Die Hochschule Bochum hat einen neuen Hörsaal. Das als H9 geführte Auditorium ist mit 350 Plätzen jetzt der größte Hörsaal am Campus an der Lennershofstraße. Annette Storsberg, Staatssekretärin im NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft, eröffnete ihn am 13. November 2019 in einer Feierstunde.
Um der Nachhaltigkeitsorientierung der Hochschule zu entsprechen wurde der Hörsaal als Hybridkonstruktion mit sichtbarem Holztragwerk, aus sich gegenseitig stabilisierenden Gelenkträgern errichtet. Er schließt unmittelbar an das Naturschutzgebiet beim Campus an. Außerdem ist er nicht an das Fernwärmenetz der Hochschule angeschlossen, sondern wird, so wie die Gebäude des Internationalen Geothermiezentrums, mit Wärme und Kälte durch einen „Geostar“ versorgt, bei dem sternförmig angeordnete Erdwärmesonden die thermische Energie aus dem Untergrund aufnehmen oder dorthin abgeben.
Der neue Hörsaal ist mit modernster Medientechnik für ca. 450.000 € (z.B. flexibles Rednerpult mit Touchscreen, Visualizer, spezielle Beamer, die außerhalb des Sichtraums angebracht sind, Steuertechnik durch Tablet-PCs und vieles mehr) ausgestattet. Die Baukosten beliefen sich auf rund 4 Mio. Euro.
2012 entstanden erste Ideen für einen neuen, größeren Hörsaal, angeregt durch Architekturprofessor Prof. Peter Schmitz. Im gleichen Jahr erfolgten erste Abstimmungsgespräche mit dem damaligen Bochumer Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch. 2013 beschloss das Präsidium der Hochschule die Umsetzung der Idee, im März 2014 präsentierten Studierende des Fachbereichs Architektur Entwürfe für die Gestaltung des Hörsaals zur Inspiration für die folgende Planung. Im gleichen Jahr wurde das Bochumer Architekturbüro Banz und Riecks beauftragt. Verzögert wurden die Arbeiten, die jetzt bis zum Beginn des aktuellen Wintersemesters ihren Abschluss fanden, durch einen Unfall im Februar 2017, bei dem vier Personen verletzt wurden; alle sind heute wieder wohlauf.
Alle Hochschulangehörigen und Gäste, die bereits Gelegenheit hatten, den H9 kennenzulernen, loben seine Atmosphäre und Ausstattung. Die Architekten beschreiben ihr Konzept so: „Angebunden an die innere Magistrale der Hochschule Bochum, eingebunden in das vorhandene Hörsaalzentrum, versteht sich der unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten entwickelte Hörsaal als neuer Mittelpunkt der Hochschule Bochum. (…) Der Baukörper ragt als Massivbau in den Landschaftsraum ohne den naturschutzrechtlich wertvollen Waldboden des Siepens zu berühren. Der Weg ins Auditorium führt, mit freiem Blick in die Baumwipfelkulisse des anschließenden Siepens des Landschaftsraum der Ruhr, das fallende Gestühl des Hörsaal begleitend, die räumliche Orientierung ermöglichend, zum Sitzplatz, zur Projektionswand, zum Vortragenden orientiert.“
Zur Atmosphäre leistet das Holztragwerk der Decke einen entscheidenden Beitrag. Die Architekten: „Ein Hörsaal, der die technischen Disziplinen des Bauens nachvollziehbar, erlebbar demonstriert: Das Tragende, das Belichtende, das Lüftende, das raumakustisch Aktive, das Typologische – Gestalt, die aus der konsequenten Optimierung der technischen Disziplinen des Bauens entwickelt ist.“