Die Aussichten Nordrhein-Westfalens auf eine Zukunft mit einer klimafreundlichen Wärmeversorgung sind gut. Das zeigen die Zwischenergebnisse einer Potenzialstudie, die das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE) erstellen lässt. Zum Projektkonsortium der Studien gehört neben dem Solar-Institut Jülich die Institute Fraunhofer IFAM und UMSICHT. Mit dabei sind aber insbesondere auch das Fraunhofer IEG, mit Prof. Dr. Michael Rath aus unserem Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen in einem Teilarbeitspaket, sowie für die Hochschule Bochum Prof. Dr. Benno Schmidt und Prof. Dr. Markus Jackenkroll aus dem Fachbereich Geodäsie.
NRW hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 die Wärmeversorgung des Landes, also vor allem Raumwärme und Warmwasser, durch klimafreundliche und erneuerbare Energien zu decken. Das Wärmeplanungsgesetz des Landes sieht darum vor, den Bedarf und die klimafreundlichen Potenziale wie Geothermie und industrielle Abwärme dafür regional zu ermitteln. Um den Kommunen diese Aufgabe zu erleichtern sind landesweite Daten – auch mit Hilfe des Fachbereichs Geodäsie der Hochschule Bochum zusammengetragen worden.
„Wir verknüpfen dazu in unseren Geoinformationssystemen die Information über mehrere Millionen Grundstücke und Gebäude mit Daten zu den Themen Wärmeenergiebedarf und dem Potenzial regenerativer Energiequellen sowie vielfältigen Geodaten (Landnutzung, Regionalklima, Geologie, Schutzgebiete etc.), erklärt Prof. Schmidt die Vorgehensweise. „Und es ist erstaunlich zu sehen, wie gut unser Land heute aufgestellt ist, wenn es um die Bereitstellung grundlegender Geodaten geht und wie leistungsfähig unsere komplexen Prozessierungsalgorithmen im Laufe der Jahre geworden sind“, freut sich der Geoinformatiker.
Am 26. Januar stellten LANUV und MWIKE die Zwischenergebnisse vor. Demnach gilt es bis 2045, den Wärmebedarf von 123 bis 148 TWh pro Jahr klimaneutral zu decken. Das größte mögliche Potenzial wurde bei der oberflächennahen Geothermie (135 TWh/a) ermittelt, gefolgt von der (mittel-)tiefen Geothermie (hydrothermal; 38 TWh/a) und der industriellen Abwärme (35 TWh/a). Ebenfalls erwähnenswert sind Wärmequellen wie Freiflächensolarthermie und die Abwärme von Elektrolyseuren oder Rechenzentren.
Inwiefern dieses theoretische Potenzial regional genutzt werden kann, wird nun innerhalb einer Szenarienanalyse ermittelt, die im Herbst vorliegen soll. Im Ergebnis sollen an Hand verschiedener Szenarien für jede Kommune Anwendungsmöglichkeiten dargestellt werden. Die dafür nötigen Informationen sollen am Ende im Energieatlas NRW und dem dort integrierten Wärmekataster zugänglich sein.