6. BIM Bier+Brezeln | 17. Dezember 2019


Herr Dipl.-Ing. Udo Bertels berichtet von Erfahrungen im BIM-Prozess mit Vermessungsleistungen

Wie BIM beim Ingenieurbüro Bertels in der Praxis bereits zum Einsatz kommt, zeigte Herr Udo Bertels anhand ausgewählter Beispiele verschiedener Vermessungsprojekte.

Gerade im Bereich der Vermessung ist die Anwendung von BIM noch nicht eindeutig geregelt. Der Vertrag legt zwar die Anwendung von BIM fest, allerdings fehlen Empfehlungen und Richtlinien zur Umsetzung von BIM und primär die Schnittstellen zur Vermessung. Herr Bertels bestätigt dies durch seine Erfahrung, dass erst parallel zum Projekt die Anforderungen und Umsetzungen entwickelt werden und gibt den Gästen mit seinem Vortrag „Der BIM-Prozess und Vermessungsleistungen – Erfahrungen aus der Praxis“ Einblicke in die Vorgehensweise seines Büros bei der Implementierung von BIM.

Unter dem Einsatz verschiedenster Technik und Gerätschaften werden eine Vielzahl an Datensätzen produziert, welche in einem Fachmodell „Vermessung“ zusammengeführt werden. So liegen Bestandsdaten oder z.B. Orthofotos vor, die durch Vermessungsarbeiten mithilfe von GPS, Tachymeter oder Laserscanner aufgenommen wurden. Problematisch wird es, wenn die Herkunft, das Aufnahmedatum, die Qualität und die Genauigkeit der Daten nicht bekannt sind. Ohne diese Informationen ist das Zurverfügungstellen der Daten in einem Modell riskant.

Herr Bertels spricht zudem die aktuelle Aufwandsproblematik im BIM-Prozess an. Die Detailtiefe für in Auftrag gegebene Modelle können dem BIM-Abwicklungsplan entnommen werden, der die Grundlage für den Vermessungsauftrag bildet. Wenn die hochdetaillierte Genauigkeit keinen späteren Nutzen findet, ist sie auch nicht erforderlich. Zudem sind Bauteilkataloge derzeit noch nicht in dem Umfang vorhanden wie benötigt – weder bei den Auftraggebern noch bei den Auftragnehmern. Diese Situation bedeutet aktuell mehr Arbeitsaufwand, da diese Daten produziert werden müssen und im Nachhinein wahrscheinlich keine Anwendung mehr finden werden, da keine kollektive Datenbank für diese Objekte existiert.

Liegt die reale Welt als digitaler Zwilling vor, ergeben sich viele Vorteile. Vorgestellt wird eine Situation, in welcher von sechs Schächten aus bis zu elf Metern in die Tiefe gemessen wird, um eine Entwässerungsanlage zu erfassen. Die laut Dokumentation erwarteten Rohrsysteme wurden nicht vorgefunden, anstelle dessen ein eckiges Schachtbauwerk mit ca. sieben Metern Spannweite. Neben der Soll-Ist-Situation sind ebenfalls Rückschlüsse auf das Material und den Zustand des Bauwerks in der Tiefe möglich. Eine Begehung durch eine Person ist nicht mehr von Nöten.

Abschließend betont Herr Bertels, dass BIM funktioniert und fordert das Publikum auf, es einfach zu probieren: „Dafür sind wir Ingenieure, wir können Lösungen finden. Fragen ergeben sich erst dann, wenn man macht und anfängt.“.

Nach dem Vortrag gibt es Raum für Austausch und Diskussionen.

In der anschließenden Fragerunde ergeben sich u.a. folgende Fragen aus dem Publikum:

„Was muss ein künftiger BIM-Vermesser mitbringen?“

Neben dem Wissen über die BIM-Methode, müssen vor allem der Workflow und die Vorgehensweise in einem BIM-Projekt bekannt sein, ebenso wie Begrifflichkeiten und Rollenverteilungen, z.B. was steht in den AIA, was ist der BAP? Herr Bertels hebt die neuartige Form des vom BIM Institut angebotenen Moduls positiv hervor, in der Studierende der drei Fachbereiche Architektur, Bau- und Umweltingenieurwesen und Geodäsie zusammenarbeiten. Seiner Meinung nach muss die Kommunikation zwischen den einzelnen Fachsparten und Gewerken im Vordergrund stehen und Schnittstellen zwischen den Fachbereichen besser einsehbar sein.

„Ist der Planungsprozess durch BIM verkürzt? Ist dem Bauherrn bewusst, dass z.B. Materialien frühzeitig festgelegt werden müssen?"

Durch die Auftraggeber-Informations-Anforderungen wird es immer transparenter, was wie gemacht werden muss, was mit dem BIM-Prozess erreicht werden soll. Hierdurch ergibt sich eine Zeitschiene, die laut Herr Bertels in seinen eigenen Projekten allerdings noch nicht klar greifbar ist. Herr Bertels stellt sich den Prozess so vor, dass gleich zu Beginn festgelegt wird, was in der Vorplanung, Entwurfsplanung und Ausführungsplanung benötigt wird. Aktuell geschieht noch alles gleichzeitig.