Künstliche Intelligenz durchdringt immer mehr unseren Alltag – denken wir zum Beispiel an digitale Assistenz wie Alexa oder Siri, Navigation oder autonomes Fahren. Unser Alltag, unsere Stereotype kommen aber auch zur KI: Assistenz-Anwendungen werden oft mit weiblicher Stimme und weiblichen Namen belegt („Alexa“), wo Expertise gefragt ist, sind Anwendungen hingegen mit männlicher Stimme und Namen verbunden, wie Watson oder Einstein. Muss das so sein? Eigentlich wollen wir solche Stereotype und damit einhergehende Benachteiligungen doch überwinden! Wie lässt sich der Einsatz von KI so gestalten, dass bestehende Ungerechtigkeiten hinsichtlich Geschlecht, Herkunft oder Sprache nicht fortgeschrieben werden?
Um über solche Fragestellungen zu informieren, zu sensibilisieren und Lösungsansätze aufzuzeigen, hatten WomEngineer, das Netzwerk der Frauen in der Technik an der Hochschule und AKIS Ruhr, das Interdisziplinäre Institut für Angewandte KI und Data Science Ruhr, eingeladen. Nicht nur KI-Expert*innen, auch fachfremde Interessierte kamen am 23.06.2022 im Hörsaal H9 in Präsenz oder im Live-Stream zusammen: insgesamt über 70 fachfremde kamen im Hörsaal H9 zusammen. Teilnehmer*innen folgten der Einladung und erlebten einen spannenden Nachmittag um das Thema KI.
Zur Begrüßung stellten Prof. Dr. Dorothee Feldmüller, die das Netzwerk WomEngineer in 2017 gegründet hat, und Prof. Dr. Christian Bockermann vom AKIS Ruhr ihre Institutionen vor.
Vizepräsidentin Prof. Dr. Claudia Frohn-Schauf freute sich in ihrem Grußwort, dass die Veranstaltung in Präsenz stattfinden konnte. Ursprünglich für das Jubiläumsjahr der Hochschule Bochum im Jahr 2021 geplant, hatten die Organisatoren lange gezögert, bis die Idee zur Veranstaltung schließlich zur Umsetzung kam.
Die erste Referentin, Dr. Susanne Rosenthal von der Rheinischen Fachhochschule Köln zeigte Anwendungsmöglichkeiten von KI für die digitale Identifizierung und die biochemische Optimierung auf. Letzteres ist das Thema ihrer Dissertation gewesen und ihr „Herzensprojekt“: mit KI optische Sonden für die Krebsdiagnostik entwickeln helfen und damit Krebs früher erkennen und heilen können. Ihr zweites Betrachtungsfeld: Der Einsatz von KI für die biometrische Identifizierung bei der Gesichtserkennung z.B. am Flughafen birgt bei genauer Betrachtung Risiken zur Verletzung von Datenschutz oder zur Diskriminierung. In einem Testfall wurden Fotos von Personen aus dem Internet genutzt, um Bewegungsdaten über diese Personen zu sammeln. Die Konsequenz: Beim Einsatz sind Regelwerke wünschenswert.
„Trustworthy AI – Was macht KI vertrauenswürdig?“ Mit dieser Frage beschäftigt sich Prof. Dr. Katharina Morik von der TU Dortmund, die seit 1991 eine Professur innehat, das Kompetenzzentrum für Maschinelles Lernen Rhein-Ruhr (ML2R) und einen Sonderforschungsbereich leitet. Mit der „Normalität des Durchschnittsmanns“ als Basis für die gesamte Gesellschaft – da Daten über Frauen oft nicht in richtigem Maße verwendet werden – hat sie leben gelernt, und weiß auch darüber zu reden: „Wenn in den Daten die Vorstandsmitglieder alle männlich sind, werden auch nur Männern entsprechende Posten empfohlen.“ Als Ziel schwebt ihr eine Art Waschzettel vor, der ähnlich den Angaben zur Energieeffizienzklasse von Elektrogeräten, überprüfbare Angaben zu einer KI-Methode macht. Daran wird am ML2R, das übrigens seit 1. Juli 22 Lamarr-Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz heißt, derzeit gearbeitet.
In einer abschließenden Fragerunde sprachen sich die Expert*innen dafür aus, dass KI je nach Einsatzfeld kritischer geprüft und betreut wird. Hier sind Politik und Gesellschaft gefragt, die Anwendung von KI zu hinterfragen und zu regeln.
Das anschließende Get-Together in der BO-Lounge neben dem Hörsaal war gut und lange besucht und führte die KI-Expert*innen noch in den intensiven Austausch über fachliche und weitere Fragen.
Organisiert wurde das Treffen von WomEngineer und AKIS Ruhr.
WomEngineer ist das Netzwerk der Frauen in der Technik an der Hochschule Bochum. Die Initiative WomEngineer setzt sich für die Vernetzung aller Frauen in der Technik ein, ob Studentin, Ehemalige, Mitarbeiterin oder Professorin. Ein Netzwerktreffen zu fachlichen oder überfachlichen Themen mit Erfahrungsaustausch findet einmal im Semester statt. Besondere Angebote für Frauen in der Technik sind entwickelt, ein Anliegen des Netzwerks ist auch, Leistungen von Frauen in der Technik sichtbar zu machen und die Attraktivität und gesellschaftliche Relevanz von technischen Berufen aufzuzeigen.
AKIS Ruhr ist das interdisziplinäre Institut für Angewandte KI und Data Science Ruhr. Das Institut wurde gegründet, um die angewandte Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und Data Science entlang der Ruhrachse zu fördern, sowie Impulse zur Weiterentwicklung des Masterangebotes im Bereich Data Science & KI der Hochschule zu geben. Es dient als Plattform für den wissenschaftlichen und didaktischen Austausch unter den an der Hochschule tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sowie besonders den in diesem Umfeld an der Hochschule eingeschriebenen Master-Studierenden und Studierenden am Promotionskolleg NRW (ehemals Graduierteninstitut NRW).