Von Rüdiger Kurtz
Wirtschaftsrecht mit Schwerpunkt Arbeitsrecht ist ihr Fachgebiet. "Das hört sich für die meisten Studierenden erst einmal nicht sehr spannend an", lacht Feyzan Ünsal. Es sei dann an ihr, Interesse zu wecken und Diskussionen in Gang zu bringen. Dafür müssten mit Nicht-Juristen oft erst einmal sprachliche Hürden überwunden werden. "Die juristische Fachsprache wird meist als sehr altmodisch und umständlich wahrgenommen", berichtet Ünsal: "Ich werde von meinen Studierenden häufig gefragt: Warum bringt man es nicht auf den Punkt?".
Feyzan Ünsal wurde 1976 in Ankara (Türkei) geboren. In Düsseldorf verbrachte sie dann ihre Schulzeit und Jugend. Von 1995 bis 2000 studierte sie Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Bonn. Es folgten ein Postgraduiertenstudium zum European Master in Law and Economics in Belgien und Frankreich und das Referendariat am OLG Düsseldorf. Anschließend schrieb Feyzan Ünsal ihre Dissertation und war Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam. Ab 2008 arbeitete sie dann als Rechtsanwältin für mehrere Großkanzleien und als Justiziarin bei Lufthansa Technik.
"Parallel zu meiner Tätigkeit als Anwältin war ich immer wieder auch als Dozentin tätig", erzählt Feyzan Ünsal: "Ich habe schnell gemerkt, dass mir das wissenschaftlich-didaktische Arbeiten viel Freude bereitet." Ihre Arbeit als Anwältin empfand sie dagegen häufig als beengend. "Als Anwältin hatte ich oft das Gefühl, mich in einem ständigen Kampf zu befinden", so Ünsal: "Man kämpft für seine Mandanten und gegen einen Gegner. Das fordert viel Kraft." Da sie gerne auch mehr Zeit mit ihrer 6-jährigen Tochter und ihrem Mann verbringen wollte, reifte die Idee, in die Lehre zu wechseln.
Im vergangenen Jahr bewarb sich Feyzan Ünsal auf eine ausgeschriebene Professur an der Hochschule Bochum. Es folgte die Berufung zum Sommersemester 2022. Nach über einem halben Jahr in ihrer neuen Tätigkeit, zieht sie ein erstes sehr positives Fazit. "In meiner Dozententätigkeit kann ich viel zwangloser agieren, ich lache jetzt mehr, mit meinen Studierenden aber auch über mich selber", erzählt die 46-jährige: "Und ich freue mich, wenn ich merke, dass ich Ängste oder Vorurteile abbauen und den Studierenden einen Zugang zum und ein grundlegendes Verständnis für das Recht eröffnen kann."
Im Ruhrgebiet und an der Hochschule Bochum hat sie sich von Anfang an sehr wohl gefühlt. "Da ich in Düsseldorf groß geworden bin, ist mir die Gegend vertraut", so Ünsal: "Die Menschen hier sind sehr offen und mit den Kolleginnen und Kollegen bin ich von Anfang an sehr gut klargekommen." Positiv überrascht war sie von der großen Hilfsbereitschaft, die ihr nicht nur am Fachbereich entgegengebracht wurde. "Das gelebte Miteinander an der Hochschule hat mir den Einstieg leicht gemacht", freut sich Feyzan Ünsal. Und ihre Freude an der Lehre und am Fachgebiet, das strahlt die motivierte Juristin deutlich aus, will und wird sie auch im laufenden Wintersemester auf ihre Studierenden übertragen.