Im wörtlichen Sinne ein neues Großforschungsgerät hat die Hochschule Bochum jetzt bekommen: Die Strömungsrinne im Wasserbaulabor, die am 24. Oktober offiziell ihrer Bestimmung übergeben wurde, füllt mit insgesamt 25 Metern fast die gesamte Länge der kleineren Halle des Labors. 600 mal 800 Millimeter ist die Rinne im Durchflussbereich hoch und tief, auf 16 Metern Länge sind die Seiten durch Glaswände einsehbar. Nur die RWTH Aachen, konnte Laborleiter Prof. Dr. Christoph Mudersbach verkünden, verfügt in NRW über eine gleichwertige Anlage.
Möglich wurde die Investition von 320.000 Euro, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wurde, nicht zuletzt durch Partner, die die Antragstellung bei der DFG unterstützt haben und zukünftig auch gemeinsam mit dem Lehrgebiet Wasserbau und Hydromechanik an wasserwirtschaftlichen Themen arbeiten können. Neben er Wasserstraßen-und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und der Bundesanstalt für Wasserbau sind dies drei Hochschulen der Region: Für die Ruhr-Universität gratulierte Lehrstuhlinhaber und Fachkollege Prof. Dr. Andreas Schumann zur Installation der Rinne und auch Prof. Dr. Markus Quirmbach von der Hochschule Ruhr West in Mühlheim war persönlich erschienen, um das Team von Prof. Mudersbach und die Hochschule Bochum zu beglückwünschen. Außerdem gehört noch die Universität Duisburg Essen zu den Lehr- und Forschungspartnern.
Hochschulpräsident Prof. Dr. Jürgen Bock würdigte die Bedeutung wasserbaulicher Fragestellungen und die mit der Strömungsrinne steigenden Forschungsmöglichkeiten in Zeiten des Klimawandels. Und auch Prof. Dr. Stephan Löring, Dekan des Fachbereichs Bau-und Umweltingenieurwesen, erläuterte die wachsende Bedeutung umwelttechnischer Fragestellungen und die Veränderungen in der Lehre, mit denen der Fachbereich ihr begegnet.
Dass die Anlage mehr sei als ein rechteckiger Kasten, in dem Wasser von oben nach unten fließt und auch im Zeitalter immer realitätsnäher werdender Computersimulationen sinnvoll ist, erklärte Prof. Dr. Mudersbach anschaulich: „ Nicht trotz der Digitalisierung, sondern wegen der fortschreitenden Digitalisierung in der Wasserwirtschaft benötigt man solche Einrichtungen. Während früher Strömungsrinnen vorwiegend genutzt wurden, um über die messtechnische Erfassung von Daten direkt Aussagen zur Planung und Ausführung wasserbaulicher Projekte zu tätigen, dienen sie heute vielmehr dazu, hochempfindliche Messgeräte zu optimieren oder Parameterstudien für numerische Modelle – also Computermodelle – zu erstellen.“ Es gebe zahlreiche Projektideen, für die die Rinne in Zukunft genutzt werden könne, etwa für Untersuchungen zum Strömungsverhalten poröser Strukturen (z.B. Gabionen) oder die Analyse der Wirkung von Aktivkohle in der Gewässersohle (4. Reinigungsstufe in Kläranlagen).
Das Wasserbaulabor des Fachbereichs Bau- und Umweltingenieurwesen gibt es seit 1991. Es wurde seinerzeit von der Hochschule weitgehend in Eigenarbeit errichtet. Eine alte Strömungsrinne stammte noch aus der Ingenieurschule in Recklinghausen und war nach über 50 Jahren im Einsatz nicht mehr funktionstüchtig. Die neue Anlage der Firma G.U.N.T. Gerätebau GmbH dient nicht nur der Klärung von von der Digitalisierung mitinspirierten Fragestellungen, sie kann auch selbst von einem Touchpad gesteuert werden …