In den mehr als fünf Jahrzehnten ihres Bestehens hat sich die Hochschule Bochum – nach der Ruhr-Universität – zur zweitgrößten Hochschule der Ruhrmetropole entwickelt. Mit zahlreichen Studienangeboten, Forschungsaktivitäten und Transferinitiativen in den Bereichen Bau, Ingenieurwesen und Wirtschaft steht sie für zukunftsorientierte Fachkräfteausbildung und anwendungsnahe Innovationen. Als eine der ersten Hochschulen des Landes integrierte sie strategisch das Thema Nachhaltigkeit von der Lehre über die Forschung bis zur Verwaltung in alle Bereiche des Hochschulbetriebs und wurde so zum Motor für eine nachhaltige Entwicklung des Ruhrgebiets und darüber hinaus.
Im Rahmen ihres Antrittsbesuchs am 9. Februar 2023 hatte NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes Gelegenheit, die Entwicklungen, Herausforderungen und Potenziale der Hochschule gleichermaßen kennenlernen und sich hierzu mit dem Präsidium und Forschenden der Hochschule intensiv auszutauschen.
Besonderes Interesse zeigte Ministerin Brandes am Beitrag der Hochschule zum Thema Fachkräftesicherung, nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden demographiebedingten Rückgangs der Studierendenzahlen. Zeitgemäße Studienangebote mit Nachhaltigkeitsbezug, praxisnahe Lehr- und Ausbildungsformen, eine auf die didaktische Qualität ausgerichtete Digitalisierung sowie ein besonderer Fokus auf die vielfältigen Lebens- und Lernvoraussetzungen der Studierenden im Ruhrgebiet sind nur einige Beiträge der Hochschule zu dieser gesellschaftlichen Herausforderung.
Eine Reaktion der Hochschule auf die Klimakrise war die Einführung des neuen Studiengangs Regenerative Energiesysteme (RES), der zum Wintersemester 2022/23 erfolgreich mit 30 höchst motivierten Studierenden startete. Als praxisnaher Studiengang mit Projektarbeiten, Planspielen, Praktika und Exkursionen leistet er einen wichtigen Beitrag für die Transformation unserer Energieversorgung hin zu regenerativen Energieträgern und bildet die hierfür dringend benötigten Fachkräfte aus. Mit der Einführung verbunden war auch die durch das Land NRW unterstützte Einrichtung von vier neuen Professuren, die das bereits vorhandene Know-how der Hochschule ergänzen und der Forschung auf den Gebieten wie Elektrische Energietechnik, Gebäudetechnik, Geothermie und Wasserstoffspeicherung neue Impulse geben.
Das Thema Nachhaltigkeit prägte in weiten Teilen den Besuch von Ministerin Brandes. So nutzte sie auch die Gelegenheit zum Austausch mit Prof. Dr. Semih Severengiz, der über aktuelle Forschungsarbeiten zu elektrischer Mikromobilität und energieautarken Quartieren berichtete. Er stellte exemplarisch den BObby Energy Hub, eine Solarladestation für E-Roller vor und ging auch auf das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderte Projekt MoNaL (Mobilität nachhaltig über den Lebenszyklus gedacht) ein. Das Projekt verfolgt das Ziel, nachhaltige Mobilitätsangebote für die Länder Subsahara-Afrikas zu schaffen. Hierfür werden in Ghana, wo 15 % der Bevölkerung noch keinen Zugang zum Stromnetz haben, die Einführung und Nutzung von Solarstrom-gespeisten E-Mopeds und -Lastenrädern erprobt. Aktuell erweitert das Forschungsteam dort ein pilothaft installiertes Solar-Mini-Grid mit der für die Erzeugung, Speicherung und Umwandlung von grünem Wasserstoff nötigen Technik. Ein Ansatz der auch für Schaffung energieautarker Quartiere in NRW wichtige Impulse liefern kann.
Mit dem Thema Bauen wurde ein weiterer wichtiger Schwerpunkt beim Besuch der Ministerin gesetzt. Standen zunächst Planungen und offene Fragen zur Sanierung, Modernisierung und Weiterentwicklung des Campus-Geländes auf der Gesprächsagenda, besuchte Ministerin Brandes nach einer Besichtigung des Hochschulgeländes das interdisziplinäre BIM-Institut der Hochschule Bochum. Building Information Modeling – kurz BIM – ist eine softwarebasierte Methode die den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks von der Entwicklung über die Planung, das Bauen und das Sanieren bis hin zur Nutzung auf Basis eines digitalen Zwillings abbildet. So anspruchsvoll die Einführung dieser Digitalisierungsmethode für Baugewerbe, Kommunen und öffentliche Institutionen sein mag, so groß sind am Ende auch die Vorteile: der schnellere Austausch von Informationen und die effiziente Zusammenarbeit über Gewerke hinweg, weniger Fehler und die mögliche Einsparung von Kosten sind nur einige davon.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Hochschule bereits vor sechs Jahren auf den Weg gemacht, mit der Gründung des interdisziplinären BIM-Instituts – getragen von den Fachbereichen Architektur, Bau- und umweltingenieurwesen sowie Geodäsie – einen Beitrag zur Etablierung der BIM-Methode in der Region zu leisten. Wie Prof. Dr. Dirk Eling ausführte, liegt der Fokus des Instituts daher insbesondere auf den Arbeitsfeldern Transfer und Weiterbildung.
Aktuell bringt sich das Institut in das EFRE-Projekt BIM.Ruhr ein. Im Rahmen des Projektes werden existierende Bauwerke der Region exemplarisch modelliert und aus den gewonnen Erfahrungen BIM-Leitfäden und -Handlungsanweisungen abgeleitet. Diese werden gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen veröffentlicht und stellen zukünftig eine wertvolle Arbeitsgrundlage für die Praxis dar.
Ministerin Brandes – als ehemalige Geschäftsführerin von Europas größtem Architektur- und Ingenieurbüro selbst Profi auf dem Gebiet – folgte den Ausführungen des BIM-Institutsteams äußerst interessiert und betonte die Chancen der BIM-Methode: Oft habe sie erfahren dürfen, wie wichtig das gemeinsame Arbeiten unterschiedlicher Gewerke an einer Planung sein könne. Fazit der Ministerin: „Weiter so!“