Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran und ist aus dem Alltagsleben einfach nicht mehr wegzudenken. Der Wandel zu digitalen Prozessen mittels Informations- und Kommunikationstechnik trifft mittlerweile fast alle Lebensbereiche und macht auch vor der Hochschule Bochum nicht mehr halt. Diesem Umstand hat sein Präsidium Rechnung getragen, als es Digitalisierung im aktuellen Hochschulentwicklungsplan als übergeordneten Zielbereich beschrieben hat: Bis 2021 soll hier die Digitalisierung in Lehre, Forschung, Weiterbildung sowie Organisation schrittweise und hochschulübergreifend ausgeweitet werden, d.h. die vorhandenen technologischen Optionen können dann auch optimal für die qualitative Weiterentwicklung genutzt werden. Starthilfe gab es vom Stifterverband der Deutschen Wirtschaft, vom CHE Centrum Hochschulentwicklung sowie von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Sie stehen den Bochumern bei der strategischen Verankerung der Digitalisierung sowie der Nutzung in der Lehre in Form einer "Peer to Peer Beratung" zur Verfügung. Zusammen will man - mit einem Netzwerk von vielen Experten - systematisch die Digitalisierung der Hochschullehre in den nächsten Jahren vorantreiben und auch weiter entwickeln.
Dafür mussten die Bochumer aber erst Überzeugungsarbeit leisten: Bei einem bundesweiten Bewerbungsverfahren (56 Hochschulen nahmen daran teil - sechs wurden ausgewählt) konnten sie mit ihren Aussagen zum Thema Digitalisierung punkten und werden nun gefördert! In ihrem Antrag hatte die Hochschule ihre Ziele in der Lehre klar formuliert und dabei auch einen eindeutigen Entwicklungs- und Transformationsprozess im digitalen Zeitalter aufgezeigt. "Wichtig war wohl aber auch, dass wir den Prozess ergebnisoffen und transparent gestalten", erklärte die Hochschul-Vizepräsidentin für Lehre, Studium, Internationales, Professorin Eva Waller, "gerade deshalb kann die "Peer-to-Peer-Beratung" ein bereicherndes Instrument für uns sein."
Erste Schritte sind schon eingeleitet worden. Mit der Projektleitung "Digitalisierung" wurde vom Präsidium der Hochschule Dr. Carsten Köhn, Professor für Internet und Medientechnik, betraut. Er greift u.a. auch auf die erst im Frühjahr 2017 durchgeführte Befragung "Digitalisierung - Nutzung und Bedarf an der HS BO" zurück, an der sich über 50 % der Hochschullehrenden beteiligt hatten. Dabei kam heraus, dass "Moodle" und auch andere Lernplattformen, audiovisuelle Lernmedien sowie Blogs und Wikis zu den bereits eingesetzten E-Learning-Elementen gehören. Allerdings werden in der Lehre auch interaktive Lernmaterialien sowie elektronische Feedbackysteme vermehrt angewendet. Verschiedene Lernplattformen nutzt die Hochschule bereits für die Bereitstellung von Lernmaterialien sowie zur Kommunikation und Interaktion mit den Studierenden. Aber auch unbekannte Möglichkeiten, wie z.B. E-Portfoliosysteme, E-Assessments oder Learning-Analytics, Prozesse zur Verwendung von Daten wurden gewünscht, um so auch das Lehren und das Lernen zu verbessern. Außerdem: "Das Präsidium hat für diesen Veränderungsprozess bereits 2016 einen Lenkungskreis mit Vertretern aller Statusgruppen sowie aller wichtigen Hochschulinstitutionen eingerichtet," erklärt Professor Köhn, "zusätzlich erhalte ich auch von unseren eigenen "Peers" d.h. von den Lehrenden immer wieder Unterstützung. Sie möchten diese Entwicklung mitgestalten, haben sich bereits vermehrt mit den digitalen Prozessen beschäftigt und in der Lehre auch eingesetzt."
Im Juli 2017 fand an der Hochschule Bochum ein hochschulweiter gemeinsamer Workshop, mit der Zielsetzung Ideen und Visionen zusammenzutragen, statt - mit gutem Ergebnis: Die Digitalisierung bzw. Arbeitswelt 4.0. würde sich auch kurzfristig in den Lehrplan integrieren lassen. Aber nicht nur hier, sondern auch in Forschung, Weiterbildung, Infrastruktur und Management passt eine ganzheitliche Strategie gut hinein. Professor Köhn steht bei der Umsetzung des Projektes "Digitalisierung" nicht alleine da: Die "Peers" , d.h. die Experten aus anderen Hochschulen werden dabei das Bochumer Vorhaben beratend unterstützen.
Im September 2017 ging es bereits weiter: Zur Auftaktveranstaltung der "Peer-to Peer-Beratung durch das Hochschulforum Digitalisierung, das vom Stifterverband der Deutschen Wirtschaft, vom CHE Centrum Hochschulentwicklung sowie von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gegründet wurde, fuhren die Professoren Waller und Köhn zu einer Strategiekonferenz nach Berlin und kamen mit neuen Ideen und Beobachtungen zurück: "Wir haben z.B. gemerkt, dass viele andere Hochschulen noch gar keine hochschulweite Strategie hinsichtlich der Digitalisierung ins Auge gefasst haben. Da ist die Hochschule Bochum tatsächlich mit Vorreiter."
Eine gute organisatorische Umsetzung fehlt derzeit allerdings noch; die Weichen dafür sind aber gestellt: So z.B. befassen sich zwei Mitarbeiter (halbe Stellen) am Institut für Studienerfolg und Didaktik (ISD) mit dem Thema Digitalisierung; sie werden von Clusterleiter, Professor Köhn, betreut. Dieses Team kümmert sich u.a. auch um die Standardplattform Moodle, mit der man künftig mit der Uni Bochum in Lernen und Lehre sowie weiteren didaktischen Tools zusammenarbeiten möchte.
Ganz neu und gut angenommen wurden die vier "Digitalisierungs-Nachmittage", zur denen Professor Köhn im Herbst 2017 eingeladen hatte. Gekommen waren sowohl Lehrende als auch weitere Hochschulmitarbeiter und der Sicherheitsbeauftragter Dipl.-Ing. Axel Günther, der nützliche Tipps für den richtigen Umgang mit Datenschutz in Verbindung mit Digitalisierung gab: "An diesen Nachmittagen besprachen wir die zuvor beim Workshop festgelegten Strategien, diskutierten gemeinsam aktuelle Probleme und versuchten den derzeitigen Bedarf zu ermitteln. Diese Veranstaltungen sind sehr offen gehalten und für jeden Hochschulmitarbeiter zugänglich," erklärt Professor Köhn rückblickend, "hier besteht der Wunsch neben der Moodle Standardplattform künftig noch verschiedene weitere Lehrformen anzubieten, um dann gemeinsam auch mit der Ruhr-Universität im gleichen System zusammenarbeiten zu können. Der Datenschutz ist insbesondere bei der Lernfortschrittskontrolle und auch bei anderen Datenerfassungen (z.B. Anwesenheit von Studierenden) sehr wichtig und sensibel zu handhaben. Denn hier müssen bei der Umsetzung datenschutzrechtliche Bedingungen der Studierenden beachtet werden."
So ähnlich wird es auch im neuen Jahr an der Hochschule Bochum weiter gehen; die Digitalisierung schreitet weiter voran: "Wir werden die Eckpfeiler für die nächsten zwei Jahre festlegen und ein entsprechendes Strategiepapier aufstellen." Professor Köhn wünscht sich auch Spezialisierungsformate, wie z.B. eine Moodlegroup: "Dass die Mitarbeiter hier motiviert sind, daran besteht gar kein Zweifel."
Das stimmt auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Jürgen Bock optimistisch: "Die Hochschule Bochum ist gut aufgestellt auf ihrem Weg in die digitalisierte Zukunft!"