Wie beeinflusst der CO2-Preis die finanzielle Situation privater Haushalte in Deutschland? Welche Rückverteilungsmaßnahmen können die soziale Gerechtigkeit fördern und gleichzeitig dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Prof. Dr. Stephan Sommer vom Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Bochum in einer aktuellen Studie, die in Zusammenarbeit mit Kathrin Kaestner, Lisa Kruse und Antonia Schwarz mit dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) durchgeführt wurde.
Die Studie beleuchtet die Auswirkungen der CO2-Bepreisung auf Haushalte in den Bereichen Wärme und Verkehr – zwei der größten Emissionsquellen in Deutschland. Obwohl der CO2-Preis ein zentraler Baustein der Klimapolitik ist, wird er bisher zurückhaltend eingesetzt. Hauptgrund sind Befürchtungen, dass er vor allem für einkommensschwache Haushalte zu einer Belastung werden könnte.
Mithilfe detaillierter Haushaltsdaten und eines Mikrosimulationsmodells analysierten die Forschenden verschiedene Preishöhen und Entlastungsmaßnahmen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass eine einkommensabhängige Rückverteilung am progressivsten wirkt. Pauschale Pro-Kopf-Zahlungen stellen ebenfalls eine wirksame Möglichkeit dar, regressive Verteilungswirkungen zu reduzieren, während Strompreissenkungen vergleichsweise wenig soziale Ausgewogenheit bieten. Besonders Einzelhaushalte profitieren von speziell zugeschnittenen Maßnahmen.
„Klimapolitik braucht Akzeptanz – und die entsteht durch soziale Gerechtigkeit“
„Der CO2-Preis ist ein unverzichtbares Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel. Doch seine Wirksamkeit hängt davon ab, wie fair und ausgewogen er gestaltet ist,“ erklärt Prof. Dr. Stephan Sommer, Experte für Umwelt- und Energieökonomik an der Hochschule Bochum. „Unsere Forschung zeigt, dass gezielte Rückverteilungsmaßnahmen finanzielle Belastungen ausgleichen und damit auch die gesellschaftliche Akzeptanz für klimapolitische Maßnahmen stärken können.“
Die Studie unterstreicht zudem die Notwendigkeit, besonders stark betroffene Haushalte – wie jene mit geringen Einkommen oder hohem Energieverbrauch – über allgemeine Rückverteilungsmaßnahmen hinaus gezielt zu unterstützen. Solche Maßnahmen könnten helfen, die notwendige Anpassung an eine klimafreundlichere Lebensweise sozialverträglich zu gestalten.
Mit ihren Erkenntnissen liefert die Studie wichtige Impulse für die Weiterentwicklung einer Klimapolitik, die ökologische Ziele mit sozialer Gerechtigkeit verbindet – eine Aufgabe, die in der politischen und gesellschaftlichen Debatte zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Die Studie ist in der Zeitschrift Perspektiven für Wirtschaftspolitik erschienen:
Der CO2-Preis in Deutschland: Verteilungswirkungen und Möglichkeiten der Rückverteilung