Wie Building Information Modeling (BIM) digital vernetzte Planungsprozesse unterstützen kann zeigen eindrucksvoll die Ergebnisse des fachbereichsübergreifenden Projektseminars der Bachelorstudiengänge Architektur und Bauingenieurwesen im Sommersemester 2021. Denn die studentischen Teams haben sich nicht nur der Herausforderung gestellt, Entwürfe und Ablaufkonzepte für eine mögliche Erweiterung des Bochumer Campus auf dem Gelände der Kindertagessstätte gegenüber dem Haupteingang der Hochschule zu gestalten. Sie haben auch Visionen und Pläne für ein Gebäude entwickelt, das ihren eigenen Vorstellungen einer attraktiven Hochschule entspricht.
Die Planungsaufgabe, erläuterte dazu Architekturprofessor Sven Pfeiffer, bestand darin, die Hochschule um einen Ort der fachlichen, kulturellen und persönlichen Begegnung zu erweitern. Entsprechend gehörten zum Raumprogramm ein multifunktional nutzbarer Vortrags- und Ausstellungsraum, eine Bibliothek und eine Cafeteria. Die „Studierenden sollten sich überlegen, wie man Hochschule neu denken kann: als Ort des gemeinsamen Lebens und Lernens, als Ort, wo man gern hingeht.“ Die Pläne der BIM-Teams verstehen sich dabei als Beitrag zur Diskussion über die bauliche Zukunft der Hochschule Bochum, von der tatsächlichen Erweiterung des Campus auf dem Gelände werden die Gebäude wahrscheinlich deutlich abweichen.
Denn in dem Projektseminar sollen die Studierenden an einer möglichst konkreten Planungsaufgabe, zu der sie einen persönlichen Bezug haben, die Möglichkeiten des Building Information Modeling im Hochbau kennenlernen und die praktische Arbeit damit erlernen. So simulieren sie die Planung und Entstehung eines Bauwerks, wie es in der tatsächlichen BIM-Praxis sowohl als reales Gebäude als auch als digitaler Zwilling mit allen Eigenschaften, von Bauplänen über Materialien und verwendeten Produkten bis hin zu Arbeitsprozessen, Gewerken und Aufträgen an ausführende Unternehmen entstehen würde.
Organisatorisch anspruchsvoll war das Projektseminar nicht nur wegen der Aufgabenstellung, erzählen Bauinformatik-Professor Dr. Matthias Baitsch und BIM-Institutsmitarbeiter Leonard Illerhaus. Vier gemischte Teams aus den Fachbereichen Bau- und Umweltingenieurwesen sowie Architektur waren beauftragt, unter Pandemie-Bedingungen mit jeweils gemeinsam genutzter BIM-Softwareplattform (CDE) so eigenständig wie möglich das neue Gebäude zu entwerfen, zu konstruieren und das Bauprojektmanagement inklusive der virtuellen Einrichtung der Baustelle mit Zufahrten, Anlagen und Lagerflächen zu planen.
Dies in einem Semester zu schaffen, setzte gute Planung und Betreuung voraus. Der Start ins Projekt war ein samstägliches Online-Seminar. Die Teams mit jeweils rund einem Dutzend Studierender teilten die Aufgaben auf und bestimmten Koordinatoren und Fachautoren. Zwei Zwischenabgaben und Feedback in der großen Online-Runde mit allen Gruppen halfen dabei, auch beim Arbeiten auf Distanz einen kontinuierlichen Lernprozess bis zur endgültigen Abgabe zu ermöglichen.
So unterschiedlich wie die vier verschiedenen Entwürfe, die dabei entstanden, waren dann auch die Herausforderungen, die es zu bewältigen galt. Ein Planungsteam etwa erdachte eine Konstruktion, bei der der Dachfirst gegenüber der Längsachse des Gebäudes verdreht ist. Die sich daraus ergebende Gebäudegeometrie mit ansteigenden und abfallenden Traufkanten machte die Konstruktion und Berechnung der einzelnen Bauteile zu einer echten Herausforderung. Ein anderes Team entschied sich für drei kreisrunde Räume in einem Gebäude mit organisch wirkenden Grundriss. Bemerkenswert ist dabei das sternförmige Tragwerk über dem großen Vortragsraum, das ein wenig an die Mero-Konstruktion der BlueBox erinnert. „Überhaupt“, meint dazu Prof. Pfeiffer mit einem kleinen Lächeln: „die BlueBox taucht in jedem Entwurf irgendwo auf…“