“, das an Nachhaltigkeit orientierte Transferprojekt der Hochschule Bochum in der Metropole Ruhr, haben die Beteiligten aus Wissenschaft, Kommunen Gesellschaft, sowie Unternehmen und Organisationen sich gemeinsam auf den Weg in eine nachhaltigere Zukunft gemacht.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Ministerium für Kultur und Wissenschaften des Landes NRW fördern im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ das Projekt THALESruhr (Transfer Hub for the Advancement, Livability and Efficacy of Sustainability Transformations) für fünf Jahre bis 2027 mit bis zu 9,7 Mio. Euro.
Das THALESruhr-Projekt stellt sich den Herausforderungen des Wandels der Region. Es bringt Forschungsergebnisse aus dem Bereich Nachhaltigkeit in der Metropole Ruhr zur Umsetzung. Das Ziel: Technische, wirtschaftliche und soziale Innovationen sollen in der Mitte unserer Gesellschaft ankommen und dauerhaft angewendet werden.
Zur Begrüßung verwies Dr. Dorothea Schostock, Leiterin des Referates „Nachhaltige Entwicklung, Koordination Nachhaltigkeitsstrategie NRW, Umwelttrends“ im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW nachdrücklich auf den riesigen CO2-Fußabdruck unserer bevölkerungsreichen Region. Die Region weise zugleich die höchste Hochschuldichte Europas und damit ein enormes Potenzial für Innovation auf. Dorothea Schostok erinnerte daran, dass der Bericht des Club of Rome zu den Grenzen des Wachstums bereits vor über 50 Jahren erschienen ist. „Das Wissen ist da“, fasste sie zusammen, „aber das Handeln fehlt!“
Prof. Dr. Mi-Yong Becker, Hochschul-Vizepräsidentin und wissenschaftliche Leitung des THALESruhr-Projekts, sieht gerade dort die Stärken: Gemeinsam und gemeinschaftlich zu handeln und Multiplikator*innen zu gewinnen, habe sich THALESruhr auf die Fahnen geschrieben. Es gehe darum, Innovationen zu den Menschen zu bringen. Es gehe um erfolgreiche Projekte, die mit ihrer Strahlkraft überzeugen und motivieren – so sehr, dass sie andere einladen, mitzumachen und zu wachsen… Das seien, in Uwe Schneidewinds Worten, „Inseln des Gelingens“.
THALESruhr umfasst neun Transferprojekte aus den Transformationsfeldern „Resilienz, Mobilität, Energie“, „Nachhaltiges Leben und Wirtschaften“ und „Produzieren, Planen, Bauen“. Es sind Ergebnisse der hochschuleigenen Forschung und des Transfers, die sich in THALESruhr neu definieren und zu gesellschaftlichen Transformationsfeldern formieren. An ihnen arbeiten die Forschenden der Hochschule schon jetzt im Rahmen zahlreicher Kooperationen mit den Akteuer*innen der Region zusammen. Zur Auftaktkonferenz konnten Gäste und Hochschulgemeinschaft die einzelnen Projekte und ihre Teams besuchen und kennenlernen, miteinander ins Gespräch kommen und sich neu vernetzen.
An der Hochschule Bochum werden Lehre, Forschung und Transfer zusammengedacht. Dies zeigte insbesondere der „Markt der Möglichkeiten“ auf dem an über 20 Ständen zahlreiche auch über THALESruhr hinausgehende Forschungs- und Transferprojekte, viele von Studierenden entwickelt und getragen, präsentiert wurden. Dies lieferte vor allem Inspiration für Synergien zwischen verschiedenen Projekten. So kann etwa die Akzeptanz von E-Scootern (Transferprojekt 2) gesteigert werden, wenn diese z.B. mit „Stadtmöbeln“ kombiniert würden, die zugleich auch für Zonen mit mehr Lebensqualität sorgen können (Transferprojekt 3).
Eine Schlüsselrolle für das THALESruhr-Projekt spielt der Transformationsbeirat, der das Projekt begleiten und beraten soll. In diesem Gremium kommen 13 Transformationsexpert*innen zusammen, die das Projekt kritisch begleiten, beraten und unterstützen sollen:
Christiane Aufferman (IHK Mittleres Ruhrgebiet), Dr. Vera Battis-Reese (Kultur Ruhr GmbH), Ulf Dannehl (Stadt Bochum), Prof.'in Julia Frohne (Business Metropole Ruhr GmbH), Karola Geiß-Netthöfel (Regionalverband Ruhr), Prof. Dr. Andreas Knie (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung – WZB), Dr. Christine Lemaitre (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.), Prof. Dr. Andreas Löschel (Ruhr-Universität Bochum), Aysel Osmanoglu (GLS Bank), Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Stadt Wuppertal), Michael Schüring (Centrum für Bürgerschaftliches Engagement e.V. – CBE), Evelin Unger-Azadi (Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW), Prof.'in Dr. Angelika Zahrnt (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. – BUND).
Hürden und Chancen für eine Transformation urbaner Räume zur Nachhaltigkeit führte Prof. Dr. Uwe Schneidewind in seinem Impulsvortrag auf. Mit Kreativität, Lebendigkeit und Ästhetik ließe sich das Zusammenspiel komplexer Sachverhalte besser bewältigen, die „Zukunftskunst“ der Transformation könne Blockaden, die durch die Komplexität der Diskurse entstehen, lösen. Nicht nur für die Forschung selbst, sondern erst recht für das Gelingen nachhaltiger Transformation gelte es, die eigene Bequemlichkeit hinter sich zu lassen.
Wie wichtig Politik für Transformationstransfer tatsächlich ist, das betonte in der abschließenden Podiumsrunde Andreas Knie (WZB). Man solle in Transformationsvorhaben immer auch an ihrer Politikreife arbeiten, appellierte er. Angelika Zahrnt (BUND) griff die „Inseln des Gelingens“ auf und bekräftigte, dass eine Verbindung dieser Inseln nötig sei und nicht die Schaffung eines Archipels. Inseln des Gelingens bedingen also das Miteinander, damit sie zu ganzen Landschaften zusammenwachsen.