Von Sabine Neumann
Auch Studierende brauchen manchmal dringend Unterstützung: Wer an der Hochschule Bochum etwa während des Studiums in den Fachbereichen Bau- und Umweltingenieurwesen, Geodäsie, Mechatronik und Maschinenbau oder Elektrotechnik und Informatik zusätzliche Mathe-Unterstützung benötigt, kann diese jetzt auch bekommen: Im Sommersemester 2018 startet erstmals das Projektsemester "Park and Charge", das vom Institut für Studienerfolg und Didaktik (ISD) durchgeführt wird.
Hier hat man sich sehr viel Mühe gegeben: Bei diesem Projekt handelt es sich nicht um ein Vorstudium oder 0.tes Semester - wie an vielen Hochschulen und Unis so üblich - sondern es wurde auf Maß für den Studienerfolg von Studierenden in den ersten Fachsemestern als fächerübergreifende Projektarbeit mit aktuellem Problembezug "geschneidert". Das erfordert eine Kooperation mit Schülerstudierenden, Externen und "Studis" der Hochschule Bochum.
"Die Studierenden können durch ihre Arbeit an einem innovativen Hochschulprojekt die eigenen Lern- und Arbeitstechniken reflektieren und optimieren", erklärt Dr. phil. André Müller, Projektkoordinator am ISD. Darüber hinaus ist es möglich, sich durch einen projektorientierten und interdisziplinären Ansatz zum Thema e-Mobilität auch die Grundlagen der Mathematik - von der Basis bis hin zu den Inhalten der Lehrveranstaltung in Mathematik 1 - anzueignen. Und man kann anschließend an der fachübergreifenden Klausur Mathematik1 teilnehmen."
Die Praxis sieht dann wie folgt aus: Gemeinsam mit einem Team erarbeiten die "Studis" in einer umfassenden Portfoliopräsentation Lösungsansätze zum Thema Ladeinfrastruktur. Hierbei handelt es sich um ein Fachgebiet, das angesichts der aktuellen technischen und gesellschaftlichen Diskurse unverzichtbar ist. Dabei lernen sie das wissenschaftliche Arbeiten, Projektmanagement und noch vieles mehr kennen. Neben interaktiven Mathevorlesungen wird das Projektsemester durch Selbstlernphasen sowie Tutoren unterstützt und didaktisch durch die Lernsoftware "MathWeb" ergänzt. Diese wurde speziell für solche didaktischen Formate an der Hochschule Ruhr West in Kooperation mit der Hochschule Bochum entwickelt.
Entwickelt wurde das Projektsemester im Rahmen des Bund-Länder-Programms für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre. Es verknüpft in vorbildhafter Weise anhand der Methode des Project-oriented Learning den interdisziplinären, nachhaltigen Kompetenzerwerb, insbesondere auch digitaler Kompetenzen, welche die Arbeitswelt inzwischen zwingend voraussetzt, erläutert Prof. Dr. Eva Waller, Vizepräsidentin für Studium und Lehre.
Aber es geht noch weiter: Über die Talentscouts der Hochschule Bochum werden an verschiedenen Bochumer Schulen Flyer verteilt, um so gezielt "Hochschulnachwuchs" anzusprechen. Auch für andere externe Personen soll das Projektsemester offenstehen (z.B. Handwerksmeister, Work-and-Traveler etc.). "Wer Interesse an einem naturwissenschaftlichen Studium hat, ist bei uns herzlich willkommen erste Studienerfahrungen zu sammeln", sagt Dr. Müller. "Mangelnde Mathekenntnisse können im Vorfeld im Rahmen unseres neuen Angebots behoben werden und die bestandene Matheklausur kann auf ein späteres Studium angerechnet werden."
"Die Hochschule versteht das Projektsemester als dreifachen Beitrag zum Umgang mit der Vielfalt ihrer Studierenden", erläutert Prof. Dr. Andrea Mohnert, Vizepräsidentin für Diversität. "Hier finden Interessierte mit unterschiedlichsten Vorerfahrungen zusammen. Die Studieneingangsphase kann je nach Bedarf individuell gestaltet werden. Und schließlich nutzt die Hochschule das Potenzial von Vielfalt, indem Lernen, Lehren, Ideenfindung und Teamarbeit bereichert werden."