Dass Bäume das klimaschädliche Treibhausgas CO2 speichern können, weiß mittlerweile fast jeder. Weniger bekannt ist, dass Pflanzenkohle eine ähnliche Funktion besitzt. Sie bindet den Kohlenstoff aus der Atmosphäre, der über die Biomasse aufgenommen wurde. Zudem besitzt sie Eigenschaften, die das Wachstum von Bäumen begünstigen. Somit ist es naheliegend beim Pflanzen von Bäumen, die Erde mit Pflanzenkohle anzureichern und auf diese Weise gleich doppelt klimapositiv zu handeln.
Aber der Reihe nach: Am Samstag, dem 3. Februar 2024, nahmen rund 120 Kinder des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums in Börnste bei Dülmen an einer Baumpflanzaktion teil. Unter fachkundiger Anleitung von Klaus Benze, Förster beim Regionalforstamt Münsterland, pflanzten die Kinder insgesamt 200 Bäume und waren mit großer Begeisterung und viel Engagement bei der Sache. Dabei lernten sie auch, wie man die Bäume richtig einpflanzt.
Unterstützt wurde die Pflanzaktion mit Pflanzenkohle vom Nachhaltigkeitsprojekt THALESruhr der Hochschule Bochum. Bei einem der Teilprojekte von THALESruhr geht es nämlich um das Thema Pflanzenkohle. Die Baumpflanzung dient dabei für die Hochschule als Testfeld, da eine Teilfläche vorher bereits mit Bäumen ohne Zugabe von Pflanzenkohle bepflanzt wurde. „Bei den von uns gepflanzten Bäumen wurde die Erde mit Pflanzenkohle angereichert. Hierdurch können wir das Wachstum der Bäume mit und ohne Pflanzenkohle wissenschaftlich vergleichen und auswerten“, sagte Prof. Dr. Mandy Gerber von der Hochschule Bochum und ergänzt: „Pflanzenkohle speichert nicht nur dauerhaft CO2, sondern düngt auf natürliche Weise den Boden und dient in Monaten mit großer Trockenheit als Wasserspeicher. Wir erwarten, dass die Bäume in mit Pflanzenkohle angereicherter Erde resistenter gegen Extremwetter werden.“ Für den ebenfalls bei der Baumpflanzaktion anwesenden Prof. Dr. Marcus Schröter, stellvertretender Gesamtprojektleiter THALESruhr, besitzt Pflanzenkohle das Potenzial zur Schaffung einer klimagerechten Wertschöpfungskette: „Auch langfristig wird es Unternehmen geben, die rein technisch nicht in der Lage sind, klimaneutral zu produzieren. Der CO2-Ausstoß solcher Unternehmen kann durch die natürliche Kohlenstoffspeicherfunktion von Pflanzenkohle und damit verbundene CO2-Zertifikate ausgeglichen werden, so dass Klimaneutralität erreicht wird. Da Pflanzenkohle die Fruchtbarkeit von Böden in der Land- und Forstwirtschaft erhöht oder in der Betonproduktion als Ersatz für Sand genutzt werden kann, gibt es bereits jetzt Märkte in denen sie nachgefragt wird. Wir zielen deshalb mit unserem Pflanzenkohle-Projekt darauf ab, die Methode der Kohlenstoffspeicherung durch Pflanzenkohle zu verbreiten.“
Doch wie entsteht eigentlich Pflanzenkohle? Mianfen Jenny Chong, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Pflanzenkohle-Projektes, erklärt dies wie folgt: „Pflanzenkohle wird durch die sogenannte Pyrolyse hergestellt. Dabei wird pflanzliche Biomasse in einem Pyrolyseofen oder einer Pyrolyseanlage durch Verkohlung in Pflanzenkohle umgewandelt. Im Gegensatz zum Verfeuern von Biomasse, wird der in der Biomasse enthaltene Kohlenstoff nicht freigesetzt, sondern in der Pflanzenkohle dauerhaft gebunden.“
Für die Wissenschaftler*innen, aber auch für die beteiligten Schulkinder und Lehrer*innen, war die Pflanzaktion ein voller Erfolg. „Wir danken dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium, dass wir die Baumpflanzaktion mit Pflanzenkohle unterstützen durften und damit gleichzeitig ein weiteres Testfeld für unsere Forschung bestellt wurde. Auch für die teilnehmenden Kinder war die Aktion ein Gewinn. Sie haben an dem Tag die Erfahrung gemacht, dass nachhaltiges Handeln sehr viel Spaß machen kann“, fasst Marcus Schröter den Tag zusammen.