Am 21. November 2024 veranstaltete der Fachbereich Geodäsie der Hochschule Bochum ein hochkarätiges Kolloquium, das sich mit der Integration der vierten Dimension – der Zeit – in die Geodäsie befasste. Unter dem Titel „Geodäsie in vier Dimensionen – Datenerfassung und raum-zeitliche Analyse multitemporaler Datensätze der dynamischen Erdoberfläche“ präsentierten Prof. Dr. Daniel Czerwonka-Schröder von der Hochschule Bochum und Prof`in Dr. Katharina Anders von der Technischen Universität München aktuelle Forschungsergebnisse und zukunftsweisende Technologien.
Dekan Prof. Dr.-Ing. Dirk Eling des Fachbereichs Geodäsie begrüßte die mehr als 100 Zuhörenden und betonte die Bedeutung des Kolloquiums als Plattform für den Austausch von Wissenschaft und beruflicher Praxis. Gerade vor diesem Hintergrund zeigte er sich erfreut über die hohe Teilnehmendenzahl.
Die Geodäsie hat sich über die Jahrzehnte hinweg kontinuierlich weiterentwickelt. Die Integration der vierten Dimension – der Zeit – eröffnet neue Möglichkeiten, dreidimensionale Strukturen nicht nur präzise zu erfassen, sondern auch ihre dynamischen Veränderungen zu analysieren. Anwendungen finden sich unter anderem im Umweltmonitoring, der Katastrophenvorsorge und der Klimaforschung. Gleichzeitig bringt diese Entwicklung auch Herausforderungen mit sich, wie die Integration unterschiedlichster Datensätze, die Sicherung von Datenqualität und den Umgang mit riesigen Datenmengen.
Prof. Czerwonka-Schröder erläuterte in seinem Vortrag die Einsatzmöglichkeiten permanent installierter Laserscanner und nahm die Teilnehmer*innen mit auf eine virtuelle Reise durch Europa, um Anwendungsbeispiele vorzustellen. „Das permanente Laserscanning erlaubt uns, Veränderungen der Erdoberfläche mit nie dagewesener Präzision zu messen. Dadurch erhalten wir wertvolle Erkenntnisse über Umweltprozesse und die Auswirkungen von menschlichen Eingriffen“, erklärte er.
Von Daten zur Erkenntnis: Algorithmen als Schlüssel zur Analyse
Im zweiten Teil der Veranstaltung führte Prof`in Anders in die Welt der raum-zeitlichen Analyse ein. Sie demonstrierte, wie durch automatisierte Algorithmen die erfassten Daten zielgerichtet analysiert und wertvolle Informationen extrahiert werden können. „Die Kombination von präziser Datenerfassung und fortschrittlicher Datenanalyse ist der Schlüssel, um die dynamische Natur unseres Planeten zu verstehen und auf Veränderungen rechtzeitig reagieren zu können“, so Anders.
Hochschulen vernetzt: Expertise aus München und Bochum
Prof.in Anders studierte Geographie mit den Schwerpunkten Informatik und Umweltphysik an der Universität Heidelberg. Ihre mit Auszeichnung abgeschlossene Promotion in Geoinformatik am Geographischen Institut und Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen der Universität Heidelberg wurde durch einen Forschungsaufenthalt an der TU Delft ergänzt. Seit 2023 ist sie Professorin für Fernerkundungsanwendungen an der TUM und eine führende Stimme in der Anwendung von Algorithmen zur Analyse dynamischer Erdprozesse.
Prof. Czerwonka-Schröder absolvierte sein Studium der Geoinformatik und Vermessung an der Hochschule Mainz und promovierte an der TU Bergakademie Freiberg im Bereich Geomonitoring mit Schwerpunkt auf permanentem Laserscanning. Zwischen 2016 und 2023 sammelte er anwendungsorientierte Forschungserfahrung bei der DMT GmbH & Co. KG in Essen. Anfang 2024 folgte er dem Ruf der Hochschule Bochum, wo er als Professor für Angewandte Geodäsie tätig ist.
Faszinierende Einblicke in Forschung und Praxis
Die Veranstaltung bot den Teilnehmer*innen die Gelegenheit, Einblicke in Spitzenforschung und praxisnahe Anwendungen zu erhalten. „Die Geodäsie ist interdisziplinär. Veranstaltungen wie diese zeigen, wie wichtig der Austausch zwischen Forschung, Unternehmen und Gesellschaft ist“, resümierte Prof. Czerwonka-Schröder.
Mit ihrer Expertise und Begeisterung hinterließen die Vortragenden bei den Zuhörer*innen einen bleibenden Eindruck. Das Kolloquium zeigte, wie die Geodäsie mit ihren innovativen Technologien nicht nur unsere Umwelt beobachtet, sondern auch Lösungen für globale Herausforderungen bietet.