Ein weltweites Netz von Radioteleskopen wird in der Geodäsie genutzt, um Radiowellen von Fixsternen zu beobachten. Aus den gewonnenen Daten wird die Distanz zwischen zwei Standorten auf wenige Millimeter genau ermittelt. Diese Daten werden aber auch genutzt, um die sich ständig ändernde Erddrehrate zu ermitteln. Ohne diese Informationen wäre zum Beispiel das weiltläufig genutzte GPS nur wenige hundert Meter genau – Navigation mit dem Smartphone wäre unmöglich.
Die Antennenstruktur eines Teleskops darf sich bei diesen hohen Genauigkeitsanforderungen nicht „verbiegen“. Dies ist jedoch aus statischen Gründen kaum einzuhalten, da die Antennen einen Durchmesser von bis zu 26 m aufweisen (das entspricht der Höhe von Gebäude A). Die Vermessung der Deformation der Antenne ist vom Boden aus mit herkömmlichen Methoden nicht möglich, falls die Antenne in den Zenit ausgerichtet ist. Eine photogrammetrische Aufnahme per UAV (Unmanned Aerial Vehicle, hier: Drohne) schien jedoch möglich. Prof. Dr. Ansgar Greiwe vom Fachbereich Geodäsie hat hierzu gemeinsam mit KollegInnen der Frankfurt University of Applied Sciences ein Messkonzept entwickelt.
Erste Versuche im Jahr 2018 in Onsala/Schweden gezeigt, dass eine Erfassung möglich ist. Die dortige Antenne (13 m Durchmesser) weist eine Deformation von ca. 10 mm auf. Nach seiner Berufung an die Hochschule Bochum wurden bei Messungen in Wettzell im Jahr 2021 für eine 20 m große Antennenoberfläche eine Änderung von ca. 20 mm nachgewiesen. Auf einer internationalen Konferenz wurde das Team aus Frankfurt und Bochum nach Hobart, Australien eingeladen, um die dortige 26 m (!) große Antenne einzumessen.
Im Zeitraum Februar und März 2024 wurden in fünf Wochen in 237 Flügen über 92.000 Aufnahme erzeugt. Erste, vorläufige Ergebnisse liegen nun vor – die Antennenoberfläche weist eine Deformation von deutlich unter 10 mm auf. Verwunderlich, wenn man bedenkt, dass dieses Teleskop von der NASA in den 1960ern gebaut wurde, um die Apollo Missionen zu tracken.