Ein neues Großgerät im Labor für Baustoffe und Konstruktiven Ingenieurbau bereichert jetzt Forschung und Lehre der Hochschule Bochum: Es ist ein großer Leistungsprüfstand, der die Prüfung der Tragfähigkeit von Bauteilen sowohl unter statischer als auch unter dynamischer Last ermöglicht. Ende September wurde die Anlage im Beisein zahlreicher Mitglieder des Fachbereichs Bau- und Umweltingenieurwesen sowie Hochschulkanzler Markus Hinsenkamp offiziell eröffnet.
Waren an der Hochschule Bochum Materialprüfungen bislang nur in kleinem Maßstab möglich, können in Zukunft großmaßstäbliche Versuche an Bauteilen mit Längen von bis zu 5 Metern und Breiten von bis zu 1 Meter durchgeführt werden. „Das eröffnet uns ein neues Kapitel der Forschung im Labor für Baustoffe und Konstruktiven Ingenieurbau“, freut sich Laborleiter Prof. Dr. Andreas Dridiger. Nur durch den großen Maßstab ist es möglich, alle Effekte des Trag- und Verformungsverhaltens von Bauteilen korrekt zu erfassen sowie Methoden zu entwickeln, anhand derer der Zustand eines Tragwerkes zuverlässig und automatisiert bestimmt und überwacht werden kann.
Und die Besucher*innen des kleinen Festakts konnten das Gerät bereits bei einem eindrucksvollen Einsatz erleben. Im Auftrag der Firma Unidome GmbH, mit der die Hochschule schon in der Vergangenheit zusammengearbeitet hat, führte das Labor Zulassungsversuche für Hohlkörperdecken durch, die als Halbfertigteile ausgeführt werden sollen. Mit einem Knall brach das gerade aufgelegte 3 Tonnen schwere Prüfteil schließlich und beeindruckte so die anwesenden Gäste.
Natürlich dient die Anlage nicht nur der Untersuchung von Betonteilen in verschiedenen Projekten. Beteiligt an der Entstehung des Großgeräteantrages war auch Prof. Dr Stephan Löring, der ihren Einsatz etwa bei Untersuchungen im AiF-Projekt „Entwicklung von Mauerwerksystemwänden aus großformatigen Porenbeton-Elementen mit optimierten Trageigenschaften unter Erdbebeneinwirkung“ plant.
Und nicht nur Forschende des Baufachbereichs haben mit dem Leistungsprüfstand einiges vor. Prof. Dr.-Ing. Inka Mueller aus dem Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau beschäftigt sich bereits seit ihrer Zeit als Juniorprofessorin an der Ruhr-Universität mit dem Themenbereich des Structural Health Monitoring (SHM), der automatisierten Überwachung von Strukturen mithilfe fest installierter Sensorik und automatisierter Datenauswertung, die für verschiedenste Anwendungen wie der Infrastrukturüberwachung und der Überwachung maschineller Anlagen genutzt werden kann.
Ihr Fokus richtet sich vor allem auf wellenbasierte SHM und ihre Gütebestimmung. So soll der Leistungsprüfstand etwa den Vergleich bzw. die Kombination von Methoden zur modellgestützten Bewertung der Leistungsfähigkeit von SHM-Systemen basierend auf geführten Wellen und experimentellen Untersuchen ermöglichen.
Als Verantwortlicher angeführt hat die Gruppe der Antragsteller Prof. Dr. Andrej Albert. Er erzählt, dass, nachdem die Ideen und Wünsche für die Anlage zusammengetragen waren vor allem eine Frage im Raum stand: „Wie finanzieren wir unseren Prüfstand?“ Und Prof. Löring wusste den ersten Schritt: Sie fragten Kanzler Markus Hinsenkamp. Und der kannte die Antwort: „Schreibt einen Großgeräteantrag an die Deutsche Forschungsgemeinschaft!“
Das war ein anspruchsvolles Unterfangen, erinnert sich jetzt der Kanzler. „So etwas klappt nur, wenn Verwaltung und Wissenschaft zusammenarbeiten“, betont er.
Über 600.000 Euro hat das Großgerät gekostet. Ausgeschrieben wurde es im Februar 2022, gebaut hat es die DYNA-MESS Prüfsysteme GmbH.
Die Mühe hat sich gelohnt. Das neue Gerät kann auch Aufträge aus der Wirtschaft ermöglichen und auch weitere neue Kooperationsprojekte. Und es erhöhe die Sichtbarkeit und Strahlkraft der Hochschule, freut sich Kanzler Hinsenkamp.