9. BIM Bier+Brezeln digital | 17. November 2020
Den Auftakt der digitalen Version unserer BIM Bier+Brezeln – Reihe übernahm Herr Eric Wolgast von der Werner Sobek AG. Mit Bier+Brezeln begrüßte Herr Sven Pfeiffer gemeinsam mit Herr Matthias Baitsch das breit gefächerte und deutschlandweit gestreute Publikum zum Vortrag „BIM as usual – wie digitale Schnittstellen die integrale Planung erleichtern“.
Bei BIM handelt es sich in Deutschland um eine relativ junge Methode. Laut einer McKinsey Studie hängt das hauptsächlich damit zusammen, dass der Bausektor im Bereich des Digitalisierungsfortschritts das Schlusslicht bildet. Insbesondere die Wertschöpfung, d.h. wie viel Gewinn sich pro eingesetzte Arbeitsstunde ergibt, lässt im Bausektor viel Raum nach oben. Gemeinhin ist bekannt, dass der Bausektor die Digitalisierung verschlafen hat. Mit der Einführung der BIM Methode und der Aufarbeitung und Aneignung entsprechenden Know-hows soll sich diese Lücke füllen. Mit Hilfe neuer, digitaler Konzepte soll aufgeholt und der Erfindergeist neu beflügelt werden. Die Werner Sobek AG sieht sich in genau dieser Position, ist in diversen Forschungsprojekten involviert und wendet BIM bereits seit mehreren Jahren in verschiedenen Projekten an.
Herr Wolgast beschreibt die Erprobung von BIM in der Anwendung als stark projektabhängig, da zunächst eigene Standards gesetzt werden mussten. Die Werner Sobek AG beschäftigt sich intensiv seit 2016/2017 mit BIM und hat zu Beginn eine BIM-Arbeitsgruppe gegründet, welche sich monatsweise beraten hat. Neben den Baukonstrukteuren war ebenfalls die Führungsebene Teil der Task force. Es folgten eigene Booklets für die Akquise, interne Mitarbeiterevaluationen und schließlich die standortübergreifende Projektbearbeitung. Herr Wolgast weist darauf hin, dass die Einführung keineswegs einen linearen Prozess beschreibt, sondern eher ein ständiges Auf und Ab: mit jedem erreichten Meilenstein wurde das Wissen erweitert und der Prozess fortwährend weiterentwickelt und neu erprobt. Für die meisten klein- und mittelständigen Unternehmen ist die Einführung von BIM eine sehr große Herausforderung, da die Einführung neben dem aktuellen Projektgeschehen erfolgt. Mitarbeitende erhalten die Möglichkeit sich weiterzubilden, allerdings können „herkömmliche“ Projekte nicht liegen bleiben, um neue Umsetzungsstrategien mit BIM zu entwickeln. Die Anwendung von BIM muss im Unternehmen erprobt und angepasst werden, parallel zum Marktgeschehen und im laufenden Betrieb. Daher ist es wichtig ein Konzept zu entwickeln, die Methoden in den alltäglichen Geschäftsbetrieb aufzunehmen und ggf. die Unternehmenskultur anzupassen. Der Fokus im Planungsprozess liegt nicht mehr in der Kooperation, sondern vielmehr in der Kollaboration, bei der die gemeinsame Aktivität und der Wissensaustausch im Vordergrund stehen.
Zur Frage, wann und wie ein Büro mit BIM beginnen sollte, antwortet Herr Wolgast, dass ein Testprojekt zwar die Möglichkeit bietet verschiedene Funktionen zu testen, allerdings der Druck des Projektgelingens und -abschlusses fehlt. Anhand eines richtigen Projekts lernt der Anwender besser aus seinen Erfahrungen, daher ist es sinnvoll, so früh wie möglich mit BIM zu starten.
Herr Wolgast sieht trotz der Forcierung der Digitalisierung und Automatisierung von einzelnen Arbeitsschritten weiterhin mehrere Dinge verlässlich in fester Hand: Den Verstand und die Kreativität des*r Ingenieurs*in, was keine Maschine ersetzen kann sowie die Kommunikation unter den Projektpartnern. Natürlich bringt die neue Arbeitsweise Schritte mit sich, wie den Austausch von Issues, allerdings muss die Kommunikation dennoch aufrechterhalten werden. Die BIM Methode sorgt nicht nur für die Aufrechterhaltung, sondern viel mehr für eine Optimierung und Förderung der Kommunikation.
Bezüglich der Aufbewahrungsfristen digitaler Daten, richtet Herr Wolgast sich mit dem Hinweis auf BuildingSMART und dem IFC-Austauschformat an das Publikum: Die Geometriedaten müssen auch noch in Zukunft lesbar sein. Da sich die Software ebenfalls mit Updates und Neuerungen weiterentwickeln wird, ist IFC derzeit das einzige Dokumentationsformat, welches auf lange Sicht Datenzuverlässigkeit gewährleistet.
Die Veränderungen im Unternehmen Werner Sobek, welche die COVID-19-Pandemie mit sich gebracht hat, beschreibt Herr Wolgast als sehr gering, mit dem Hinweis auf den bereits vorher stark konzentrierten Einsatz cloudbasierter Software. Somit wurde die Verlagerung des Arbeitsplatzes ins Home Office erleichtert. Die Kommunikation, so Herr Wolgast, hat sich vermehrt ins Digitale verlagert, war aber bereits vorher durch standortübergreifende Projekte, z.B. mit dem Firmenstandort in Moskau, erforderlich. Virtuelle Meetings mittels Virtual Reality waren bisher nicht nötig.