„Wir haben das, was wir in 2021 angestoßen haben, nun in eine Form gegossen und verstetigt,“ so Dr. Vera Battis-Reese, Geschäftsführerin der Kultur Ruhr GmbH, im Nachgang an die Unterzeichnung des Vertrags. Am Mittwoch, 13. Juli 2022, traf sie sich mit dem Hochschulpräsidenten Prof. Dr. Andreas Wytzisk-Arens an dem Ort der Bochumer Industriekultur schlechthin: dem Gelände der Jahrhunderthalle. Im Dampfgebläsehaus unterschrieben die beiden in dem für den Ort typischen Ambiente: alte Fliesen an den Wänden, meterhohe Decken mit Stahltraversen und Wände, deren Spuren schwerer Gerätschaften nicht glatt verputzt und geweißelt wurden. Wo früher im Schichtbetrieb körperlich hart gearbeitet wurde, fanden in diesen Tagen und Wochen musikalische Proben der Ruhrtriennaleproduktion „Ich geh unter lauter Schatten“ statt. Hier trafen sich nun zwei, die ihre jeweilige Bildungs- bzw. Kultureinrichtung verkörpern, zwei, die sich rund um das Thema Nachhaltigkeit zusammentun, Kräfte bündeln, Inspirationen entstehen lassen und umsetzbare Ergebnisse schaffen möchten.
Vor mehr als anderthalb Jahren nahm die Ruhrtriennale-Dramaturgin Sara Abbasi Kontakt zur Hochschule Bochum auf. Das Ziel des Teams rund um die Intendantin Barbara Frey war es, das Thema Nachhaltigkeit auch im künstlerischen Prozess des Festivals verstärkt in den Blick zu nehmen. Professorin Dr. Mi-Yong Becker, heute Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit, Transfer und Entrepreneurship, übernahm – neben den Gesprächen zu gemeinsamen Schnittstellen und Themen, die für die nachhaltige Entwicklung der Kultur Ruhr GmbH essenziell und für die BO erstklassige Forschungsfelder waren – auch Vortragsformate der Ruhrtriennale zu Nachhaltigkeit im weitesten Sinne: zur Natur des Menschen. Ein enger Austausch und gemeinsames Visionieren mit dem ehemaligen Hochschulpräsidenten Prof. Dr. Jürgen Bock tat sein Übriges.
Der nächste und naheliegende Step war dann, die ganze Sache zu verstetigen – wobei auch während dieses Prozesses schon von BO-Studierenden Abschlussarbeiten bei der Kultur Ruhr GmbH verfasst wurden. „Wir sind ein internationales, ruhrgebietsübergreifendes Festival der Künste, das sich an der Schnittstelle von Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Performance, Film und Installation bewegt. Im Jahr 2022 haben wir acht Spielorte in vier Städten, an denen neben den rund 55 Festangestellten, über 500 nationale und internationale Künstler:innen, ca. 400 saisonale Mitarbeitende plus diverse Dienstleistende über sechs Wochen tätig sind. Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Thema.“ erläutert Dr. Vera Battis-Reese.
Der nun offiziell geltende Kooperationsvertrag sieht die Durchführung gemeinsamer Informationsveranstaltungen, Bearbeitung praxisrelevanter Aufgabenstellungen im Themenfeld „Nachhaltige Entwicklung“ in Form von Lehr- und Forschungsprojekten, Bachelor- und Masterarbeiten, Öffnung und Austausch der jeweiligen Netzwerke und Netzwerkpartnerschaften und natürlich projektbasierte Zusammenarbeit, z.B. zur Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie für die Kultur Ruhr GmbH vor. Die Grundlage hierzu schafft diese derzeit, indem sie als Mitglied des Aktionsnetzwerks für Nachhaltigkeit in Kultur und Medien ihre CO2-Emissionen ermittelt. Die geschlossene Kooperation zwischen BO und Kultur Ruhr bietet von nun an also den Raum, um – auf dieser Bilanzierung aufbauend – Maßnahmen zur Reduktion von CO2 zu entwickeln, erproben und zu erforschen.
Eine Größe in dieser Erhebung sind die Spielstätten der Ruhrtriennale, eindrucksvolle altindustrielle Gebäude, die nachhaltig zu Stätten der Kunst umgenutzt werden. Diese sind auch der Brückenschlag zur Hochschule Bochum, die vorhandene bauliche Infrastrukturen und somit die „Graue Energie“ nutzt, die in jedem Gebäude, das nicht abgerissen wird, gespeichert ist. Die Kooperation der HS Bochum und der Kultur Ruhr versteht sich als große Chance, einen gemeinsamen Fokus auf die nachhaltige Bewirtschaftung der alten Gebäude zu setzen, um sowohl dem Erhalt eines kulturellen und architektonischen Erbes als auch Wege für eine nachhaltige zukünftige Nutzung gemeinsam zu beschreiten.