Labor für Fahrzeugtechnik wird zur Teststrecke
Auf dem Weg zur Arbeit im Auto gemütlich Frühstücken? Wie von Zauberhand in enge Parklücken einparken? Nie mehr Strafzettel für zu schnelles Fahren bekommen, weil der Wagen selbst die Geschwindigkeit anpasst? Neue shared mobility-Konzepte für eine bessere Nachhaltigkeit? Das Automatisierte Fahren verspricht viel: Mehr Komfort, höhere Sicherheit, bessere Effizienz. Dahinter steckt ausgeklügelte Technik. Diese wird jetzt auch am Campus Velbert/Heiligenhaus (CVH) entwickelt: Im Labor für Fahrzeug- und Regelungstechnik entsteht eine Plattform für automatisiertes Fahren.
Eine große schwarze Matte bedeckt den Boden im Labor. Viele weiße Linien schlängeln sich darauf. Mittendrin ein Miniaturwagen, ca. 50 cm lang mit vielen Sensoren. „Dem Wagen soll hier das selbstständige Fahren beigebracht werden.“, erklärt Sven Wallner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am CVH. „Wir richten die Plattform seit ca. einem Jahr ein, weil sie im neuen Studiengang Mechatronische Systeme für Vorlesungen und studentische Projekte genutzt werden soll.“ Was spannend klingt, ist nicht unbedingt einfach umzusetzen: Das Fahrzeug muss dazu in der Lage sein, sich selbst in der Umgebung zu verorten. Es muss das Umfeld erkennen, Wegstrecken eigenständig planen und dabei Hindernisse zuverlässig wahrnehmen und umfahren können. „Damit das funktioniert, statten wir die Plattform gerade mit Kameras aus, testen verschiedene Sensoren am Wagen und prüfen Softwarefunktionen“, erläutert Sven Wallner.
Einsatz im Studium
Ziel ist es, dass der Wagen die Grundlagen des automatisierten Fahrens auf der Teststrecke fehlerfrei umsetzt: Losfahren, in der Spur bleiben und die Umgebung erkennen. Die Plattform soll anschließend von Studierenden ausgebaut werden: Wer im Studiengang Mechatronische Systeme den Schwerpunkt Künstliche Intelligenz wählt, belegt automatisch das Fach das Autonomes Fahren. In der Angewandten Informatik und der Wirtschafts- und Industrieinformatik kann Autonomes Fahren als Wahlfach freiwillig belegt werden. “Im Studium sind viele Praxisarbeiten eingeplant und diese können dann auch auf unserer Plattform umgesetzt werden“, erläutert Prof. Markus Lemmen. „Denkbar wäre es zum Beispiel, dass Studierende die bestehenden Algorithmen verbessern oder neue Funktionen wie eine Verkehrszeichenerkennung oder automatisiertes Einparken entwickeln. Auch die Teilnahme an einem Ingenieur-Wettbewerb für automatisiertes Fahren ist möglich. Solche Entwicklungsprojekte unterstützen wir hier am Campus sehr gerne.“
Ein Plus für den Berufseinstieg
Möglich wird dies auch durch den Einsatz von mehreren Modellfahrzeugen. So können unterschiedliche Kleingruppen an eigenen Fahrzeugen arbeiten und individuelle Funktionen entwickeln. Für den Sprung ins Berufsleben wäre ein erfolgreicher Wettbewerb in jedem Fall eine hervorragende Referenz: Automobilhersteller und –Zulieferer setzen auf den Zukunftstrend des autonomen Fahrens und arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung. Auch die Bundesregierung unterstützt die technologische Entwicklung. 2019 hat sie bereits ein Förderprogramm in Höhe von rund 100 Millionen Euro für die Forschung zum automatisierten Fahren auf den Weg gebracht.