Zum dritten Mal verlieh der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Bochum im Herbst 2022 sein BDA Stipendium Ruhr. Die Preisverleihung fand im Kunstmuseum Bochum statt. Der mit 1000 Euro dotierte Preis ging an den Bochumer Sebastian Kahlmeyer für seinen überzeugenden, sensiblen und klimagerechten Entwurf zum Thema „Reanimation“. Der Bachelor-Studierende im Fach Architektur an der Hochschule Bochum war einer von insgesamt neun Studierenden.
Sie alle hatten im vergangenen Sommersemester am Wettbewerb teilgenommen. Betreut wurden die zukünftigen Architekturschaffenden in der Entwurfs- und Abschlussklasse von Professor Erhard An-He Kinzelbach. Auslober des Stipendiums sind die Architekten des BDA Bochum. Neun Studierende hatten ihre Entwürfe Anfang September eingereicht. Vier schafften es in die Vorauswahl. Anhand von Plänen und Modellen hatten die ausgewählten Studierenden am Tag der Preisverleihung Gelegenheit, ihre Arbeiten vor einer fünfköpfigen Fachjury zu präsentierten und zu diskutierten. Noch am selben Tag stimmte die Jury ab und kürte den Siegerentwurf des BDA Stipendium Ruhr 2022. Drei Studierende, Marco-Alexander Elftmann, Lara-Josephine Hanke und Robin Lennartz, erhielten eine Shortlist-Urkunde. Marco-Alexander Elftmann ehrte der BDA außerdem mit einer lobenden Anerkennung.
Entwurf für Kunsthaus in Bad Gastein
„Reanimation“ lautete das Entwurfsthema der diesjährigen Architekturaufgabe. Der aus der Medizin entlehnte Begriff steht für Wiederbelebung. Gemeint ist ein klima-gerechter Umgang mit bestehenden Gebäuden im Sinne einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Architektur. Vor diesem Hintergrund hatten die Bochumer Studierenden im vergangenen Semester einen konkreten Auftrag. Mit dem Umbau eines verwaisten Kongresshauses im österreichischen Bad Gastein sollten sie einen visionären Ort für ein neues Kunsthaus entwickeln. Gebäudeteile abreißen, Grundrisse verändern, das Haus erweitern oder neue Etagen aufs Dach setzen. Alles war erlaubt, mit dem Ziel, eine neue Heimat für Kunstfestivals, Kunstmessen, Wohnateliers und Veranstaltungen zu schaffen. Gleichzeitig sollte die programmatische Ortsmitte Bad Gasteins mit neuem Leben gefüllt werden. Alle diese verschiedenen Aspekte vereint der Siegerentwurf von Kahlmeyer. Einstimmig hatte sich die Jury für die Arbeit des angehenden Architekten ausgesprochen. „Unser Votum war eindeutig“, betont der Initiator des Stipendiums und Mitglied des BDA-Vorstand Boris E. Biskamp. „Der Entwurf von Sebastian Kahlmeyer hat uns als Jury überzeugt. Der Umgang mit dem bestehenden Gebäude, die konzeptionelle Addition der neuen Nutzungen und die Inszenierung von Alt und Neu haben uns begeistert.“
Stipendiat Sebastian Kahlmeyer
Ein Durchschnittsstudent ist Sebastian Kahlmeyer, der gerade das Ende seines Bachelor-Studiums erreicht hat, nicht: Kahlmeyer ist Jahrgang 1981, bislang selbständiger Industriekletterer und Vater eines fünf Monate alten Sohnes. In seinem Entwurf zur Reanimation des einstigen Kongresszentrums greift er ein städtebauliches Defizit auf, das er in Bad Gastein ausgemacht hat: bislang fehlt dort ein „Dorfplatz“, der zum Begegnen und Verweilen einlädt. So hat er das Dach dieses „in die Tiefe gebauten Hochhauses“ eingeebnet und mit flexiblen Sitzgelegenheiten versehen. Und für die räumliche Umgestaltung des Kulturzentrums greift er auf Holz-Rahmenbau-Elemente aus vorgebranntem Holz zurück. Mit dieser Materialität trifft er einen Fokus aktuellen nachhaltigen Bauens, den er später einmal auch in einem Masterstudium zu vertiefen gedenkt.
BDA Stipendium Ruhr
Seit 2020 wird das BDA Stipendium Ruhr jährlich an besonders begabte Studierende des Bachelorstudiengangs Architektur der Hochschule Bochum vergeben. Teilnehmen können Studierende ab dem dritten Semester, die sich jährlich wechselnden Architekturaufgaben stellen. Das Ziel der Auslobenden ist es, Baukultur und Entwurfsqualität zu fördern, die Architekturschaffenden von morgen für einen Masterstudiengang zu begeistern und sie auf dem Weg dorthin auch finanziell zu unterstützen. „Qualität und Baukultur gehören seit jeher zur DNA des BDA. Qualitätsorientierung fängt an den Hochschulen an. Daher gehört die Förderung des beruflichen Nachwuchses ebenfalls zu den Aufgaben des BDA“, berichtet Biskamp und ergänzt: „Wir sind der Überzeugung, dass die Anforderungen, die sich dem Berufsstand in gestalterischer, technischer, ökologischer und sozialer Hinsicht heute stellen, ein breit angelegtes, zehnsemestriges Studium erfordern.“ Gleichzeitig soll der BDA-Preis dazu beitragen, den Dialog zwischen Ausbildung und Praxis zu intensivieren und die Werte und Ziele des BDA an die Studierenden heranzutragen.
Über den BDA Bochum
Seit 1903 vereint der Bund Deutscher Architekten BDA freischaffende Architekt:innen und Stadtplaner:innen. Seine 48 Mitglieder in Bochum, Hattingen, Herne und Witten zeichnen sich durch die Qualität ihrer Bauwerke ebenso aus wie durch eine hohe persönliche Integrität und Kollegialität. Gemeinsames Ziel der Architekturschaffenden ist das Engagement im Interesse der Architektur, der Baukultur und der Nachhaltigkeit. Dazu gehören Veranstaltungsformate wie das Bochumer Stadtgespräch, das Bochumer Baurechtsgespräch ebenso wie Vortragsreihen in Kooperation mit der Hochschule Bochum und die Reihe Baukultur-Kino. Ergänzend loben die Architekt:innen in regelmäßigen Abständen einen Architekturpreis aus und vergeben seit 2020 jährlich das „BDA STIPENDIUM RUHR“.
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