Von Rüdiger Kurtz
"ruhrvalley" - den Namen liest und hört man seit einigen Monaten häufiger in lokalen und überregionalen Medien. Man denkt unweigerlich an Silicon Valley, den bekannten Standort von IT- und High-Tech-Firmen in Kalifornien. "So weit her geholt ist das nicht", erläutert Marketingexpertin und Wirtschaftsprofessorin Ute Ritzerfeld-Zell von der Hochschule Bochum: "Schließlich gibt es auch im Ruhrgebiet auf engem Raum großes Potenzial für Fortschritt und technische Innovationen."
Man ist selbstbewusst im ruhrvalley. Warum auch nicht? Viel Know-how und enormes Potenzial sind im Netzwerk vorhanden. Unter gut 80 Mitbewerbern hatte der Verbund aus Hochschule Bochum, FH Dortmund und Westfälischen Hochschule mit 40 im Ruhrgebiet ansässigen Unternehmen im deutschlandweiten Förderwettbewerb "Starke Fachhochschulen - Impuls für die Region" im vergangenen Jahr einen Top 10 Platz erreicht.
Dafür erhielt der Verbund vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für vier Jahre eine Förderung von rund 4,5 Millionen Euro. Bei Erfolg der im Projektantrag gesetzten Ziele kann die Förderung um weitere vier Jahre verlängert werden. "Wir möchten die Marke ruhrvalley national und international bekannt machen", erzählt Prof. Dr. Ute Ritzerfeld Zell, die im Projekt für die Markenentwicklung verantwortlich ist: "Je stärker die Marke wird, desto mehr Investoren werden angezogen und desto attraktiver wird das Ruhrgebiet als Technologie- und Innovationsstandort."
Jessica Leinen hat ihren Masterabschluss mit Marketingschwerpunkt bei Professorin Ute Ritzerfeld-Zell gemacht. Das Thema ihrer Abschlussarbeit lautete "Entwicklung eines identitätsbasierten Markenführungskonzepts für das Netzwerk ruhrvalley". Wenn man die gebürtige Kölnerin dann fragend anschaut, lacht sie und erläutert für den Laien verständlich: "Ich habe eine Art Fahrplan erstellt, der dabei helfen soll, der Marke ruhrvalley Leben einzuhauchen." Das gelang ihr so gut, dass sie inzwischen über die Hochschule Bochum eine Festanstellung für das Projekt erhielt. Auf der Absolventenfeier des Fachbereichs Wirtschaft vor drei Monaten wurde sie für ihre praxisbezogene Abschlussarbeit mit der Note 1,0 zudem mit dem jährlich vergebenen "Transferpreis Wirtschaft" geehrt.
"Ich arbeite jetzt an der operativen Umsetzung meiner auf wissenschaftlicher Basis erarbeiteten Konzeption", erzählt die 26-jährige Masterabsolventin. Ihr Aufgabenbereich ist groß. Neben der Entwicklung eines Medien- und Veranstaltungskonzepts ist sie auch für die Vorbereitung, Umsetzung und Nachbereitung der konzipierten Veranstaltungen, die Entwicklung und Konzeption von Print- und Onlinemedien sowie die Erstellung von Pressetexten und die Entwicklung der Website zuständig. "Es ist ausreichend zu tun", erzählt sie: "Aber die Arbeit ist vielfältig und macht mir viel Freude."
Gezielt werden auch Studierende der beteiligten Hochschulen in die Praxis eingebunden. "Wissen und Kreativität sind wichtig", so Professorin Ute Ritzerfeld-Zell: "Dafür brauchen wir ebenso den Input der Studierenden wie auch die Vernetzung mit den Unternehmen, um so gemeinsam Problemlösungen erarbeiten zu können." Interdisziplinarität und praktische Ausrichtung sind eine große Stärke von ruhrvalley. "Alle Beteiligten haben eigene Kompetenzen und Erfahrungen", erläutert Jessica Leinen. So sei die Hochschule Bochum etwa für ihre Kompetenzen in den Bereichen Elektromobilität mit ihrem SolarCar-Team sowie in der Geothermie mit dem Internationalen Geothermiezentrum über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Gemeinsam arbeitet man im ruhrvalley nun an der Entwicklung intelligenter und vernetzter Mobilitäts- und Energiesysteme der Zukunft. Die Hochschulstandorte Dortmund und Gelsenkirchen bringen ihre Forschungskompetenzen dabei in gleichem Maße ein. Neue Ideen werden im Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Wirtschaft generiert. Das Leben in den Metropolen der Zukunft wird durch einen verantwortungsbewussten Umgang mit Energie und Mobilität geprägt sein. "Mit unseren Schwerpunkten in den Bereichen Elektromobilität, intelligente Energiesysteme und Digitalisierung sind wir bereits gut aufgestellt", ist sich Masterabsolventin Leinen sicher. Die entsprechenden Erfolgsgeschichten verschiedener Ausgründungen aus den Hochschulen sprechen für sich. Langfristig soll das Ruhrgebiet dadurch zu einer der wichtigsten Technologieregionen Europas werden.