von Sabine Neumann
Ganz viel Fleiss, Disziplin und eine kleine Portion Glück spielten für Dr.-Ing. Andreas Dridiger (36) wichtige Rollen in seiner beruflichen Laufbahn: Der Laborleiter im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen an der Hochschule Bochum bestand jetzt im Rahmen eines kooperativen Promotionsverfahrens seine Doktorprüfung mit 1,0.
Dabei sah sein Werdegang erstmal ganz anders aus: Der gebürtige Russlanddeutsche („ich bin in Karpinsk geboren“) hatte ursprünglich an der Fachschule Karpinsk einige Semester Maschinenbau absolviert, kam aber dann 2001 nach Deutschland. Hier durchlief er verschiedene Integrationskurse und Maßnahmen, bis er sich 2006 entschloß an der Hochschule Bochum Bauingenieurwesen zu studieren – mit der Begründung: „Ich komme ursprünglich aus einer Maschinenbaufamilie, deshalb wollte ich einfach mal etwas Neues machen. Ich brauche immer wieder Herausforderungen in meinem Berufsalltag.“ 2009 machte er in Bochum seinen Bachelor und begann noch im gleichen Jahr mit „dem Master“.
Zwischendurch jobbte er immer wieder als studentische Hilfskraft im Baustofflabor der Hochschule oder aber auch bei der Ingenieurgesellschaft R&P Ruffert in Düsseldorf: „Während ich in Bochum an verschiedenen Forschungsprojekten beteiligt war, befasste ich mich als Werkstudent in Düsseldorf u.a. auch mit der Tragswerksplanung im Hoch- und Brückenbau und der Berechnung von nichtlinearen Finite-Elemente Simulationen.“
Nach weiteren zwei Jahren hatte er seinen Masterabschluß, Vertiefungsrichtung Nachhaltiges Bauen, mit der Gesamtnote „sehr gut“ „in der Tasche“. Das Thema der Masterarbeit lautete: „Untersuchungen zu Auswirkungen der Tragswerksduktilität im Rahmen des Erdbebennachweises gemäß DIN 4149.“
Schon während der Studienzeit fiel Andreas Dridiger „seinem Prof“ Andrej Albert (Fachgebiet Massivbau im Fachbereich Bau – und Umweltingenieurwesen) angenehm auf: „Er hatte stets Bestnoten und engagierte sich sehr stark während seiner beruflichen Tätigkeiten als studentische Hilfskraft an der Hochschule. Er war einfach bestens geeignet für eine Promotion.“ Für Dr.-Ing. Dridiger war dieser Weg genau richtig: „Das war ein Traum für mich, denn ich wollte gerne weiter forschen und meine Kenntnisse vertiefen. “
Bei der Umsetzung des kooperativen Promotionsverfahrens gab es überhaupt keine Probleme: Professor Albert hatte aus seinen früheren beruflichen Tätigkeiten gute Kontakte zur TU Kaiserlautern und dort zu Professor Dr.-Ing. Schnell und zu seinem Nachfolger Professor Dr.-Ing. Glock. Gemeinsam übernahmen sie die Betreuung von Andreas Dridiger (Promotionszeit 2014 bis 2019). „Ich habe sowohl an der TU Kaiserlautern als auch an der Hochschule Bochum als wissenschaftlicher Mitarbeiter u.a. diverse Forschungsprojekte betreut und kümmerte mich in Lehre und Forschung um die Studierenden,“ erinnert sich Dr.-Ing. Dridiger zurück.
Am 23.Mai 2019 war es dann soweit: Mit der Note 1,0 bestand er die mündliche Doktor Prüfung. Das Thema der Dissertation lautet: „Zur Ermittlung von Zwangschnittgrößen in Hochbaudecken aus Stahlbeton.“
Wie geht es nun für den engagierten Dr.-Ingenieur weiter? Bereits seit Oktober 2018 ist er Laboringenieur im Fachbereich Bau – und Umweltingenieurwesen an der Hochschule Bochum: „Für uns ist es ein Riesenglück ihn zu haben,“ freut sich Professor Andrej Albert. Zu Dr. Dridigers täglichen Aufgaben gehört u.a. die Bearbeitung von Drittmittelprojekten, die Instandhaltung aller Geräte und die Betreuung von derzeit 10 Studierenden, die mit ihrer Abschlussarbeit bald fertig werden wollen. Er hält Bachelorvorlesungen im Fach Baustoffkunde und leitet das Laborpraktikum.
Dr.-Ing. Andreas Dridiger, verheiratet und Vater einer 15jährigen Tochter, freut sich über diesen Job. „Ich arbeite sehr gerne in meinem Beruf, freue mich immer wieder über neue Herausforderungen, denn Lehre und Forschung sind einfach meine Arbeitsschwerpunkte, ebenso aber auch die Praxisarbeiten mit den Studierenden.“
Info zur Promotion an Fachhochschulen:
Laut Hochschulrektorenkonferenz promovierten von 2015 bis 2017 im Rahmen des kooperativen Promotionsverfahrens insgesamt 1575 Doktoranden an 87 deutschen Fachhochschulen und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Das war ein deutlicher Anstieg um 26 Prozent im Vergleich von 2012 bis 2014. Schwerpunkt waren hier die Ingenieurwissenschaften. 92 Prozent der Universitäten haben nach ihren Angaben inzwischen in den einschlägigen Hochschulordnungen entsprechende Regelungen festgeschrieben, die einen Zugang von FH/HAW-Absolventen zur Promotion gewährleisten sollen.