Von Stefan Spychalski
Der größte Teil der Studierenden ist schon auf dem roten Kontinent und arbeitet mit Hochdruck am thyssenkrupp blue.cruiser. Der neue Sonnenwagen aus dem Revier soll am Sonntag, den 8. Oktober an der Startlinie in Darwin stehen. Bis dahin müssen aber noch diverse Hürden genommen werden. Seit zwei Wochen wird in Coober Pedy im Herzen von Australien getestet. Mehrere hundert Kilometer auf dem rauen Asphalt des Stuart Highway decken alle Schwächen und Mängel auf, die bisher bei Probefahrten in Deutschland nicht aufgefallen sind. Die Leistung des Solargenerators kann endlich unter realistischen Rennbedingungen gemessen, der Energieverbrauch des Fahrzeugs bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten geht ein in die finale Strategieplanung. Besonders intensiv kümmern sich die Mechaniker zurzeit um das hintere Fahrwerk. Eine zusätzliche Versteifung wird eingebaut, auf die man aus Gewichtsgründen eigentlich verzichten wollte.
Anfang nächster Woche werden die Deutschen in Darwin erwartet. Vor dem eigentlichen Start prüft der Veranstalter bei zwei Terminen die Straßentauglichkeit der Solarcars aus aller Welt. Beim sogenannten Static Scrutineering, das einer TÜV-Prüfung ähnelt, muss das Team zeigen, dass es beim Bau des Fahrzeuges alle Regeln eingehalten hat. Die Fläche der Solarzellen wird vermessen, der blue.cruiser wird gewogen, die Sicht des Fahrers wird überprüft. In 15 Sekunden sollen alle Insassen im Notfall aussteigen können. Bisher kein Problem für die Bochumer Autos, aber jetzt müssen zum ersten Mal vier Personen aussteigen und das bei nur zwei Türen. Am Samstag vor dem Beginn der 3.000 km langen Reise nach Adelaide müssen die Solarcars auf der Rennstrecke zeigen, dass Bremsen und Fahrwerk ordnungsgemäß funktionieren. Die schnelle Runde auf dem Kurs legt dann fest, wer am darauf folgenden Sonntag an welcher Position an den Start geht.
Die Regeln für die Cruiser-Klasse, in der die Bochumer fahren, haben sich in diesem Jahr radikal geändert. Wie schnell man genau fährt, entscheidet in keiner Weise über Sieg oder Niederlage. Vorgegeben ist lediglich ein Zeitfenster, in dem man in Adelaide ankommen muss und zwar am darauf folgenden Freitag zwischen 11 und 14 Uhr Ortszeit. Die Anzahl der Personen, die transportiert wurden und die verbrauchte Energie, gemessen in der Anzahl der Ladungen der Batteriekapazität, befüllt über das Stromnetz, bilden die Grundlage der Wertung für die Platzierung. Eine Praktikabilitätsprüfung mit Einparktests, Stauraumcheck etc. und eine Jurorenbewertung, bei der Autoprofis entscheiden können, welches Solarcar sie kaufen würden, findet am Samstag, den 14. Oktober statt. Die offizielle Preisverleihung am Sonntagabend beendet den Wettbewerb. Erst dann wird das Ergebnis bekannt gegeben.
Die Hochschule Bochum informiert auf diversen Kanälen über den Fortlauf der Ereignisse. Schon jetzt kann man Videos zur Rennvorbereitung sehen, News und ein kurzes Tagesvideo auf der Webseite werden ab dem Rennbeginn täglich zu finden sein. Die Socialmedia-Kanäle werden natürlich auch bedient.
Die Hochschule Bochum konstruiert und baut seit über 15 Jahren von Solarenergie angetriebene Elektrofahrzeuge. Einer der Sonnenwagen hat 2012 die Welt nur mit Sonnenenergie umrundet und hält den Guinness-Rekord für die längste solarautark gefahrene Strecke mit 29.753 Kilometern.
Die Weltmeisterschaft der Solarcars findet alle zwei Jahre in Australien statt und führt als Wettbewerb auf öffentlichen Straßen von Norden nach Süden durch den Kontinent. Der thyssenkrupp blue.cruiser wird in der nach einem Bochumer Fahrzeug benannten Cruiser-Klasse starten, in der Alltagstauglichkeit, eine Straßenzulassung im Ursprungsland und mindestens zwei Sitzplätze vom Reglement verlangt werden.