Der Countdown für die 19. Betonkanu-Regatta in Brandenburg an der Havel läuft ab. Am 14. und 15 Juni 2024 ist es so weit. Rund 1000 Studierende aus ganz Deutschland stellen sich mit ihren selbstgebauten Kanus aus Beton dem Wettbewerb. Mit dabei werden auch Teams der Hochschule Bochum sein. Ein Bochumer Team geht beim Bau seines Kanus einen unkonventionellen Weg und verwendet Pflanzenkohle für die Betonherstellung.
Hinter der etwas verrückt klingenden Idee steckt der Gedanke, die Nachhaltigkeit des Kanus zu verbessern. „Die Pflanzenkohle für das Kanu wird aus Biomasse mittels Pyrolyse hergestellt. Bei diesem Verfahren wird die Biomasse bei hohen Temperaturen und weitgehend unter Ausschluss von Sauerstoff gespalten. Die dafür verwendete Biomasse stammt aus Holzschnittabfällen, die bei der lokalen Pflege von Grünflächen anfallen“, sagt der Studierende Oliver Schwartpaul, der an der Herstellung der Pflanzenkohle beteiligt war. Mianfen Jenny Chong, Wissenschaftlerin an der Hochschule Bochum mit dem Forschungsschwerpunkt Pflanzenkohle, ergänzt: „Durch Pyrolyse hergestellte Pflanzenkohle speichert dauerhaft das in der Biomasse enthaltene CO2 und eignet sich damit zum CO2-Ausgleich. Wird sie für die Betonherstellung eingesetzt, ist weniger Sand und Kies erforderlich und auch die Menge des eingesetzten Zements kann reduziert werden.“ Da Sand und Kies mittlerweile knappe Rohstoffe sind und die Herstellung von Zement mit einem hohen CO2-Ausstoss verbunden ist, verringert Pflanzenkohle den Ressourcenverbrauch und verbessert die Nachhaltigkeit des Betons. Laut einer wissenschaftlichen Studie aus der Schweiz ist Beton ab einem Volumenanteil von rund 20 Prozent Pflanzenkohle sogar klimaneutral.
Die am Betonkanu-Projekt beteiligten Studierenden bekamen für die Herstellung der Pflanzenkohle kompetente Unterstützung vom Studierenden-Projekt "Carbon Sequestration @ NRW" und vom THALESruhr-Transferprojekt „Regionaler Klimabund“. "Carbon Sequestration @ NRW" ist in das THALESruhr-Transferprojekt der Hochschule Bochum eingebunden. Es erforscht die Herstellung und Einsatzmöglichkeiten von Pflanzenkohle und den Aufbau von Wertschöpfungsketten für die Verwertung von Pflanzenkohle. Bei der Pyrolyse von Biomasse entsteht neben der Pflanzenkohle übrigens auch Wärme, die für Heizzwecke verwendet werden kann und beispielsweise als Fernwärme nutzbar ist. Auch wird Pflanzenkohle in der Land- und Forstwirtschaft als Bodenverbesserer verwendet.
Das Betonkanu-Projekt ist ein innovatives Experiment das Erkenntnisse aus der Nachhaltigkeitsforschung mit großem studentischem Engagement in der Praxis erprobt. Es trägt zur Umsetzung der Vision eines CO2-neutralen Betons bei und nutzt nachhaltige und recycelte Materialien. Vor allem zeigt das Projekt aber auch, dass die Arbeit an einer nachhaltigen Zukunft sehr viel Spaß machen kann.