Wirklich festlich werden, das konnte es am Nachmittag des 4. November 2021, als die Hochschule Bochum ihr 50-jähriges Jubiläum in der BlueBox feierte. Dabei wurde nicht so sehr auf ein halbes Jahrhundert des Lehrens, Lernens, Forschens und Wachsens zurückgeschaut. Elf Monate nach dem Auftakt des Festjahres beim Neujahrsempfang im Januar ist der Blick der Hochschule vor allem in die Zukunft gerichtet. Und so ergänzte der offizielle Festakt das Jubiläumsmotto „Denken, Fühlen, Machen. Sein.“ um das Attribut „Nachhaltig“.
Natürlich gab es zahlreiche Grußworte, allen voran vom Bochumer Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, der es sich an seinem eigenen Geburtstag nicht nehmen ließ, der Hochschule persönlich zu gratulieren. Ausführlich waren auch die Glückwünsche von Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, der als Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Hochschulen für angewandte Wissenschaften des Landes sprach. Und als Präsident der Westfälischen Hochschule (W-HS) ließ er nicht unerwähnt, dass die W-HS 1992 als Abteilung der Fachhochschule Bochum verselbstständigt worden war und heute selbst Campus in Bocholt und Recklinghausen hat. Selbstbewusst erklärte er die Entwicklung der Hochschulen für angewandte Wissenschaften allgemein damit, dass sie offenbar einen höheren Wirkungsgrad hätten als andere Hochschultypen …
Zum festlichen Rahmen der offiziellen, von Katja Leistenschneider moderierten, Feierstunde trugen aber auch die Grußworte einer Reihe von Volksvertreter*innen sowie die Klänge eines Bläser-Ensembles der Bochumer Symphoniker bei. Thematischer Mittelpunkt aber war die vielschichtige Leitidee der Nachhaltigen Entwicklung, die die Hochschule seit fast einer Dekade prägt.
Sie war bei der Festrede von Prof. Dr. Manfred Fischedick, dem wissenschaftlichen Geschäftsführer des Wuppertal Instituts Thema. Er bestätigte der Hochschule, dass sie sich in den letzten Jahren sehr gut aufgestellt habe, um die zahlreichen Herausforderungen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung annehmen zu können. Diese sei trotz eines großen Handlungsdrucks (Klimaschutz) noch zu schaffen und angewandte Forschung könne und müsse helfen Lösungsbeiträge zu leisten und Chancen aufzugreifen. Nachhaltigkeit müsse essentieller Bestandteil des zukünftigen Wirkens der Hochschulen sein, in Lehre, Forschung, Umsetzung vor Ort und als Multiplikator für die Stadtgesellschaft.
Diese Ansätze vertieften in der anschließenden Podiumsdiskussion auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Jürgen Bock und Dr. Mi-Yong Becker, Professorin für Nachhaltigkeit, insbesondere ökonomische Ausrichtung der Hochschule. In einer zweiten Diskussionsrunde stand die Rolle von Kultur und Wirtschaft für eine nachhaltige Entwicklung auf dem Prüfstand. Dr. Vera Battis-Reese, Geschäftsführerin der Kultur Ruhr GmbH (Ruhrtriennale), betonte die Bedeutung kultureller Einrichtungen wie z.B. Theater für den gesellschaftlichen Nachhaltigkeits-Diskurs. Nils Stentenbach, Hochschulratsmitglied und Geschäftsführer der Voltavision GmbH sowie Felicitas Breuing, B.A., Studierende des Masters „Angewandte Nachhaltigkeit“ und aktuell bei der GLS-Bank mit Nachhaltigkeitsberichten befasst, identifizierten die Wirtschaft als notwendigen Motor drängender Veränderungen. Unternehmer Stentenbach forderte einen Perspektivwechsel für wirtschaftliches Handeln ein: Der Zweck von Unternehmen sei eben nicht Gewinne zu machen, sondern die notwendigen Instrumente zu schaffen, mit denen die Menschen die aktuelle Krise überwinden können.
Umgeben war das Publikum von einer Ausstellung, die Projekte nachhaltigen Forschens und Handelns an der Hochschule vorstellten – vom SolarCar, Pedelec und BObby-Scooter über ressourcenschonenden Beton und nachhaltiges Bauen bis hin zum CO2-Bildschirmglobus des Fachbereichs Geodäsie und dem Projekt „Den Bienen auf der Spur“, die der Reihe nach kurz präsentiert wurden.
Hochschulpräsident Prof. Bock konnte zum Ausgang der Feierstunde darauf hinweisen, dass das Jubiläum weitergehe: Wer mochte, konnte sich ein druckfrisches Exemplar der grafisch wie inhaltlich beeindruckenden Festschrift zum Schmökern und Entdecken mitnehmen. Und er bat die angemeldeten die Gäste noch zum festlichen Abendbuffet in die Mensa…
Zudem verkündete er noch eine weitere Perspektive: Für Studierende, Hochschulangehörige und –freunde, die sich auf eine kleine Entschädigung für die Einschränkungen in Corona-Jubiläumszeiten freuen, ist ein großes Campus-Fest im Frühjahr in der Planung.