Wieviele Menschen wohnen wo, wie alt sind sie, entspricht ihr Umfeld ihren Bedürfnissen an ihren Lebensraum? Fragen dieser Art werden in Zeiten des demographischen Wandels und der Land-Stadt-Flucht immer wichtiger für Kommunen und Kreise: Die Antworten auf sie sind Grundlage für kommunalpolitische Smarter Umgang mit BevölkerungsdatenEntscheidungen und Diskussionspunkte für Bürgerinnen und Bürger. Beim Erfassen, systematisieren und Bereitstellen solcher demografischen Daten kann der Fachbereich Geodäsie der Hochschule Bochum wichtige Beiträge leisten. So bringen Prof. Dr. Ulrike Klein und Thorsten Kelm (als Projektkoordinator) sich beim Digital-Projekt „SmartDemography“ des Kreises Recklinghausen ein, das vom Land Nordrhein-Westfalen bis Ende 2020 mit rund 776.000 Euro gefördert wird.
Der Kreis Recklinghausen ist mit rund 620.000 Einwohnern und zehn Städten der bevölkerungsreichste Kreis Deutschlands. Wie in vielen Regionen, hat auch hier der demografische Wandel in den letzten Jahren deutliche Spuren hinterlassen. Unter den Schlagworten „weniger – älter – ärmer – bunter“ lassen sich die Entwicklungen zusammenfassen.
Um die demografische Entwicklung zu dokumentieren, wurde bisher jährlich ein Demografie-Monitoring durchgeführt, dessen Ergebnisse in Form von Tabellen und Grafiken auf der Homepage des Kreises veröffentlicht wurden. Ein Demografiebericht, welcher die Monitoring-Ergebnisse zusammengefasst auf Ebene der Städte und Gemeinden (ebenfalls tabellarisch und grafisch) darstellt und kommentiert, wurde zuletzt im Jahr 2014 erarbeitet. Die Veröffentlichung erfolgte ausschließlich als PDF-Dokument online und in gedruckter Form. Regelmäßig fortgeführte digitale und weiterverarbeitbare kleinräumige (Geo-)Informationen sind nicht verfügbar.
„SmartDemography“ soll nun für das Kreisgebiet eine feiner strukturierte, kleinräumige Gliederung (auf Baublock- bzw. Quartiersebene) erstellen und auf dieser detaillierteren Basis demographische Daten sammeln und präsentieren. Diese Daten sollen regelmäßig und kontinuierlich aufbereitet werden, um sie in Form von messbaren Indikatoren kartenbasiert, digital und datenschutz-konform in einem Web-Portal für Unternehmen, Verwaltung, Forschung und Bürger bereitzustellen. Auch sollen Einrichtungen wie Kindergärten und –spielplätze, Erholungsflächen, Seniorentreffs, aber auch Einzelhandelsgeschäfte etc. in dem Webportal dargestellt werden. Durch die Verknüpfung mit Demographiedaten sollen auf diese Weise Gebiete identifiziert werden können, die unzureichend versorgt sind.
SmartDemography ist Teil des Programms „Umbau 21 – Smart Region“ des Lands NRW. Ein Projektteam aus Verantwortlichen im Kreis Recklinghausen und Wissenschaftler*Innen der Hochschule trafen sich erstmals im Mai in Bochum. Eine kleine Herausforderung, darin war sich das Team einig, dürfte die Vereinheitlichung der Demographiedaten-Struktur im Kreis sein. Schließlich sind die zehn kreisangehörigen Städte des Projekts wichtige Partner, deren in Jahrzehnten eingespielte Infrastruktur nicht überall gleich funktioniert und deren unterschiedliche Informationsstrukturen aneinander angepasst werden müssen.
„Ziel ist es, aus diesem Prozess zu lernen und am Ende ein auf andere Gebietskörperschaften übertragbares Verfahren zu entwickeln“, stellt dazu Prof. Dr. Ulrike Klein vom Fachbereich Geodäsie in Aussicht...