Man könnte ja meinen, sich über Barrieren zu unterhalten, sei ein unangenehmes Thema. Aber beim Tag der Vielfalt der Hochschule Bochum am 24. Mai 2022 war das keineswegs so: Die Gespräche, die in und an den Karrees auf der Magistrale geführt wurden, waren intensiv und offen, erzählt im Rückblick beeindruckt Initiatorin Prof. Dr. Andrea Mohnert.
Unter dem Motto „FEEL FREE – ohne Barrieren an der BO“ waren Interessierte an diesem Tag eingeladen, sich über alles auszutauschen, was es an der Hochschule als hinderlich zu erleben gab. Und die Hochschule hatte einiges aufgeboten um zu zeigen, was sie heute schon tun kann um Barrieren abzubauen: So hatte sie Dolmetscherinnen eingeladen, die mit Gebärden oder durch Verschriftlichung für beim Hören eingeschränkte Menschen das gesprochene Wort übersetzen. Und sie hatte sich die Dienste von Helge Windisch gesichert, der mit seinen Graphic-Recording-Zeichnungen auf einer großen Bildfläche die wichtigsten angesprochenen Themen in Bilder, Titel und Grafiken lebendig umsetzte.
Da ging es um Barrieren bei den Campusgebäuden wie defekte Aufzüge, Gendertoiletten, Umwege und Hindernisse für Rollstuhlfahrer*innen, um psychische Hürden und Widerstände und auch um die Folgen, die die Corona-Pandemie mit Maskenpflicht, Distanzierung und Digitalisierung des Lebens, Arbeitens und Lernens in den letzten beiden Jahren mit sich gebracht hatte…
Gut ein halbes Jahr, berichtet Andreas Schmidt vom Fachbereich Wirtschaft, hat das Vorbereitungsteam diskutiert und geplant, um den Tag der Vielfalt gelingen zu lassen. Schließlich hatte er eigentlich schon 2021 stattfinden sollen, musste aber Corona bedingt verschoben werden. Das Team, zu dem auch Benjamin Thomas, Vertrauensperson der Schwerbehinderten sowie die BO-Veranstaltungsmanagerin Kerstin Duchatz gehören, hatte sich gut vorbereit: Ein Gesprächsleitfaden für die studentischen Helfer*innen war entstanden, Stellwände mit vorbereiteten Themen waren bereitgestellt worden, Kaffee und Donuts luden zu Gesprächen in Caféhaus-Atmosphäre ein…
Am Ende wurde es, so Prof. Mohnert, „eine gelungene Veranstaltung“! Weil das Interesse am Austausch und am Thema bei allen Beteiligten spürbar war, weil, wie Andreas Schmidt vermutet, die lange Zeit des Online-Studierens und die so schnell fehlende soziale Teilhabe die Freude am persönlichen Miteinander verstärkt hat. Und so haben etwa die Teilnehmer*innen der Lehrveranstaltung von Prof. Dr. Jan Paul Lindner ihre Kaffeepause produktiv zum Tag der Vielfalt verlegt. Auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Andreas Wytzisk-Arens besuchte alle Standkarrees und lobte die Veranstaltung.
Die Auswertung der zahlreichen Anregungen, Ideen und Verbesserungsvorschläge, die bei diesem Tag gesammelt wurden, wird sicherlich noch das eine oder andere Treffen von Betroffenen und Beteiligten inspirieren. Wir werden darüber berichten.