Das, was sie verbindet, ist eine ganz besondere, fast einzigartige Form der Kollegialität. Wenn sich vier ehemalige Leiter der der Hochschule Bochum und ihr aktueller Präsident treffen, dann teilen sie das Wissen um ihre frühere oder aktuelle Verantwortung als Entscheider, Steuerer und Wegbereiter. Da gibt es immer Gesprächsstoff genug.
Auch zu diesem zweiten, vorweihnachtlichen Treffen nach der ersten Runde im Sommer letzten Jahres hatte der aktuelle Präsident der Hochschule Bochum, Prof. Dr. Jürgen Bock eingeladen. Gemeinsam mit seinen Vorgängern, Prof. Dr. Heinz Becker (Rektor von 1989 - 1997), Prof. Dr. Martin Grote (Rektor von 19897- 2002), Prof. Dr. Reiner Dudziak (Rektor von 2002 - 2006) und Prof. Dr. Martin Sternberg (Präsident von 2006 - 2016) schaute er auf den Wandel der Hochschule und erläuterte die aktuellen Themen, die sie bewegen. Die Liste reichte von derzeit überall diskutierten Trends wie Digitalisierung und Industrie 4.0 bis hin zu zentralen Entwicklungen der Hochschule Bochum wie dem neu formierten Institut für Studienerfolg und Didaktik (ISD), dem Neubau am Campus Velbert/Heiligenhaus oder dem Hochschul- und Unternehmensverbund "ruhrvalley".
Prof. Becker, heute 85 Jahre alt und seit 20 Jahren im Ruhestand, freute sich über viele Entwicklungen, sah aber auch, dass es in früheren Zeiten einfacher war die Hochschule zu führen: "Auch wenn schon in meinen Anfangszeiten sicherlich nicht jeder mit jedem gut auskam, waren wir doch mehr wie eine Familie,", erinnert er sich. Ein kollegialer Umgang war damit nicht schwer, allenfalls Ungerechtigkeiten durch die Unterschiede bei C2- und C3-Stellen der Professoren und Professorinnen trübte dieses Bild.
Das bestätigte auch Prof. Grote. Bei der Gründung des nicht unumstrittenen zentralen Schlüsselbildungs-Instituts "IZK" der Hochschule, die er vorangetrieben hat, habe es sicher viele Meinungen und Diskussionen gegeben, letztlich konnte Prof. Grote aber mit der tatkräftigen Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen rechnen.
Dass es dabei nicht immer leicht sei, Ideen und Entscheidungen durchzusetzen, sah auch Prof. Sternberg. Schließlich sei eine Hochschule eine Expertenorganisation mit vielen Menschen, gegenüber denen auch ein Hochschulpräsident nicht das Recht habe, direkte Anweisungen zu erteilen, erläuterte er und fand damit auch die Zustimmung von Prof. Dudziak. Entwicklungen wie die Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft, die auch die Hochschulen unmittelbar einschließen, zeigten deutlich, wie schwer nachvollziehbar die Entscheidungen der Hochschulleitungen heute oft geworden sind. Mit Blick zurück auf seine eigene Amtszeit als Präsident habe er gelernt, dass man ständig kommunizieren müsse, warum dieses oder jenes Thema wie angegangen würde, resümierte Prof. Sternberg.
Hochschulpräsident Prof. Bock fand, dass es gerade in diesem Punkt sowohl bei der Hochschulleitung als auch bei den Hochschulmitgliedern eine Bewegung aufeinander zu gebe, die nicht zuletzt auch auf das Leitbild der Hochschule und seine zentralen Werte zurückzuführen seien: "Wir haben Arbeits- und Lenkungskreise eingerichtet, mit Audits in Sachen Internationalisierung und Diversität den Blick vieler geschärft. Es gibt heute - und das, obwohl das operative Geschäft von Lehre und Forschung uns stark in Anspruch nimmt - eine hohe Bereitschaft in der Hochschule, sich mit wichtigen Themen zu beschäftigen."
Die Altrektoren und -präsidenten kamen in ihrem Gespräch auf Chancen wie die der Lehrerausbildung zu sprechen, kamen aber immer wieder auch auf Zukunftsthemen wie "Industrie 4.0" und die sich damit verändernde Ingenieurausbildung zurück. Da habe man gerade begonnen Konzepte zu entwickeln", versicherte Prof. Bock. Und was das Thema Kollegialität betrifft: im kommenden Jahr ist geplant, es bei einer Veranstaltung als wichtigen Wert aus dem Leitbild in den Mittelpunkt der Hochschulöffentlichkeit zu stellen.
Wahrscheinlich werden unter anderem darauf Prof. Becker, Prof. Grote, Prof. Dudziak, Prof. Sternberg und Prof. Bock zurückschauen, wenn sie sich im Advent 2018 wieder zu dieser ganz besonderen Art der Ehemaligen-Runde zusammenfinden ...