Am 21. Und 22. Mai 2024 unternahmen insgesamt 14 Studierende der Hochschule Bochum eine Exkursion nach Hamburg. Davon sind fünf Studierende Teilnehmende des Vertiefungsfachs „BIM“ des sechsten Semesters des Bachelorstudiengangs Vermessung und neun Masterstudierende aus dem Fachbereich Geodäsie.
Dienstag – Tag 1
Ingenieurbüro Dr. Hesse und Partner Ingenieure
Am Morgen des 21. Mai versammelten wir uns am Bochumer Hauptbahnhof, um von dort mit dem ICE nach Hamburg zu fahren. Unsere erste Station des Tages war der Bahnhof Hamburg-Harburg. Von dort erreichten wir zu Fuß das Ingenieurbüro „Dr. Hesse und Partner Ingenieure“. Nach einer kurzen Vorstellung des Unternehmens erwartete uns ein ca. zweistündiger Vortrag, in dem die eingesetzten Messmethoden vorgestellt wurden. Dabei lag ein besonderes Augenmerk auf dem Einsatz von mechanischen und faseroptischen Dehnungsmessstreifen. Anhand zahlreicher Beispiele wurde die Funktionsweise und die jeweiligen Vor- und Nachteile der beiden Messmethoden erläutert. Ein besonderes Highlight war eine Metallschiene, an welcher ein faseroptischen Dehnungsmessstreifen angebracht wurde. Wir Studierenden konnten versuchen, dieses Metallstück mit den Händen zu verbiegen und die gemessene Veränderung wurde in Echtzeit auf einem verbundenen PC angezeigt.
BallinStadt – Auswanderermuseum Hamburg
Am Mittag besuchten wir dann das „BallinStadt – Auswanderermuseum Hamburg“. Dieses präsentiert auf interessante Weise die Geschichte der Auswanderung und die Schicksale der Menschen, die ihre Heimat verließen, um in anderen Ländern der Welt ein besseres Leben zu suchen. Die Ausstellung war interaktiv gestaltet und konnte durch originale Gegenstände und Dokumente ein lebendiges Bild dieser bewegten Zeit vermitteln.
Gemütlicher Ausklang
Am späten Nachmittag und nach einem kurzen Check-in im Hotel, hatten wir die Gelegenheit, Hamburg auf eigene Faust zu erkunden. Am Abend trafen wir uns dann wieder, um gemeinsam in einer gemütlichen Pizzeria zu essen. Das Essen bot die perfekte Gelegenheit, den Tag Revue passieren zu lassen und sich über die gewonnenen Eindrücke auszutauschen. Einige von uns entschieden sich, den Abend in einer weiteren Kneipe ausklingen zu lassen, während andere noch ein wenig durch die Stadt streiften, um weitere Eindrücke von Hamburg zu sammeln.
Mittwoch – Tag 2
Besuch bei BEMO
Pünktlich um 9 Uhr am Mittwochmorgen starteten wir zur Firma BEMO, die für die Erweiterung der U-Bahn-Linie U4 im Hamburger Stadtteil Geest verantwortlich ist. BEMO, spezialisiert auf Tunnel- und Bergbau, genießt einen hervorragenden Ruf dank ihrer langjährigen Expertise. Neben dem Projekt in Hamburg hat das Unternehmen auch bedeutende Großprojekte wie Tunnel in London und Stuttgart (Stuttgart 21) realisiert.
Einführung in das Großprojekt
Nach unserer Ankunft wurden wir herzlich empfangen und erhielten eine ausführliche Einführung in das Projekt. Die Erweiterung der U-Bahn-Linie U4 stellt ein bedeutendes städtebauliches Vorhaben dar, welches den Stadtteil Hamburg Geest besser in das U-Bahn-Netz integrieren soll. Ein Vertreter von BEMO erläuterte uns die verschiedenen Bauphasen und die damit verbundenen Herausforderungen. Insbesondere die geologischen Bedingungen des Bodens, der hohe Grundwasserspiegel in Hamburg und die Notwendigkeit, die Bauarbeiten so durchzuführen, dass das tägliche Leben der Anwohnenden so wenig wie möglich beeinträchtigt wird, stellten große Herausforderungen dar. Beeindruckend waren die detaillierte Planung und die modernen Techniken, die BEMO anwendet, um diese Schwierigkeiten zu überwinden. Hierzu zählt u.a. ein in Deutschland fast einzigartiger Bagger, um tiefe Baugruben ausheben zu können.
Besichtigung der Baustellen Bewehrung
Im Anschluss an die Präsentation wurden wir zu den verschiedenen Baustellen der Bauabschnitte geführt. Dabei konnten wir die Arbeit der Tunnelbauer, Vermesser, Bewehrer und Bauingenieure aus nächster Nähe beobachten. Die Besichtigung verdeutlichte uns die immense Größe und Komplexität des Projekts. Es war faszinierend zu sehen, wie die Pläne praktisch umgesetzt werden und wie präzise die Koordination sein muss. Die Führung durch die verschiedenen Baustellenabschnitte gab uns einen umfassenden Einblick in die gesamten Arbeitsabläufe.
Einsatz von vermessungstechnischen Methoden
Nach der Besichtigung der Baustellen hatten wir einen klareren Eindruck von den Dimensionen und Arbeitsabläufen. Besonders interessant war der Einsatz der dort installierten Messysteme. Auf der Baustelle sind zahlreiche Messinstrumente im Einsatz. An den betonierten Tunnelwänden sind Tachymeter installiert, die automatisch zuvor angebrachte Prismen messen. So können Deformationen der Stützwände in Echtzeit erkannt werden. Zusätzlich sind an den Gebäuden in unmittelbarer Nähe zur Baugrube Schlauchwaagen installiert, die das Absacken überwachen. Diese wurden vor Beginn der Baumaßnahmen installiert. Etwa einmal pro Monat wird zudem mittels UAV eine 3D-Punktwolke zum Dokumentationsfortschritt durchgeführt. Diese Aufnahmen sind sowohl für den Bauträger wichtig, um den Fortschritt zu dokumentieren, als auch für die Visualisierung, die für Berechnungen im Innendienst verwendet werden.
Rückreise nach Bochum
Nach einem informativen und lehrreichen Tag bei BEMO machten wir uns am Abend mit dem Zug auf den Weg zurück nach Bochum. Die Exkursion zur Firma BEMO bot uns wertvolle Einblicke in die Welt des Tunnel- und Bergbaus. Insgesamt war die Exkursion eine bereichernde Erfahrung, die unser Verständnis für die Komplexität und die technischen Anforderungen solcher Großprojekte erheblich erweitert hat.
Co-Autoren: Björn Risse, Thomas Knäuper u.A.